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Die Insel Mainau zählt zu den bedeutendsten Ereignissen Badens. Weit über das kleine Land hinaus bekannt, überdindet die "Blumeninsel Mainau" die Beschränkung nur regionaler Bedeutung mit bemerkenswerter Leichtigkeit; wie die anderen größten Schönheiten Badens ist die Mainau gleichzeitig eine Zierde für ganz Deutschland. Und als solche bleiben der noch heute in adeligen Händen befindlichen Insel Besucherströme, mitunter volksfestartige Massen nicht versagt.
Der Liebhaber der Baukunst wird allerdings in seine regionalen Schranken zurück verwiesen. Die Insel Mainau verkündet ihren Ruhm durch den Anmut der Landschaft, durch die bisweilen atemberaubende Schönheit ihres Pflanzenbewuchses, der mediteranes Flair versprühenden Palmen, des Farbenglanzes ihrer überbordenden Blumenpracht — als Staunen machendes liebliches Eiland auf der Weite des Bodensees!
Die Baukunst, überreicht aus den weltschlauen Händen der Geistlichkeit des Deutschen Ordens, sie leistet Ergänzung. Man bewundert mittelalterliche Wehrfragmente, die sinnenfrohe Kunst des Barock. Das Schloss, dem seitlich ein Gotteshaus beigeordnet, erfreut am meisten. So leistet die Baukunst der in Bann schlagenden Gesamtwirkung eine bisweilen wichtige Ergänzung. Die Hauptrolle jedoch liegt unangefochten bei Natur und Landschaft, dem von Menschenhand geordneten Wirken der Natur.
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Die Mainau trägt vor allem den Charakter eines Landschaftgartens, mit einer Fassung, wie sie schöner nicht gedacht werden kann, durch zur Insel kürende Wasser. Die dadurch vollendete Abgeschlossenheit des Parkes, macht denselben umso effektvoller zu einer ganz eigenen Welt. Man betritt eine Welt, deren einziges Ziel Anmut und Schönheit; und so tritt ein entschieden surreales, besser überirdisches Moment in die Betrachtung; dergleichen Plätzen, da eine abgeschlossene Welt alleine von menschlichem Trachten nach Schönheit geprägt, sind freilich viel zu selten. Einzig die Anwesenheit hunderter, vielleicht tausender Mitbetrachter, Mitgenießer, lässt nicht entrücken, belässt die Bodenhaftung.
Das erste Bauwerk von Bedeutung, hat man die lange Brücke vom Festland überschritten, das dem Besucher auf dem Eiland willkommen heißt, ist der mittelalterliche sogenannte Schwedenturm. Wie die anderen Bauwerke wirkt auch der Turm als kunstvolle bauliche Einstreuung in den Landschaftspark, gleichsam als letzte Veredelung des Gartens.
Im Gegensatz jedoch zu den im ausgehenden 17./ beginnenden 18. Jahrhundert berühmt gewordenen Englischen Landschaftsgarten, sind der mittelalterliche Schwedenturm und die weiteren vom Deutschen Orden errichteten mittelalterlichen und barocken Gebäulichkeiten keine im Zusammenhang des Gartens ausgeführte Werke. Zuerst waren die Bauten vorhanden, dann kam der Landschaftsgarten. Der sich gegenseitig befruchtenden Wirkung tut die "Vertauschung" der Chronologie freilich nicht den mindesten Abbruch. Zusammen mit dem Schwetzinger Schlosspark zeigt die Mainau den vollendetsten Landschaftsgarten Badens, dank der reizenden Insellage Schwetzingen an Effekt gar noch überbietend.
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Die schönsten Inselbauwerke erblickt man natürlich im barocken Schloss und dessen Gotteshaus. Überaus reizvolle Ergänzung liefern jedoch mittelalterliche Fragmente, allesamt Türme aus Zeiten als die Mainau eine wehrhafte Veste des Deutschen Ordens. Im 18. Jahrhundert gab man die Funktion des Bollwerkes auf, die Mauern wurden weitgehend abgetragen und auch die Türme blieben nicht unberührt.
Der schönste der drei erhaltenen Türme, der lustig bauchige Rundling führt die Bezeichnung Gärtnerturm oder Wehrturm; der Autor möchte das dicke Ding, nomen est omen, viel lieber "Dicker Turm" nennen. Er steht östlich des Schlosses in dessen unmittelbarer Nähe. Der Unterbau kündet noch von den schweren Mauern des Mittelalters, das oberste Stockwerk aber, im Gegensatz zum Rund unter ihm oktogonal ausgeführt, zeigt durchaus barockisierende Formensprache, wurde samt Turmhelm aber erst im 19. Jahrhundert durch das Großherzogliche Hofbauamt ausgeführt.
Unempfindlicher verfuhr man mit dem Turm der Komturei (hier noch Komturey genannt) westlich des Schlosses, da man diesen als "Aussichtshindernis" einfach kürzte! Jedoch ihrer rauhen Natursteinoberfläche belassen, haucht die Komturei noch am meisten den ursprünglichen mittelalterlichen Geist. Von 1200-1240 wurde der breite und tiefe Turm als Wohnturm genutzt, angelehnt an den steilen Sandsteinfelsen auf welchem die Burg und später das Schloss beständigen Halt fand.
Der Schwedenturm, in einiger Entfernung östlich des Schlosses, erhielt seine Veredelung, sprich das feingliedrige hölzerne Obergeschoss als ein Werk des 19. Jahrhunderts weit später. So "spielt" hier also der nachahmende Historimus über dem schlanken Massiv echten Mittelalters. Um 1558 erbaut, diente er als vorgezogener Wachturm, als Vorposten gegen das Festland.
