Baukunst in Baden
  Immendingen
 

Immendingen an der Oberen Donau bei Donaueschingen, einst historisches Dorf in reichsritterschaftlichen Händen, gefällt neben anderen Bauwerken insbesondere durch ein ausgezeichnetes ehemaliges Wasserschloss, welches oben per Südseite abgebildet.
Im 19. und 20. Jahrhundert zunehmend verwahrlost, wurde es durch die Gemeinde nach Erwerb 1956 von 1961-63 vorbildlich saniert und zum Rathaus umfunktioniert. Der Renaissancebau, ehemals von einem Wassergraben geschützt, wurde von der ursprünglichen Einzelstellung des Ostflügels durch sukzessive Ergänzung weiterer Trakte zur geschlossenen Vierflügel-Anlage, die an drei Ecken reizvoll durch Rundtürme Akzentuierung findet. Das imposante dreistöckige Gebäude besitzt in den äußeren Fassaden noch manch altes, originales Detail, welches auch das Näherhinschauen belohnt. Das Obere Schloss von Immendingen – eine Perle der Baukunst in badischer Randlage!
Aber auch dieses reicht nicht an das Naturschauspiel, das Immendingen berühmt macht: die Donauversickerung. Das Schauspiel erreicht höchst irritierende Bedeutung gleich an ca. 155 Tagen des Jahres, wenn der Fluss vollständig versickert, damit dem Auge entschwindet! Durch ein unterirdisches Höhlensystem wird das Flusswasser nach dem 12 Kilometer entfernten Aach geführt, wo es als größte Quelle Deutschlands wieder ans Licht sprudelt! Das Donauwasser fließt als Flüsschen Aach in den Bodensee, damit dann auch den vom See abfließenden Rhein speisend!

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Neben mehreren stattlichen Gebäuden im alten Ortskern, versehen gerne mit Treppengiebeln, sind neben dem Oberen auch das Untere Schloss sowie die historische Kirche nennenswert.
Links unten sieht man das Untere Schloss, das an Ansehnlichkeit mit dem Oberen Schloss nicht mithalten kann, nicht zuletzt aufgrund der nicht geringen Verwahrlosung, die nach dem Flügelbau mit schönem runden Treppenturm gegriffen hat.
Gefälliger St. Peter und Paul, die katholische Pfarrkirche in nächster Nähe zum Oberen Schloss, mit demselben ein treffliches Ensemble bildend. Die Kirche besteht aus einer Erweiterung der Jahre 1936/37, einem noch gotischem Nordturm und dem frühklassizistischen Langhaus, dessen Vorderseite mit Portal und Mittelrisalit mit Dreiecksgiebel rechts wiedergegeben wird. 1788 wurde das ansehnliche Langhaus errichtet. Verantwortlicher Baumeister des Langhauses war der talentierte Franz Josef Salzmann, Hofbaumeister des Fürstentums Fürstenberg. Salzmann schuf mehrere ansehnliche Kirchen im Stil des Spätbarock/ Frühklassizismus innerhalb und benachbart zum Fürstenberger Fürstentum, z.B. in Stühlingen, Steinach, Schenkenzell und Oberwolfach; auch am bedeutenden Dom von St. Blasien im Hochschwarzwald war Salzmann beteiligt.
Links oben kann man die Nordseite des Oberen Schlosses gewahren. Die Nordoste-Ecke ist die einzig turmlose, zeigt dafür einen spitzen Giebel. Ältester Teil des Schlosses ist der Ostflügel, dessen nördliche Querseite den spitzen Giebel zeigt. Der Bau des Schlossursprungs als wehrhafte Wasserburg reicht ins 12. Jahrhundert zurück.

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Im 15./16. Jahrhundert wurde der Ostflügel um den Südflügel (linke Abbildung) erweitert. Aus dem mittelalterlichen Bollwerk wurde ein Renaissance-Schloss. Wehrhaftigkeit verblieb der Anlage, wenngleich diese durch den Einbau großer Fenster wie den Rundbogen-Fenstern in den Erdgeschoss-Fassaden geschwächt wurde.
Später kamen noch der West- und Ostflügel hinzu, die als dritter Bauabschnitt das Schlossgeviert ausbildeten. Der Westflügel ist rechts zu sehen.
Zu höchsten historischen und für ein Schloss zugleich höchst ungewöhnlichen Ehren kam unser Schloss 1835, indem hier die erste badische Maschinenfabrik eingerichtet wurde! Fürst Karl Egon von Fürstenberg war der Initiator. Eine zeitgenössische Zeichnung berichtet von einem riesigen Mühlrad, das sich zum Behufe der Fabrikation am Südflügel drehte, angetrieben vom Weisenbach, der einst auch den seinerzeit längst zugeschütteten Wassergraben speiste.
1834 hatte das Haus Fürstenberg das Schloss erworben. Zahlreiche Besitzer residierten im Oberen Schloss, worunter neben den Fürstenbergern am bekanntesten die Freiherren von Schreckenstein (1672-1807).
In der Mitte der stämmige Campanile von St. Peter und Paul. Die wenigen kleinen Öffnungen verleihen Wuchtigkeit für ein Stück Mittelalter des 13. Jahrhunderts.  

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Wie erfreulich, dass das Obere Schloss als Rathaus öffentlich zugänglich ist! Wäre es Privatbesitz, der Blick in den sehr ansehnlichen Innenhof bliebe weitgehend versperrt. So aber kann man sich insbesondere an den Renaissance-Arkaden des Nord- und Westflügels erfreuen. Weit spannende Rundbögen werden von mächtigen Rechteck-Pfeilern gehievt. Dazu die schönen Fensterrahmungen und die Intimität des geschlossenen Hofes – ein höchst erfreulicher Außenraum.
Ein höchst erfreulicher Innenraum wurde dem Autoren ganz unerwartet von einem freundlichen Mitarbeiter des Rathauses eröffnet. Und so durfte der Autor einen trefflich instand gesetzten Renaissance-Raum (rechts oben) bewundern. Eine kraftvolle Rundsäule mit mächtigem Kapitell, "ächzend" unter der von den Gewölben aufgetragenen Lasten, ist der sympathische Protagonist. Der Saal befindet sich im Erdgeschoss der Südost-Ecke des Schloss-Gevierts. Die Abrundung einer erbaulichen Schloss-Besichtigung!


Quellen
1) die Bauwerke selbst - Stilmerkmale; Ort und Landschaft
2) Dr. Emil Lacroix und Dr. Heinrich Niester "Kunstwanderungen in Baden", Chr. Belser Verlag Stuttgart, Ausgabe 1959
3) Wikipedia-Artikel
Oberes Schloss (Immendingen)
4) Website www.immendingen.de
5)
örtliche Informationstafeln des Oberen Schlosses


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