Baukunst in Baden
  Zuzenhsn. Kirche (07)
 


ein Bild
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Evangelische Kirche in Zuzenhausen (Rhein-Neckar-Kreis)   /   Johann Thierry?   /   1828-31

Schönes Gotteshaus im primären Grundtypus. Auch am Ortseingang von Zuzenhausen (bei Sinsheim) strebt also der Kirchturm kraftvoll aus der Vorderseite des Langhauses gen Himmel.
     Neben der durch die Mittel Weinbrenners leicht erwirkten Monumentalität fällt vielleicht zumeist das ausgesprochen flache Turmdach auf. Jenes Zeltdach besitzt dergestalt niedrige Neigung, dass man es selbst aus einiger Entfernung kaum gewahren will. Weil nun im Kirchenbau des Weinbrenner-Stiles das Turmdach immer von signifikanter und damit von belebender Wirkung, erlangt das Fehlen desselben für das Zuzenhausener Bethaus ein umso strengeres Auftreten. Man mag solches Verfahren des Baumeisters als Variation gerne begrüßen, als Standardmaßnahme jedoch kaum wünschen — die Kunst des formalen Minimums, von Friedrich Weinbrenner so trefflich ausgelotet, sie kann auf das pyramidale Turmdach, welches zumeist glücklich als eigener Baukörper auftritt, nur schwer verzichten.
     Im Falle des Zuzenhausener Gotteshauses tritt hilfreich die bildhafte Vorderansicht zur Seite. Lustig die kleinen Halbkreisfenster in den beiden Dreiecksgiebel-Abschnitten. Sie sitzen zwar (nach Geschmack des Autors) ein wenig zu nahe am Schräggeison, dafür aber sind sie geschickte Wiederholung des größeren Halbkreisfensters über dem Haupteingang. Derselbe auch schön formuliert: man beachte die beiden Turmabschnitte recht und links von ihm — ein Kämpfergesims gewinnt aus ihnen zwei mächtige Pfeiler. Die eigentliche Freigabe des Eintritt erfolgt durch zwei kleinere Pfeiler, ein Gebälk hievend.
     Auch das Glockengeschoss ward gekonnt ausgeführt. Hier zumeist auffällig (nach dem "Fehlen" des Daches), dass die Eckpilaster in gleicher Flucht wie der Turmkorpus unter ihnen — in aller Regel weichen erstere sichtbar zurück; hier verzichten sie zugunsten einer klarer formulierten vertikalen Wirkrichtung des Turmes, freilich zum Preis wiederum gesteigerter Strenge (das allerdings eine Variation, die dem Geiste des Weinbrenner-Kanons keineswegs zuwider; dementsprechend auch an anderen Bauwerken zu sichten). Von sehr guter Wirkung die Stämmigkeit (Breite) der vier Eckpilaster — ihr jeweiliger Abstand bietet gleich zwei rundbogigen Schallfenstern Anlass. Dann ein hoher Gebälkstreifen (in guter Proportion zu den Pilastern, den Eindruck der Schwere befördernd) und endlich das Dachgesims, wegen des unsichtbaren Daches geradezu wie eine Flachdachscheibe erscheinend.
    Bleibt für den Turm zu ergänzen, dass sich der vertikale Zug, welcher durch die Stellung der Eckpilaster ohnehin begünstigt, durch das Fehlen von Turm und Schiff zusammenbindenden Gesimsbändern nochmals verstärkt.
   Das Langhaus wird durch hohe, zweigeteilte Rundbogen-Fenster rhythmisiert. Sie sind durchaus eng gestellt, was ein weiteres Mal das strenge Bild des Gebäudes befördert. Diese Engstellung begünstigt auch den konstruktiven Eindruck des Schiffes, also als sei der Baukörper des Langhauses auf den Längsfassaden in Pfeiler überführt. Aus der Nähe betrachtet aber gewahrt man, dass die Fenster nicht ganz bis zum Sockel geführt, der Lochfassaden-Charakter und damit der Baukörper bewahrt wurden. Der Autor zumindest störte sich ein wenig daran — der Strenge des Bauwerkes stünde die konstruktive Wirkung durchaus (noch) besser an; und so preferierte ich den Blick aus einiger Entfernung.


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