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Schönste Partie des dreiflügeligen Schlosses ist zu beiden Seiten des Hauptflügels naturgemäß der Corps de Logis, zu höheren Ehren knapp nach vorne tretend und um ein zusätzliches Geschoss wissend. Auf der Hofseite findet sich denn auch das Hauptportal, in diesem Falle dreiteilig angelegt. Des weiteren gefallen die rustizierenden Ecklisenen, ein kleiner sehr edel ausgeführter Balkon und das große, den Dreiecksgiebel sprengende Wappen des Bauherrn, namentlich des Komturs Servatius Ignatius von Roll.
Das Schloss wurde unter dem talentierten Deutschordensbaumeister Johann Caspar Bagnato 1739-46 ausgeführt. Insbesondere in der Zusammenschau mit der Schlosskirche zählt die Anlage zu den schönsten Barockschlössern Badens, muss alleine die großen Residenzschlösser in Mannheim, Bruchsal, Karlsruhe und Rastatt, das Schwetzinger Schloss passieren lassen, sich auf Augenhöhe mit dem Lustschloss Favorite (bei Rastatt) wiederfindend.
Gleich dem Hauptflügel besitzen die beiden Seitenflügel drei Stockwerke. Monumental schieben sie sich nach vorne, der symmetrischen Eingangsseite einen für den barocken Schlossbau so typischen Ehrenhof gewinnend.
Sehr reizvoll auch die Gesamtschau mit dem dicken Gärtnerturm.
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Als ein sehr bedeutendes Kunstwerk Badens tritt jedem Besucher der Mainau beim Betreten des die Mainau mit dem Festland verbindender Brücke sogleich obiger Kruzifixus entgegen. Das in Renaissance-Tagen gegossene Bronzewerk trägt an der Säule die Jahreszahl 1577 und den Namen des Auftraggebers: Komtur Wernher Schenk von Stauffenberg. Die wertvolle Kreuzigungsgruppe zeigt Christus majestätisch ruhevoll, während die beiden Schächer rechts und links in zeittypischer Weise manieristisch, in starker Bewegung geformt sind, den Schmerz der tödlichen Marter umso eindringlicher nachzeichnend.
1649, nach dem Ende des 30jährigen Kriegs, als die besetzenden Schweden wieder abzogen, sollen sie versucht haben die Skulptur zu entwenden; wegen des schwierigen Transports warfen sie die schwere Beute aber auf halber Strecke zwischen Insel und Festland in den See. Daher der Name "Schwedenkreuz".
Desgleichen zur Ehre Gottes und freilich auch zu eigenen höheren Ehren des Deutschen Ordens ward der höchste architektektonische Kunstwillen dem Gotteshaus verfügt. Auch hier agierte Johann Caspar Bagnato als Baumeister, führte das Gotteshaus 1732 wenige Jahre vor dem Schloss aus. Neben dem überaus reichen Inneraum gefällt vor allem der Giebel der Langhausvorderseite und der kleine Glockenturm. Ein feingliedriges, detailrüppiges Werk in Rokoko-Manier.
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Gegen den Bodensee, namentlich gegen dessen Seitenarm, den Überlinger See, steht das Schloss noch mit hohen abwehrenden Mauern. An der Nordspitze der Mauern findet man als eine weitere Erinnerung einstiger Wehrhaftigkeit eine große runde Bastion.
Der mittelalterlich-wuchtige Block der Komturei bietet eine Aussichtsterrasse, die beste Einblicke auf den See und das nicht allzu ferne gegenüberliegende Ufer mit dem sehr schönen Städtchen Meersburg.
Während Giebel und Glockenturm des Schlossgotteshauses reich ausstaffiert sind, muss die untere Partie der Langhaus-Vordersite mit wenigen Öffnungen und einfacher Lisenengliederung auskommen. Da die drei Fenster oben angeordnet sind, ergibt sich die effektvolle Wirkung zunehmender Gestaltungseingriffe von unten nach oben.
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Während die Garten- und Ehrehofseite den Mittelrisalit mit Dreiecksgiebel und Wappen des beim Schlossbau auf der Mainau regierenden Komturs ausführt, zeigt die Seeseite einen Segmentbogengiebel und das Wappen des Deutschen Ordens. Zierliche Balkons mit Rokoko-Geländer auf beiden Ansichten, jeweils im dritten Stockwerk in der mittleren der drei Öffnungsachsen.
Ein gleichfalls liebreizendes Dokument des Rokoko, die Turmspitze des Gotteshauses. Je zwei korinthische Pilaster zieren die abgerundeten Ecken, "tragen" ein mehrfach profiliertes Gesims und die gar wunderlich, phantasievoll gewellte Dachzwiebel. Sorgfältig gerahmt auch die Schallöffnungen: je zwei Pilaster halten einen Korbbogen.
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Als eine weitere ansehnliche Gebäulichkeit kann man das unmittelbare Schlossareal durch ein großes barockes Torhaus betreten. Der wuchtige, weitgehend schmucklos Bau hält einzig auf der Eingangsseite einigen Zierrat bereit, gibt den Weg durch einen großen Torbogen frei. Wie das Schloss ist auch das Torhaus ein barocker Nachfolger der mittelalterlichen Burganlage.
Anfang des 19. Jahrhunderts, im Zuge der Säkularisierung kam die Mainau an das sich von der Markgrafschaft zum Großherzogtum vergrößernde Baden. Bis zum einst fernen Bodensee reichten nun die Landesgrenzen. 1853 erwarb sich die großherzoglich-badische Familie die Insel nebst Schloss zum Privatbesitz, der wenige Jahrzehnte später an die schwedische Adelsfamilie Bernadotte kam. Letztere besitzt die Insel nicht nur weiterhin, erst durch sie wurde nämlich der so bewundernswerte Landschaftgarten, diese bedeutende Zierde Badens begründet.
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