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Das Städtchen Markdorf, nahe am Bodensee, lässt sich das historische Zentrum schön von mittelalterlichen Türmen hervorheben. Markdorf, 1414 bis 1803 im Besitz der Konstanzer Bischöfe, nunmehr dem Bodenseekreis zugehörig, war immer von geringer Ausdehnung. Und so nimmt es uns nicht wunder, dass auf die heutige Zeit nicht Quantität historischer Bauwerke gekommen ist; umso mehr aber ergreift, dass von beachtlicher Qualität die Rede sein darf. Bauliche Wohltaten vor allem durch die Konstanzer Bischöfe.
Die Abbildung zeigt, wie gleich vier mittelalterliche Türme aus dem Stadtzentrum hervorwachsen und damit den historischen Kern der auf über 12.000 Einwohner gewachsenen Stadt bestens anzeigen. Von links nach rechts: das Untertor mit Treppengiebeln, das Bischofsschloss als mächtiger Wohnturm gleichfalls mit Staffelgiebeln, dann der schlanke und spitze Turm von St. Nikolaus, und schließlich – als kleinste Beigabe – der Hexenturm, wiederum über Treppengiebel verfügend.
Die erste urkundliche Erwähnung Markdorfs geht auf das Jahr 817 zurück. Das begehrte Stadtrecht trat um 1250 hinzu. Vom 12. bis zum 14. Jahrhundert regierten hier die Herren von Markdorf, welche dann nachhaltig von den Konstanzer Bischöfen abgelöst wurden. Die Befestigung der Stadt fällt in die Tage der Markdorfer Herren, die Blütezeit, welche eng verbunden mit dem Weinanbau, unter die Bischöfe.
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Zwei bemerkenswerte Bauten aus der Hand der Konstanzer Fürstbischöfe. Links der barocke Langhausanbau des Bischofsschlosses, errichtet unter Fürstbischof Franz Schenk von Stauffenberg (1704-40). Das lange Gebäude, durchaus in der Art eines repräsentativen Barockschlosses, wurde genau zwischen Untertor (auf der Abbildung rechts zu sehen) und Wohnturm des Bischofsschlosses eingepasst. Die zweistöckige Stadtseite wird von einem dreistöckigen Mittelrisalit dominiert. Dieser wurde dreiachsig konzipiert, mit Freitreppe und Prachtportal, aufgespannt von zwei kolossalen Pilastern.
Trotz dieser Schönheit übertrifft der mittelalterliche Teil des Bischofsschlosses an Reiz und Bedeutung noch bei weitem. Rechts präsentieren sich die beiden Feldseiten des imposanten Wohnturmes, welcher um 1510 unter Fürstbischof Hugo von Hohenlandenberg in Gestalt kam. Welch' Monumentalität! Unter den erhaltenen Wohntürmen des Mittelalters zählt die Markdorfer "Wucht" zu den schönsten Beispielen Süddeutschlands!
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Das dritte herausragende Bauwerk neben bischöflichem Wohnturm und Langhausanbau ist das Untere Tor, gleichfalls am Westrand der Altstadt. Der schlanke Torturm besitzt gotische Staffelgiebel und nach außen ein Vortor. Im linken Bild die Innenseite. Das hohe Alter des Turms erzeigt sich an den romanischen Details: der Tor-Durchgang und darüber eine Tür zeigen den für die Romanik typischen Rundbogen. Die untere Partie des Turms ist das älteste Bauwerk Markdorfs!
St. Nikolaus steht für das vierte bemerkenswerte Gebäude des Städtchens – rechts abgebildet. Zentral im Altstadtkörper, beeindruckt es durch seine für die Gotik signifikante Vertikalität. Im Bild die Rückseite mit dem Chor und seinen hohen Maßwerkfenstern und Strebepfeilern, dazu der schlanke, seitlich dem Chor beigeordnete Campanile mit spitzbogigen Zwillingsöffnungen als Schallfenster und hohem Spitzhelm. Die äußerlich schlichte Landgotik-Schönheit entstammt dem 14. Jahrhundert.
In der Mitte das schönste Fachwerkhaus mit Hexenturm im Hintergrund. Im Erdgeschoss besitzt es reizende Rokoko-Details, welche aus dieser Perspektive jedoch nicht sichtbar. Die Altstadt weiß ansonsten nur noch um wenige Fachwerkbauten.
