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Den schönsten Kirchenraum, durch die Vielzahl seiner Elemente gleichsam ein "Erlebnisraum" bietet das Münster Sankt Maria und Markus.
Durch eine kleine Vorhalle betritt man den überdies großen Innenraum. Sogleich findet man sich in der westlichen Vierung, wo man alsbald überrascht gewahrt, dass der stämmige Campanile nach Innen als große Apsis in Erscheinung tritt. Aber auch in diesem Falle mögen die Blicke wohl zuerst nach vorne gezogen werden. Wie bei den zwei anderen Gotteshäusern so auch hier ein dreiteiliges Langhaus: das Hauptschiff mit einem seit der Restaurierung 1964-70 wieder freigelegtem "normannischem Dachstuhl" (das Gebälk wirkt wie ein umgedrehter Schiffskörper, eingebaut 1236/37) und die beiden niedrigen, dafür umso breiteren Seitenschiffe. Quadratische, deshalb umso stämmigere Pfeiler scheiden die drei Raumzonen voneinander; romanische Wirkung "at it's best", Ruhe und Kraft zu einem erhebenden Effekt verbindend.
Am östlichen Ende des Langhauses wartet die zweite Vierung, und in deren geraden Verlängerung der hochgotische Chor. Gleich einer Membran wirkt das 1746 eingesetzte schmiedeeiserne Chorgitter, welches bereits vor der eigentlichen Vierung abtrennt. Darüber aber wird der im Vergleich zum romanischen Kirchanteil umso feingliedriger wirkende Chor um viele Meter entrückt. In Verbindung mit dem mystischen Licht, das durch das zumeist rötliche Glas der Maßwerkfenster fällt entbreitet die reizvollste Wirkung, welche man für eine auch spirituelle Entrückung nehmen mag.
Trotz des Aderlasses, welches die bereits ab dem späten Mittelalter ausblutende Klosterinsel zu erdulden hatte, haben sich mehrere bedeutende Kunstschätze im Münster (und dessen Schatzkammer) erhalten, auf welche hier nicht eingegangen werden kann. Alleine der Markusschrein soll erwähnt sein: man gewahrt einen Reliquienschrein keines geringeren als des Evangelisten Markus, des Schreibers also des ältesten Evangeliums des Neuen Testaments. Kaum notwendig zu erwähnen, dass diese Kostbarkeit die bedeutendste Reliquie Badens bedeutet.
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Sankt Peter und Paul in Niederzell überrascht durch den lieblichsten Innenraum der drei Kirchen. Dieser Effekt ist einem barocken Eingriff in der Manier des Rokoko geschuldet, welcher 1756 erfolgte. Vor allem die delikate, fein stuckierte Decke geht in einen echten Kontrast zum Ernst des romanischen Raumes; beschwingtes, unverbindliches Spiel mit der Oberfläche steht im Gegensatz zur Ruhe und Kraft des Mittelalters.
Die im frühen 12. Jahrhundert spätromanisch ausgeführte Säulenbasilika ordnet einmal mehr zwei niedrigere Seitenschiffe an das zentrale Hauptschiff, dessen Außenwände von Säulen mit gedrückten Würfelkapitellen abgetragen werden. Nach Westen besitzt Sankt Peter und Paul eine Vorhalle und nach Osten einen apsidialen Chor in der Breite des Hauptschiffes. Durch die barocke Vergrößerung der Fenster der drei Schiffe ist der Innenraum hell und lichterfüllt, was den heiteren und eben unromanischen Eindruck erheblich verstärkt.
Die Chor-Apsis mit einem später eingefügten gotischen Maßwerkfenster zeigt ein zwischen 1104 und 1126 entstandenes Wandbild, das das letzte große Beispiel der berühmten Reichenauer Malerei bedeutet. Die Apsis sitzt zwischen den Zwillingstürmen.
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Wie schon eingeführt bilden die drei Schlösser, auch die Hochwart und eine Anzahl Fachwerkhäuser ein vortreffliche Beigabe zur Inselschönheit zur Hegemonie des Klosterinsel-Charakters.
"S' Bürgle", auch Schloss Windeck genannt, in Niederzell gefällt durch seine noch ganz dem Mittelalter verpflichtete blockhafte Form, welche durch die Treppengiebel an Stattlichkeit und stämmigem Auftreten hinzugewinnt. Vielleicht schon um 1400 errichtet, ist eine Aufstockung um 1628 gesichert. Ein sehr schönes Detail bildet der Treppenturm, der durch seine runde Gestalt zum rechteckigen Hauptbau kontrastiert. Als eigener Baukörper, wie typisch für die Renaissance, steht er vor dem Ostgiebel, soll aber erst 1707, als in Tagen des Barock angefügt worden sein.
Schloss Königsegg in Mittelzell, an der Südseite der Insel, zeigt noch eine Vielzahl von Renaissance-Details, wird aber durch die historistischen Turmaufsätze nicht wenig geprägt. Diese Maßnahme der 1840er hat dem Schloss durchaus einen verspielten Ausdruck eingehaucht, die mittelalterliche Herbheit weitreichend getilgt. Gleich einem lustigen Märchenschloße steht es lieb in einer Parkanlage. An allen vier Ecken des rechteckigen Baukörpers findet man Rundtürme; hat sein gefallen auch am Eingangserker der Südseite.
