Die Ortenburg zählt zu den schönsten und markantesten Burgen der gesamten Rheinebene. Die Veste in Spornlage, bei 440 Metern Höhe am Ostrand der Vogesen, ward bereits 1166 das erste Mal genannt. Was aber heute so bewundernswert, stammt aus einer gleichsam entsprechenden Hand: kein geringerer als Rudolf von Habsburg erbaute die Ortenburg 1262 bis 1265 neu. Bis zu seiner Wahl zum römisch-deutschen König 1273 residierte er in seiner frühgotischen Festung. Der eigentliche Begründer des habsburgischen Ruhmes, für Jahrhunderte den deutschen Kaiser bestellend, kam vermutlich einige Kilometer rheinaufwärts, auf der Limburg am Kaiserstuhl zur Welt.
Was Rudolf von Habsburg hier errichten ließ, darf als ein Idelabild einer Burg gelten: nach Nordwesten sichert eine gewaltige Mantelmauer und ein noch höherer Bergfried über einem tiefen Halsgraben die anfällige Seite der Burg. Mauer und Turm schirmten den sich dahinter "duckenden" Wohnbau ab und zeugen auch ruinös bis heute ein ergreifendes Bild von gedrängten Mauern, vertikaler Monumentalität, wie auf der rechten Abbildung nachvollziehbar.
Die Abbildung links zeigt die Ruine von Scherwiller aus gesehen. Vorne die Außenmauer des Palas, dahinter das mächtige Bollwerk von Mantelmauer und Bergfried.
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Nach dem berühmten Rudolf von Habsburg konnten die nachfolgenden Bauherren nur weit weniger Reputation aufbringen, ja phasenweise musste die stolze Veste sogar als Raubritternest herhalten. Schon 1314 wurde die Burg von den Habsburgern veräussert. 1633 schlugen die Schweden vernichtend nach der Veste, deren Schicksal also wie bei so vielen Elsass-Burgen vom 30jährigen Krieg besiegelt wurde.
Die Hauptburg (linkes Foto) erhebt sich direkt auf einem Felsen aus Granit, welcher auch als Mauermaterial genutzt wurde. Die Westseite zeigt vorne die bis zu 18 Meter hohe Mantelmauer, welche sich mehrfach knickt und schützend um den fünfeckigen Bergfried wickelt. In direktem Anschluss, deutlich niedriger, der zweistöckige Wohnbau.
Die Abbildung rechts oben zeigt den 30 Meter hohen Bergfried, aus der Hauptburg geblickt. Ein gewaltiger Turm, geöffnet von kaum mehr als Schießscharten und mit markanter Spitze zum Halsgraben und dahinterliegenden Rittersberg zeigend. Geschosse von dieser anfälligsten Seite wären immer an den beiden Seiten der scharfen Spitze abgeglitten, was weit weniger Schaden bedeutet hätte als frontale Treffer.
Rechts unten die Sicht in den entkernten frühgotischen Palas. Die Dicke der Mauern ward Sitznischen bestimmt, und die nach außen spitzbogigen Öffnungen zeigen nach innen den Rundbogen. Die frühgotischen Maßwerkfenster aus Bundsandstein haben ebenfalls gelitten; bestenfalls gewahrt man noch die äußeren Gewände, wohingegen die mittleren Stiele verschwanden.
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Zwischen Bergfried und Mantelmauer gibt es in Teilen einen Spalt, dessen Höhe und Enge von bedrückendster Wirkung. Einer der spektakulärsten Baumomente des Elsass-Burgenbaus (linkes Foto). Der so monumentale Bergfried kann leider nicht betreten werden – welch' phänomenale Aussichtsmöglichkeit böte er! Nichts desto trotz zählt die Ruine ob ihrer Auffälligkeit und Bedeutung zu den beliebtesten Ausflugsburgen im Elsass. Nur einen Steinwurf entfernt findet man eine zweite Ruine, die Burg Ramstein (unter "Elsass" gleichfalls aufgeführt), welche bei weitem nicht an die Bedeutung der Ortenburg heranreicht, den Burgenbesuch aber gelungen abrundet.
Die mittlere Abbildung zeigt den frühgotischen Palas, namentlich dessen südöstliche Schmalseite, betrachtet aus der Vorburg. Man gewahrt Spitzbogen-Fenster, Schießscharten und ganz oben Konsolen. Der doppelstöckige Wohnbau besaß sein Hauptgeschoss im zweiten Stockwerk (Spitzbogen-Fenster). Von der geräumigen Vorburg blieb leider nur wenig übrig. Immerhin kann man die Ringmauer und das Tor noch gut nachvollziehen. Solcher Mauernverlust deutet auf eine Nutzung als bequemer Steinbruch hin, ein allgemeines Schicksal zugänglicher Burgruinen (nicht nur des Elsass').
Das rechte Bild zeigt nochmals einen der Höhepunkte elsässischer Baukunst: die Verbindung aus Mantelmauer und Bergfried – vollendete Monumentalität! Die Mantelmauer zeigt zahlreiche vertikale Schießscharten, im obersten Stockwerk außerdem Fehlstellen, wo einst Holzbalken herausliefen und einen auskragenden überdachten Gang hielten.
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Quellen 1) das Bauwerk selbst - Stilmerkmale; Burg und Landschaft
2) Walter Hotz "Handbuch der Kunstdenkmäler im Elsass und in Lothringen", Deutscher Kunstverlag GmbH München Berlin, Ausgabe 1970
3) Wikipedia-Artikel "Burg Ortenberg (Elsass)"
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