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Ist man in der Nähe Pforzheim, näher hin zwischen Tiefenbronn und Mühlhausen, so besuche man auch die Burg Steinegg, einst in den reichsritterschaftlichen Händen derer von Gemmingen. Die Burg liegt im gleichnamigen Ortsteil von Neuhausen, damit im Enzkreis.
Die kleine Anlage, im 20. Jahrhundert restauriert, wird den Burgenfreund nicht wirklich ergreifen, Freude aber dem schenken, der viel aufs Malerische gibt. Denn die kleine Veste liegt in der Hügellandschaft der Umgegend nicht etwa auf einer zu erwartenden Kuppe oder einem Sporn, vielmehr nämlich in überraschender Tallage. So steigt das Gelände nach Norden, Süden und Westen weiter an. Hinzu kommt eine dichte Vegetation, die Anlage fest im Griffe. Beides, wie oben die Westansicht, befördert den pittoresken Eindruck nicht wenig!
Die trotz Tallage auf einem zur Würm abfallendem Hang liegende Burg wurde 1461 unterhalb einer vollständig verschwundenen Vorgängerburg durch Dieter VII. von Gemmingen errichtet, nachdem die Herren von Gemmingen 1407 das Gebiet ihrem Machtbereich eingegliedert hatten. 1580 war es Hans Pleikard von Gemmingen, der die wehrhaften spätmittelalterlichen Mauern zum Renaissance-Schloss veredelte, nachdem bereits 1520 die Schlosskapelle errichtet ward.
Obige Ansicht zeigt die barocke Schlosskapelle und Vorderseite der Burg mit Palas rechts und quadratischem Treppenturm im Hintergrund.
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Die linke Abbildung zeigt die Ostseite der Burg, die auf den einst ummauerten Burghof weist. Ganz rechts die Tordurchfahrt mit Archivraum darüber, in der Mitte der Treppenturm und links Treppengiebel des winkelförmigen ehemaligen Palas.
Das Foto rechts oben gibt die Vorderseite im wieder: ganz links die Kapelle, dann die Durchfahrt mit Archivraum (zwei Fenster), von hinten lugt die Verlängerung des schlanken Treppenturms hervor und rechts der Palas.
Mit nicht geringem Ehrgeiz nahm man sich der daniederliegenden Ruine mit Beginn des 20. Jahrhunderts an: 1910 Restaurierung der Schlosskapelle, 1931-33 Teilwiederaufbau, und 1958-61 wurde ein Jugendfreizeitzentrum der evangelischen Kirchengemeinde Pforzheim im alten Gemäuer etabliert. Das dann des Rätsels Lösung, warum die Burg wie bewohnt aussieht und manch' Gebäudepartie ihr noch junges Entstehungsdatum nicht leugnen kann. Dem ungeachtet haben sich auch wertvolle alte Details erhalten, wie auf der Abbildung rechts unten, wo fein gearbeitete Sandsteinrahmen der Fenster an der Westseite des Archivraums sehr gefallen, den Stil der Renaissance offenbarend, also aus der Zeit um 1580 stammen.
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Links der winkelförmige Palas, wie die anderen Burgpartien aus rot dominiertem Buntsandstein gefertigt. Die Treppengiebel und zum Teil auch die Fensterrahmungen sind "neu".
Wegen seiner Schlankheit und manch altem Öffnungsrahmen gefällig der Treppenturm, dessen oberer Anteil auf der mittigen Abbildung zu sehen.
Rechts die weiß verputzte Schlosskapelle, die 1730-39 über den spätgotischen Mauern neu aufgeführt. Die Spitzbögen über dem Eingang und der vermauerten Öffnung darüber zeugen vom Ursprungsgotteshaus. Barock neben den Innenausstattung die Rundbogen-Fenster und der oktogonale Dachreiter mit Zwiebelhaube. Carl Dietrich III. von Gemmingen ließ die Kapelle erneuern.
Die Burganlage ist insgesamt gefällig, vor allem aber unprätentiös. Und so ist es kuriosen Geschichten geschuldet, dass gewaltige Farbtupfer geliefert werden!
Vielleicht wird man am Ende vermuten, die werten Herren waren nicht ganz bei Sinnen. Solch' Urteil aber steht uns Denkenden nicht gut an. Es beginnt spektakulär, indem 1823 die Familie von Gemmingen nebst einem Teil Mühlhausens und nebst Priester in der Schlosskapelle höchst feierlich von der katholischen zur evangelischen Konfession "flüchten". Aber, als wollte man alsbald mit diesem für die Familienhistorie so bedeutsamen Gedächtnisorte nichts mehr zu tun haben, verkauft man die Burg 1839 ohne Not an den badischen Staat. Doch, es ist kaum ein Jahr vorüber, da besinnt man sich schon eines besseren und kauft die Burg plötzlich wieder zurück. Und was passiert dann? Man hat nichts Eiligeres zu tun als die Dächer abzureißen! Ja, man entfernt die schützenden Dächer, um die noch intakte Burg zu einer romantischen Ruine verfallen zu lassen... Man schüttelt ungläubig den Kopf über diese Zerstörungsmaßnahme. Einmalig in Baden!
Quellen
1) die Bauwerke selbst - Stilmerkmale; Burg und Landschaft
2) Dr. Emil Lacroix und Dr. Heinrich Niester "Kunstwanderungen in Baden", Chr. Belser Verlag Stuttgart, Ausgabe 1959
3) Wikipedia-Artikel Burg Steinegg (Neuhausen)
4) Informationstafel
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