Schauerlich nahe stehen sie beianander, die Rathsamhausen und die Lützelburg. Es ist eines der spekatulärsten Burgenbilder des darin ja so reichen Elsass', worüber man zu einem eigenen neuen Namen für das Ensemble kam: die Burgen Ottrott!
Ottrott bezieht sich im übrigen auf die Gemeinde, auf deren Gemarkung das reizvolle, wenn auch leider nicht zugängliche Burgenbild "zum Stehen kam". Ansehnlich die Lützelburg, noch ergreifender aber die Rathsamhausen, die für sich alleine den Anspruch einer der schönsten Burgruinen des Elsass erheben darf.
Beide Abbildungen zeigen die um 1200, also noch in romanischen Tagen errichtete Rathsamhausen. Es ist die Kompaktheit, obendrein entschieden die Vertikale suchend, die auszeichnet!
Links die Ostseite, der ungefähr 100 Meter entfernten Lützelburg zugewandt, abgetrennt aber vom ansteigenden Gelände per tiefem und breitem Halsgraben. Hauptelemente der einsturzgefährdeten Anlage sind der runde Bergfried und der Palas, erbaut als hoher Wohnturm (ganz links). Letzterem lehnt sich ein weiteres Gebäude nach Osten an, zwischen Palas und Bergfried.
Rechts der Wohnturm von Süden. Monumental steigt das wuchtige Gebäu in die Höhe, wie die gesamte Burg aus dem schönen roten Sandstein der Umgegend verfertigt. Zum Reiz der Monumentalität gesellen sich abrundend einige romanische Öffungsrahmungen.
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Links der gewaltige, in schwindelerregende Höhen steigende Wohnturm der Rathsamhausen. Der Rittersaal befand sich im dritten Stockwerk, wo sich innen noch schmuck- und wertvolle Kaminreste zeigen. Interessanterweise ist die Westseite ganz aus Buckelquadern, während die Südseite aus glattem Gestein erbaut wurde.
Die Abbildungen rechts zeigen die ansehnlichen Überreste der Lützelburg. Der Bau der Veste erfolgte wohl im 12. Jahrhundert; noch im selben Jahrhundert starb das Geschlecht der Lützelburger Ritter jedoch schon aus. Rechts oben die Südseite mit zinnenbewehrter Mauerkrone. Bereits 1392 dem Zerfall preisgegeben, wurde die Burg jedoch nochmals "reaktiviert". 1570 aber kam das dennoch frühe Aus, war die Burg fortan unbewohnt, entsprechend verfallend. Die Abbildung rechts unten zeigt den Burghof mit dem runden Bergfried und dem Palas rechts. Auch die Lützelburg wurde aus rotem Sandstein errichtet, der Bergfried aus staufischen Buckelquadern, der Palas aus glattem Mauerwerk. Manch' schöne Detail der Romanik/Gotik findet sich hier ebenso.
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Als eine Besonderheit der Burgen Ottrott besitzen beide einen runden Bergfried, ja, die beiden Türme sind sogar direkt aufeinander bezogen, indem sie sich direkt gegenüber stehen. Der Bergfried der Rathsamhausen zeigt nach Osten, der Lützelburger nach Westen.
Links der erstere, besser erhalten als zweiterer (rechts). Das Verhältniss Durchmesser zu Höhe lässt obendrein beide Bergfriede schlank erscheinen, was wiederum an Gesamterscheinung verbinden muss. Der Rundturm der Rathsamhausen zeigt darüberhinaus als veredelnde Details noch Konsolsteine, vermutlich einst eine leichtere Holzkonstruktion als Auskragung der Turmspitze verfügend.
Die Burg Rathsamhausen wurde 1561 vom Geschlecht, welches im gleichnamigen Ort an der Ill (Elsass) beheimatet ist, erworben, nachdem es 1477 von den Hohenstein an die Müllenheim ging. Letztere hatten die Veste 1521 erneuert. Einmal mehr zerschmetterte der 30jährige Krieg auch diese stolze Burg, nachmals dem Verfall preisgebend.
Rechts die Südwest-Ecke des Rathsamhausen-Wohnturmes, welche per Rundbogen noch originale romanische Details verrät. Links ein romanisches Fenster, das später in ein Doppelfenster rechteckigen Formates per Vermauerung umgestaltet wurde.
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Das linke Bild zeigt die Ostseite der Rathsamhausen, vom Plateau zwischen den beiden Burgen geblickt. Der Halsgraben der Burg ist von hier aus bestenfalls zu ahnen, obgleich er so breit und tief. Links ist der Wohnturm, rechts der runde Bergfried zu sehen.
Die Aufnahme rechts oben gibt den Zusammenhang der Burgen Ottrott wieder: rechts die Lützelburg (Südseite) und links die Rathsamhausen (Ostseite). Eine der reizvollsten Burgen-Konstellationen des Elsass'!
Rechts unten gewahrt man einen Teil der West- und die Südseite der Lützelburg. Der runde Bergfried steckt ungefähr auf halber Strecke in der Westseite (nur die südliche Hälfte hier sichtbar) der Burg, welche ihererseits den Turm vor sich herzuschieben scheint, genau – wie bereits gesagt – auf den Rundturm der Rathsamhausen bezogen. Der Raum zwischen den Burgen wäre für einen mittelalterlichen Invasoren der denkbar ungünstigte Angriffspunkt gewesen. Die neuzeitlichen Schweden des 30jährigen Kriegs kümmerte dies nicht mehr. Was an der Lützelburg möglicherweise noch instand war, wurde ebenso wie die noch ganz intakte Rathsamhausen für die Wehrfähigkeit unbrauchbar gemacht. Die gewaltigen Steinmauern trotzten der Vernichtung, auch dem nachmaligen Verfall sehr gut. Umso trauriger, dass das treffliche Ensemble der Burgen Ottrott nur noch aus der Ferne abgewägt werden kann.
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Quellen 1) das Bauwerk selbst - Stilmerkmale; Burg und Landschaft
2) Walter Hotz "Handbuch der Kunstdenkmäler im Elsass und in Lothringen", Deutscher Kunstverlag GmbH München Berlin, Ausgabe 1970
3) Wikipedia-Artikel "Ottrott"
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