Baukunst in Baden
  Schloss Heiligenberg
 


Schloss Heiligenberg steht am Steilabfall der Schwäbischen Ebene in Bodenseenähe. Das formidable Schloss gehört zur Gemeinde des gleichen Namens im Linzgau, Bodenseekreis. Schon im 13. Jahrhundert (um 1250) wurde hier eine spätromanische/ frühgotische Burg erbaut. Graf Berthold, der letzte des Geschlechtes Heiligenberg gilt als der Erbauer. 1535 kam die zwischenzeitlich erweiterte Veste an das bekannte Haus Fürstenberg, und 1540 begann Graf Ferdinand II. von Fürstenberg mit der Errichtung des jetzigen Schlosses. In den folgenden Jahrzehnten bis ins frühe 17. Jahrhundert wurde sukzessive weitergebaut, bzw. veredelt. Bis heute ist das Schloss im Besitz des Hauses Fürstenberg.
Die Gestalt des Schlosses, bestehend aus Hauptbau, Vorburg und freistehendem Glockenturm wird von der Spätgotik und vor allem der Renaissance bestimmt. Das schönste Renaissance-Schloss der Bodensee-Region ist zugleich eines der ansehnlichsten in ganz Baden, ja, darf als dezidierter Renaissance-Palast gar auf überregionale süddeutsche Bedeutung "pochen".
Im Bild die südöstliche Längsseite des vierflügeligen Schlosses, rechts außerdem der freistehende Glockenturm und ein Giebel der Vorburg.

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Die Nordwestseite mit detailreichen Renaissance-Mitteln vor allem in den Giebeln. Die beiden hohen gotisch-spitzbogigen Fenster zeigen die dreistöckige Schlosskapelle an. Und der auffällige runde Dachreiter verlängert eines der drei Treppenhäuser. Wie auf den anderen drei Außenseiten gliedern vor allem mehr oder weniger hohe Rechteck-Steinkreuzfenster im Spätgotik-/Renaissance-Stil die Fassade. Weitere davon abweichende Formate bis hin zum Rundfenster geben einige Lebendigkeit ein und schaffen mit ersten sehr ansehnliche spätmittelalterliche Außenseiten.
Bedeutendster Schlosserbauer war letztlich Graf Joachim, 1560 bis 1575 aus der bis dato immer noch spätmittelalterlich geprägten Veste den Renaissance-Palast  schaffend. Der Graf ließ um einen Gebäudeflügel nach Süden erweitern. Schließlich entstanden die beiden Flügel im Osten und Westen als Verbindungsstücke zum wichtigsten Teil des Schlosses, dem Südflügel mit repräsentativem Festsaal. Diese enormen baulichen Veränderungen formten weitgehend das noch heute gültige Renaissance-Erscheinungsbild, welches anschließend weiter veredelt wurde.

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Die Eingangsseite mit Altanbau und Pavillon wird über Nordosten durch eine Steinbrücke erreicht. Die Schlossaußenseite zeigt hier den größten Detailreichtum, Renaissance-Gestaltung vom feinsten für die durch verschiedene Baukörper ohnehin am meisten bewegte Schlossansicht.

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Die linke Abbildung zeigt den freistehenden Glockenturm, der stark plastisch in edler Renaissance-Sprache formuliert wurde, gekrönt von einer barocken Dachzwiebel. Links davon ragt das äußere Schlosstor ins Bild.
Rechts oben gewahrt man die südwestliche Querseite, durch geringere Länge umso monumentaler in die Höhe steigend. Darunter präsentiert sich die Westseite der gleichfalls geräumigen, hufeisenförmigen Vorburg. Die Dreiflügelanlage wird an der Nordwest- und Nordostecke von quadratischen Türmen akzentuiert.

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Links oben die Richtung Bodensee weisende Seiten des Glockenturms und des Ostflügels der Vorburg. Die weit sparsamer gestaltete Vorburg hält immerhin an den beiden Südgiebeln Renaissance-Pracht bereit.
Darunter die Hauptburg (Südwestseite) in Zusammenschau mit der Vorburg (Westseite), die, einst die Hauptburg als vorgelagertes Bollwerk schützend, nördlich vor dieser errichtet ward.
Die rechte Fotografie zeigt die Südost-Seite des Schlosses. Auch hier der einzige Giebel mit prachtvollem Renaissance-Zierrat; außerdem fällt ein Rechteckerker in dessen nächster Nähe auf. Auf der in Schrägperspektive sichtbaren Südwestseite lässt sich ein großer Balkon auf hohen Abstützungen erkennen.