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Die Kanzlei Bischof Fuggers erhielt um 1900 einen Zwillingsbau, duldete einen Umbau und eine Umgestaltung der Fassaden. Nichtsdestotrotz verblieb das wuchtige mittelalterliche Aussehen, welches sich ausgezeichnet zum unmittelbar benachbarten Münster schickt. Und zusammen mit der Klosteranlage im Süden gewahrt man man ein sehr schön anzusehendes Ensemble. Am Schloss selbst sind die Staffelgiebel ansehnlich, die dem blockhaften Auftreten auch Monumentalität einhauchen.
Die Fassaden des Schlosses Windeck haben ihre mittelalterlichen Fenstergewände gegen einfache barocke vertauscht, wie auch das schöne Hauptportal in barocker Manier daherkommt.
Schloss Königsegg zeigt im südwestlichen Turm die aufwendigste historistische Maßnahme, diesem Turm im Gegensatz zu den Zeltdächern der anderen drei Türme einen Zinnenkranz verpassend. Mit dem benachbarten Eingangserker wird so ein überaus malerisches Bild gezeugt.
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Das klösterliche Leben auf der Reichenau nahm die wohl merkwürdigste Wendung unter seinesgleichen im späteren Raume Badens. Aufgrund einer vor allem im nachhinein haarsträubenden Regelung blutete das Mönchswesen vollständig aus.
Seit dem 12. Jahrhundert, also in der Blütezeit der Reichenau, als man glaubte sich solches leisten zu können, verlangte der mit der Insel eng verbandelte Adel, dass nur noch Kandidaten aufgenommen werden durften, deren beider Elternteile adelig waren! Der Anfang vom Ende! Von Jahrhundert zu Jahrhundert fand man weniger Mönche auf dem Eiland; ein Mißstand den sogar ein Papst beschäftigte, indem Benedikt XII. 1339 in einem Schreiben Klage über diese "üble Gewohnheit" führte.
1540 musste der letzte inseleigene Abt seine Abtswürden an den Bischof des Hochstiftes Konstanz, zu welchem die Reichenau ja politisch gehörte, abgeben. Fortan war die Reichenau keine Abtei mehr sondern nur noch Priorat (mit zu diesem Zeitpunkt nur noch 12 Mönchen, von einst 60-70). Die Konstanzer Bischöfe ließen der Insel noch einige Aufmerksamkeit angedeihen; so kam es unter Bischof Jakob Fugger zum Neubau des Klosters und der Kanzlei; zu einer Wende kam es aber nicht mehr.
1757 wurde sogar das kleine Priorat aufgehoben. Immerhin entging man der 50 Jahre später schändlich wütenden Säkularistion, welche als staatlich sanktionierter Raubzug 1803 mir-nichts-dir-nichts die Insel als bischöfliches Gut einzog.
Die größte Zeit der Reichenau, mit Erzeugnissen in Dichtung und Buchmalerei, welche heute zu den künsterlischen Kostbarkeiten Deutschlands und Europas zählen, sah die Insel im 10. und 11. Jahrhundert. Die Gründung erfolgte durch Sankt Pirmin, Abt und Bischof, im Jahre 724.
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Baden besitzt zwei weit über die regionalen Grenzen bekannte Inseln: die Blumeninsel Mainau und die Klosterinsel Reichenau, beide im Bodensee; beide sind eine ganz besondere Zierde Badens.
Die Mainau gewinnt durch Lieblichkeit, gezeugt durch die Blumen- und Pflanzenpracht, außerdem durch schöne barocke Bauten, wie vor allem dem ehemaligen Deutschordensschloss. Sie zeichnet die typische barocke Beschwingheit, deren Freuden und Glanz immer im Verdacht allzu lange an der Oberfläche zu verweilen; sie zeichnet eine Leichtigkeit, wie sie dem Leben nie als ganzes sondern immer nur in Momenten geschenkt ist.
Anders die Reichenau, die gleichfalls ein Hort der Schönheit. In den Bauten des Mittelalters und insonders in den drei Gotteshäusern schwingen aber Kraft und Ernst als gleichgestellte Eigenschaften mit. Die Schönheit überspielt hier nicht, sie überdreht nicht in eine Scheinwelt, in welcher man sich nicht ohne Schaden dauerhaft aufhält. Sie belässt dem Leben seinen Ernst, erbaut durch kraftvolles Auftreten, veredelt durch Schönheit.
Der Autor, welcherer dem ungeachtet ein großer Verehrer der Mainau, er preferiert die Reichenau.
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Quellen
1) die Bauwerke selbst - Stilmerkmale; Kirchen, Schlösser und Landschaft
2) Broschüre "Die Reichenau und ihre drei Kirchen", Katholisches Münsterpfarramt Reichenau-Mittelzell, 14. Auflage 2005
3) Dr. Emil Lacroix und Dr. Heinrich Niester "Kunstwanderungen in Baden", Chr. Belser Verlag Stuttgart, Ausgabe 1959
4) Homepage www.reichenau.de
5) Website www.burgeninventar.de
6) Informationstafeln vor Ort
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