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Noch gefälliger als die Stadtseite präsentiert sich auf rechter Abbildung die Feldseite des Unteren Tores, welche um ein Vortor mit Fachwerkpartie im Giebel weiß. Der Vorbau zeigt über dem Bogenscheitel eine Fratze und daneben die Jahreszahl 1534, die Entstehungszeit wiedergebend. Mag man bei dieser Verstärkung der Befestigung noch des erst 9 Jahre zurückliegenden Bauernaufstandes gedacht haben, dem zahlreiche (nachmals) badische Städte nicht standzuhalten vermochten.
Hauptsehenswürdigkeit Nummer 5 wird wieder von der alten Stadtbefestigung geleistet, die auf den beiden rechten Abbildungen um das Obertor am Ostrand der Altstadt ergänzt. Man gewahrt noch den gotischen Spitzbogen als Durchlass, nebst gedecktem Laufgang und weiteren Fachwerkanteilen. Bis 1842, der größten Heimsuchung Markdorfs, da ein Stadtbrand den Osten der Stadt verheerte, bewachte der Blaserturm den Durchgang, welchem durch den Verlust desselben das trutzig-abweisende Antlitz des Untertores verloren ging. Zurück blieb ein zu beiden Seiten höchst malerischer Anblick, geschuldet in erster Linie dem Fachwerk. Die obere Fotografie zeigt die Stadt-, die untere die Feldseite.
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Die "Glorreichen 7", die sieben Hauptattraktionen unter den Gebäulichkeiten, werden vom ehemaligen Franziskanerinnen-Kloster, bzw. Spital und dem Hexenturm komplettiert. Das schlichte Franziskanerinnen-Kloster wurde einige Meter nördlich der Stadtbefestigung errichtet. Bei der auch in dieser Richtung ansteigenden Topographie fiel die großzügige Dreiflügel-Anlage umso majestätischer aus. Am Tage des Autorenbesuchs verschwand die 1710 geweihte Anlage leider hinter Baugerüsten; sichtbar blieb immerhin die gleichfalls einfache, nichtsdestotrotz ansehnliche Vorderseite der Kirche (linkes Foto), durch Formenreichtum und Freitreppe ansprechend. Lohnenswert auch der Blick nach Innen. Die Spitalkirche St. Peter und Paul entstand 1689–1700.
In der Mitte der monumental aufragende Hexenturm im Süden Alt-Markdorfs. Nach 1250 entstanden die gotischen Staffelgiebel. Durchbrochen nur von wenigen kleinen Öffnungen, ein vollendet abweisendes Bollwerk.
Rechts das beeindruckendste und bedeutendste Bauwerk der Stadt, der mächtige Wohnturm des Bischofsschlosses, einst die Südwest-Ecke der Stadtbefestigung markierend. Ab der Erbauung 1510 residierten hier die fürstbischöflichen Obervögte, wichen nur in den Sommermonaten, in denen die Fürstbischöfe höchstpersönlich hier Quartier nahmen.
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Die linke Abbildung blickt durch den gotischen Spitzbogen des Obertores in die Altstadt; durch die klassizistische Obertorstraße auf Chor und Turm von St. Nikolaus.
Rechts oben die Mauritiuskapelle mit Heiliggeistspital (linkes Bauwerk) am Friedhof. Das ansprechende Gebäude-Ensemble steht nordwestlich und nahe des Obertores. Die Kapelle wurde 1360, das Spital im 15. Jahrhundert errichtet – beide wurden Barock überformt.
Darunter ein großer ansehnlicher Bau mit teilweise sichtbarem Fachwerk unter einem gewaltigen barocken Mansarddach. Das Gebäude zählt du den schönsten Altstadthäusern – und es begrenzt nach Westen den Marktplatz. Letzterer ist eingedenk der geringen Ausdehnung der Stadt von geradezu irritierender Größe, für das Städtchen dergestalt überproportioniert, dass er unangenehm oder zumindest nichtssagend als leere Fläche auftritt. Dem Autoren wollte bei der Besichtigung das Gefühl nicht weichen, als wäre historische platzbegrenzende Bebauung ersatzlos abgegangen. Und in der Tat, es war der schlimme Stadtbrand von 1842, der solches bewirkt hat. Dem Altstadtflair ist die große unbelebte Fläche, teils als Parkplatz freigegeben, nicht von Vorteil.
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Die historistisch-neugotische Kirche der evangelischen Gemeinde steht im südöstlichen Bereich der Altstadt. Die Fertigstellung fällt in das Jahr 1897.
In der Mitte erblickt man den Hexenturm, auf der Nordseite mit Türöffnung in luftiger Höhe. Aus dem Hintergrund lugt der Fachwerk-Giebel der Alten Kaplanei hervor. Diese geht auf eine Stiftung der Schutzmantelbruderschaft von 1471 zurück.