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Links die so monumental aufragende Südwestseite, fünf Stockwerke übereinander türmend.
Die edelste Außenpartie wird von der Eingangsseite geleistet. Der in der Grundfigur polygonale, höhere rückwärtigem Flügel wurde um 1600 nach vorne durch reizvolle Anbauten ergänzt. Deren Fassaden zeigen ausgesprochen attraktive Renaissance-Fassaden, die zum schönsten dieses Stiles in ganz Baden gezählt werden dürfen. Vor allem tiefe Rundbogennischen und Pilaster mit Gebälk zeugen eine plastische Ansicht für den eigentlichen Torbau mit Prachtportal, den über hohem Sockel zweistöckigen Altan und Pavillon (links).

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Die Vorburg hat durch spätere Fenster ihren wehrhaften Charakter weitgehend verloren. Es sind die beiden Ecktürme, die der Ansicht ihren Reiz eingeben und die Erinnerung an die alten Tage als vorgelagertes Bollwerk wach halten. Die Nordseite der Vorburg zeigt zum Ort Heiligenberg.
Darunter der Blick von der Terrasse südwestlich der Vorburg in Richtung Süden. Bei guten Sichtverhältnissen sind der Bodensee und das europäische Gebirge, die Alpen sichtbar.
Rechts die Südgiebel-Seite des östlichen Vorburg-Flügels. Eine ansehnliche Ansicht durch disziplinierte Anordnung (allerdings späterer) Fenster und insbesondere durch den attraktiven Renaissance-Giebel mit tiefen, sich zurückstaffelnden Rundbogen-Nischen und Halbsäulen.

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Die Region des berühmten Zisterzienser-Klosters und nachmaligem großherzoglich-, bzw. markgräflich-badischem Schloss Salem wird dominiert von links obiger Ansicht des Schlosses. Solcher Verlockung konnte auch der 30jährige Krieg nicht widerstehen. 1643 beschossen und eroberten die im Bunde mit den Schweden stehenden Franzosen, dabei von Überlingen vorrückend. Ein Jahr später erkämpfte die katholische Liga durch bayrische Truppen zurück, 1647 (ein Jahr vor Kriegsende) ergab man sich jedoch erneut den Franzosen.
Darunter die Nordwest-Seite mit den auffälligen gotischen Spitzbogen-Fenster der Schlosskapelle und der zylinderhaften Treppenhaus-Verlängerung. Die im Inneren wie manch' anderer Schlossraum noch sehr ansehnliche Kapelle wurde als Rohbau 1586 fertig, anschließend ausgeschmückt und verziert.
Rechts der um 1600 erbaute Glockenturm, neben dem Hauptschloss eine ganz eigene und nicht geringe Sehenswürdigkeit. Ganz unwillkürlich sucht man nach einem Langhaus für diesen schönen Campanile; vergeblich. Die Renaissance-Pracht der Schlossanlage findet für die Fassaden hier ihren Höhepunkt, indem die Komplexität der Gestaltung weitere Steigerung und ungemeinen Reiz durch die schlanke Baukörper-Proportion erfährt. Über quadratischem Grundriss nach drei Stockwerken ein Oktogon und abschließend eine Zwiebelhaube.

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Mag zum Abschluss die zum Bodensee weisende Südostseite des Schlosses als Ersatz für fehlende Aufnahmen des sehr ansehnlichen Innenhofs gelten. Dieser kann im Rahmen von Führungen durchaus besichtigt werden, was dem Autoren am Tage des Besuchs jedoch nicht möglich.
Am schönsten die Hoffassade des Nordtraktes (Eingangsflügel), welche in Manier der berühmten italienischen Renaissance-Stadtpaläste in Arkaden aufgelöst ward. Jedoch ist nur die unterste der vier Etagen als Laube geöffnet, während nämlich die folgenden verglast wurden. Nahe beim Hofzugang erblickt man im Südwestflügel eine überwölbte Brunnenhalle, welche 1569 entstanden. 
Von den weiteren Sehenswürdigkeiten im Inneren muss man insbesondere der schon eingeführten Kapelle und des großen Rittersaales gedenken. Letzterer erstreckt sich über die beiden Obergeschosse des gesamten Südwesttraktes, darf sich also beträchtlicher Größe rühmen; 1562 im Rohbau fertig, zog sich die endgültige Fertigstellung noch bis 1584; aber nicht nur seiner Größe, sondern vielmehr seiner prächtigen Ausgestaltung darf sich der Saal als einer der schönsten erhaltenen der deutschen Spätrenaissance rühmen!

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Quellen
1) die Bauwerke selbst - Stilmerkmale; Schloss und Landschaft
2) Dr. Emil Lacroix und Dr. Heinrich Niester "Kunstwanderungen in Baden", Chr. Belser Verlag Stuttgart, Ausgabe 1959
3) Wikipedia-Artikel Schloss Heiligenberg
4) Website www.heiligenberg.de
5) Beschreibung Matthäus Merians aus "Topographia Suevia"


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