Baukunst in Baden
  Burg Rotwasserstelz
 

Burg oder Schloss Rotwasserstelz, auch Schloss Röt(t)eln oder Burg Kaiserstuhl genannt, ist ein reizvolles Gebäu in noch reizvollerer Lage. Vor der badischen Expansion Teil des Hochstifts Konstanz, liegt die Burg heute auf dem Gemeindegebiet von Hohentengen (Landkreis Waldshut), direkt dem schweizerischen Städtchen Kaiserstuhl gegenüber. Und das Entscheidende: man liegt direkt am Hochrhein! Vater Rhein macht die alte Veste zumindest teilweise zu einem Wasserschloss, was Rotwasserstelz natürlich schönstes Ansehen verleiht, wie obige Abbildung, aus Kaiserstuhl aufgenommen, zu erkennen gibt.
Solch' effektvoller Situierung mochte die Burg nicht nachstehen und gab auch sich selbst nicht wenig Reiz ein, indem es eklektizistisch einen mächtigen mittelalterlichen Turm mit einem frühklassizistischen Schlossbau vermählte!
Unmittelbar östlich vom Schloss führt eine neuzeitliche Brücke, die viele historische Vorgänger besitzt, zum Nachbarland herüber. Heute wie in der Vergangenheit ist die Rotwasserstelz also Brückenkopf und Zollstation. Nutze man die Brücke und besuche bei Visitation der Burg auch das Städtchen Kaiserstuhl, eine kleine malerische Urbanität. Ganz zwanglos erlebt man Burg und Städtchen als Einheit. Obgleich Kaiserstuhl schon lange vor der napoleonischen Umwälzung Europas, die die Burg an Baden brachte, Teil der Eidgenossenschaft war, wirkt die Rotwasserstelz wie ein Brückenkopf der Stadt, historisch als Schutz der Brücke.

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Links die Westseite der Burg: der mittelalterliche Turm wirkt wie eingesteckt in das frühklassizistische Schloss, obgleich der Bauverlauf genau der umgekehrte.
Rechts oben blickt man auf das Südufer des Rheines mit dem kleinen aber feinen Kaiserstuhl. Zahlreiche ansehnliche Bauwerke längst vergangener Jahrhunderte erwarten den Grenzgänger. Und von bedeutendem Effekt: auch die Stadt besitzt einen mächtigen Turm (Oberer Turm), der Überbleibsel der alten Stadtbefestigung. Monumentaler Turm hier, monumentaler Turm dort - welch' reizvolle Korrespondenz!
Darunter erfolgt die Wiedergabe eines Fassadenausschnitts der Südseite des mittelalterlichen Turmes. Auch die Details verraten das hohe Alter: neben Renaissance-Rechteckfenstern gewahrt man kleine Spitzbogen-Öffnungen der Gotik; gefällig auch der kleine Erker auf vier kräftigen Steinkonsolen.

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Steil staffelt sich Kaiserstuhl auf dem Uferterrain in die Höhe, was attraktive Perspektiven aus dem Stadtkörper zur Burg hinüber zeugt, wie links zu sehen.
Schönstes Detail des frühklassizistischen Baues, der sich 1787 als ungleichschenkliger Winkel an den Turm legte, bzw. vorhandenes entsprechend umgestaltete, wird im Portal erkannt (Abbildung Mitte). Auf der Ostseite ein schönes Beispiel für den frühklassizistischen Louis-XVI.-Stil (auch Zopfstil genannt).
Rechts blickt man in erhöhter Position vom badischen Ufer auf die Ostseite des Turmes, der auf dieser Seite abgerundet und auch auf den geraden anderen Seiten aus Kieselwacken, Tuff- und Sandstein als roh zusammengesetztes Mauerwerk in die Höhe wächst. Ein hohes Walmdach beschließt den Turm. Die Familie von Wasserstelz errichtete die Burg im 12. Jahrhundert, aus dem auch die erste schriftliche Nennung datiert (1163). An das Hochstift Konstanz kam die Burg nebst Herrschaft Rötteln 1294 durch Aufkauf. Zuvor waren die Herren von Rötteln Dienstmänner der Zähringer, dann habsburgische Lehnsmänner gewesen.

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Ab dem gleichen Jahr wurde die Burg auch ausgebaut, und dies nicht ohne Grund, war sie doch von nun an Sitz eines Obervogtes, der die Herrschaft Kaiserstuhl verwaltete. Erst 1415 kam Kaiserstuhl nach Eroberung an die Eidgenossen, kam es also zur politischen Trennung von Stadt und Burg. 1801 fiel das Hochstift Konstanz, damit auch die Rotwasserstelz an Baden, und statt bischöflichen Obervogten nahmen hier alsbald und dauerhaft Privatpersonen Residenz, was bis heute Gültigkeit besitzt. Alleine von außen lässt sich die Burg dennoch bestens in Augenschein nehmen. Am schönsten dabei die Perspektiven vom Nachbarland, die die Zusammenschau mit dem Rhein ermöglichen. Mit einer Nepomuk-Statue besitzt die neuzeitlich-unansehnliche Brücke immerhin gefallenden historischen Schmuck, der sich vor der Burg bestens in Szene setzt (Abbildung links).
Ein Burg-Schloss-Kleinod direkt am Rhein, in Verbindung mit einem lieben Städtchen, näher zu Waldshut als zum schweizerischen Schaffhausen. Der Besuch lohnt sich, nicht zuletzt, weil intakte badische Burgen oder Schlösser direkt am Rhein nur noch sehr selten, worunter das auch nicht allzu ferne Schloss Beuggen im übrigen das schönste, direkt gefolgt aber von unserer Rotwasserstelz!  


Quellen
1) die Bauwerke selbst - Stilmerkmale
2) Dr. Emil Lacroix und Dr. Heinrich Niester "Kunstwanderungen in Baden", Chr. Belser Verlag Stuttgart, Ausgabe 1959
3) Wikipedia-Artikel
Burg Rotwasserstelz


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