Rechts die Außenseite des Untertores, in seiner malerischen Wirkung noch weiter beflügelt von angrenzenden Fachwerkhäusern und – bei Perspektive aus einiger Entfernung – den Turmhelm von St. Nikolaus. Ein Prospekt von feiner mittelalterlicher Wirkung (wenngleich manch' Gebäudeanteil, wie auch der Turmhelm aus jüngerer Zeit stammt).
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Links der Hexenturm und Campanile von St. Nikolaus in der Zusammenschau, bei Standpunkt südlich der alten Stadtummauerung.
Nüchtern und bescheiden tritt sie auf, die Obertorstraße, die nach dem schweren Stadtbrand von 1842 in zurückhaltendem Spätklassizismus einheitlich neu errichtet wurde. Für Freunde des Klassizismus ist der homogene Straßenzug eine echte Sehenswürdigkeit, dem eher allgemein an historischer Baukunst Interessierten ist sie mehr ob ihrer anziehenden Blickpunke an den beiden Straßenenden reizvoll: nach Westen (wie abgebildet) steigen Chor und Turm von St. Nikolaus in die Höhe, nach Osten begrenzt das Obertor.
Auch die Außenseite des Obertores gefällt wie das Untertor durch ein treffliches Fachwerk-Ensemble, den Durchgang rechts und links gleichsam einrahmend. Es sind die beiden schönsten Fachwerk-Prospekte Markdorfs.
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Der ansehnliche Innenraum von St. Nikolaus, einer dreischiffigen Pfeilerbasilika. Links der Blick durch das Langhaus zum Chor, der über einen spitzbogigen Triumphbogen an das Mittelschiff schließt. Die achtseitigen Pfeiler, zwischen Haupt- und Seitenschiffen trennend, gehen zäsurlos in hohe Spitzbögen über.
In der Mitte gewahrt man die auf der Nordseite angebaute Kapelle der Schutzmantelbruderschaft. Das spätgotisch geschnitzte Schutzmantelbild erhielt 1689 in barocker Manier hinter sich ein Gemälde von Mariae Himmelfahrt, welches von üppigen Akanthusrahmen eingefasst. Reiche Stuckverzierung verleiht der Kapelle einen eindeutig barocken Charakter, der in reizvollem Kontrast zur übrigen im 19. Jahrhundert wiederhergestellten Gotik des Kirchenraumes steht.
Rechts der hohe Chor mit seinen langen Maßwerkfenstern. 1871 erhielt er den neugotischen Hochaltar.
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Nochmals der Hexenturm mit seiner Westseite, rechts davon die alte Kaplanei.
In der Mitte das Prachtportal des barocken Langhausanbaus (Bischofsschloss). Der breite Durchgang wird über eine Freitreppe erreicht. Darüber, schön in die vom Segmentbogen definierte Fläche eingepasst, das Wappen des Bauherrn Fürstbischof Franz Schenk von Stauffenberg als der schönste Gebäudeschmuck.
Rechts die Westseite von St. Nikolaus, welche das Hauptportal bereithält. Der spitzbogige Eingang führt in das Hauptschiff, wird rechts und links von Strebepfeilern gesäumt.
Markdorfs Ansehnlichkeit reicht nicht an die anderen badischen Bodensee-Städte heran. Konstanz, Meersburg und Überlingen übertreffen an Stadtflair deutlich, und auch Radolfzell als Nummer 4 zieht noch vorbei. Nichtsdestotrotz ist die "Perle des Linzgaus" wegen der gezeigten sieben Hauptsehenswürdigkeiten einen Besuch ohne weiteres Wert. Es ist die Qualität einzelner Bauwerke, die anzieht - und das Fehlen von Quantität, die Altstadtflair nur partiell aufkommen lässt. Alleine, sich mit Konstanz, Meersburg und Überlingen messen zu müssen, ist ein "böses" Los; die drei Städte zählen zu den schönsten Altstädten Badens, ja Süddeutschlands.
Website-interner Link auf die für den badischen Klassizismus beachtliche Obertorstraße
Quellen
1) die Bauwerke selbst - Stilmerkmale; Stadt und Landschaft
2) Dr. Emil Lacroix und Dr. Heinrich Niester "Kunstwanderungen in Baden", Chr. Belser Verlag Stuttgart, Ausgabe 1959
3) Wikipedia-Artikel Markdorf
4) Website www1.markdorf.de
5) örtliche Informationstafeln
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