Baukunst in Baden
  Pfullendorf
 


Pfullendorf, die einst stolze Freie Reichstadt liegt im schönen Linzgau, zwischen oberer Donau und Bodensee. Nicht nur bei Nacht macht die Stadt guten Eindruck. Was aber die obige Aufnahme, die Südseite der Altstadt zeigend, sogleich offenbart, sind die beiden bedeutendsten Bauwerke Pfullendorfs: links die Stadtkirche St. Jakob und ganz rechts weiß leuchtend das Obere Tor.
Und man hat noch mehr zu bieten, als Station der Deutschen Fachwerkstraße nämlich die an Quantität und Qualität entsprechenden Bauwerke des Holz-Stein-Konstruktionsprinzips. Mag auch nicht unerwähnt bleiben, dass man ebenso dem berühmten Jakobsweg und der Oberschwäbischen Barockstraße angehört, letzteres geschuldet in erster Linie dem überaus prächtigen Innenraum von St. Jakob (siehe unten).
Endlich erfreut man sich auch an der Gesamtanlage der Altstadt, welche sich reizvoll an einen Molassehügel legt, was sowohl von außerhalb der alten Stadtgrenzen, wie bei der Abbildung oben, ein schönes Gesamtbild entwirft, und im Inneren den steigenden/fallenden Straßen und Gassen das Malerische befördert. Eine Zierde nicht nur des Landkreises Sigmaringen.

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Selbst wenn der Zweite Weltkrieg die Stadt zerstört hätte, wie es andere badische Städte leidvoll erfahren mussten, ja vielleicht sogar ganz vernichtet hätte wie das arme Pforzheim und hernach wie dieses oder jene von modernistischem Städtebau und modernistischer Architektur ganz verdorben wäre, und es stünde an Historischem einzig noch das Obere Tor (Abbildung links), Pfullendorf wäre jeden Besuch wert! Wer sich das höchste Bild mittelalterlicher Befestigungskunst machen möchte, der pilgere nach Pfullendorf um eines der beeindruckendsten Zeugnisse spätmittelalterlichen Stadttorbaus ehrfurchtsvoll zu bestaunen. Welch' Ruhm für die immer stolze, jedoch nie wirklich bedeutende Stadt das Obere Tor: unangefochten schönstes Stadttor der ja so reichen und großen Bodenseeregion und eines der reizvollsten ganz Süddeutschlands; ja selbst deutschlandweit mag man allenfalls in den norddeutschen Backstein-Toranlagen aufgrund des edleren Materials und größerer Zierfreude einen Vorteil erkennen!
Zu unserem großen Glück aber musste Pfullendorf unter dem großen Krieg verhältnismäßig wenig leiden. Und so findet man in der Stadt genügend Schönheit aus der Hand der Altvorderen, worüber das nicht nur topographische alles überragende Obere Tor gleichsam Krone der Stadt; Zepter ist St. Jakob, Kopf das Rathaus und Leib die noch zahlreichen Fachwerkhäuser wie in der Abbildung links entlang der Hauptstraße, welche bezüglich des Fachwerk-Reichtums die durchgängigste, damit schönste Gestalt zeigt.

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Ansehnlichster Platz Pfullendorfs ist der Marktplatz, dessen Westseite links oben zu sehen. Hier tritt auch das Rathaus ins Stadtgefüge, durch den imposanten Erweiterungsbau (ganz rechts) und den weit gefälligeren Kernbau direkt daneben. Ein angenehm bescheidenes, darüber umso edleres Werk des Frühklassizismus.
Im Bild darunter findet man die Westseite der Straße Am alten Spital, die, abgehend vom Marktplatz, südliche Verlängerung der Hauptstraße bedeutet und wie diese durch Fachwerk einnimmt. Die beiden Straßen sind Hauptschlagader der historischen Stadt, deren Leib von Südwest nach Nordost halbierend.
Nördlicher Abschluss der Hauptstraße, wenngleich gegenüber dieser ein wenig nach Osten versetzt ist unser fulminantes Tor, dessen Stadtseite rechts zu gewahren. Am höchsten Punkt der Altstadtbebauung erhebt sich der schwindelerregend hohe Wachturm nur umso monumentaler. 

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Zepter Pfullendorfs ist die schöne Kirche St. Jakob, deren Außengestalt insbesondere durch den schlanken Glockenturm gefällt. Das landgotische, entsprechend unprätentiöse Gebäu wendet alle Intention auf den Turm, vor allem auf dessen weithin sichtbare Turmspitze. Im Mittelalter, da die Stadtgrenzen weit enger gezogen als heute, war die Turmspitze allen Nähernden gleichsam Visitenkarte, und da wollte man sich nicht "lumpen" lassen. Die teilweise Barockisierung der Langhausfassaden brachte neue Formen, damit mehr Abwechslung, jedoch kaum echte Aufwertung. Von St. Jakob zu schwärmen, heißt Freude an der filigranen Turmspitze und noch mehr Ergötzung an betäubender Barockpracht des Innenraums.
Zu den gefälligsten Steinbauten zählt die Spitälische Zehntscheuer, seit 1980 als würdiges Stadtarchiv dienend. Der spätgotische Bau wurde 1515 mit den stiltypischen Öffnungsrahmen und monumentalem Treppengiebel errichtet (mittlere Abbildung, die Vorderseite zeigend).
Rechts blickt man durch die Metzgergasse in Richtung Rathauserweiterung. Auch hier das immer attraktive Fachwerk.  

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Zur Quantität der Fachwerkhäuser gesellt sich höchst bemerkenswert Qualität. Ja, was für das Obere Tor bemerkt, dass jede Besichtigung Pfullendorfs alleine ob dieses Bauwerkes verlohnend, kann auch für das Alte Haus (Abbildung rechts) geltend gemacht werden. Das "astrein" alemannische Fachwerk wurde ab 1317 in Gestalt gebracht, was nichts geringeres bedeutet als dass das Alte Haus eines der ältesten Bürgerhäuser ganz Süddeutschlands zeigt! Es versteht sich von selbst, dass es darüber zu den wertvollsten Badens zählt. Welch' gewaltiger zweiter Ruhm für die Stadt!
Genannter Bau steht im Norden der Altstadt in der Museumsgasse. Fast unmittelbar benachbart an gleicher Gasse das Fachwerkhaus rechts, das gleichfalls von ungewöhnlich hohem Alter. Ein höchst ansehnlicher Eckbau von wiederum "astrein" alemannischer Machart. Typisch hierfür der weite Abstand der Ständer (vertikale Traghölzer). "Nur" typisch für die Region, dass es zu einer hochinteressanten wie gefälligen Über-Eck-Wirkung kommt, indem im dritten Stockwerk die Bohlen an der Südost-Ecke nicht verputzt sind. Die andersartige Oberflächen-Qualität wird automatisch Blickfang, der dann von der Südseite auf die Ost-Seite leitet. Auch das Alte Haus besitzt ein solches Über-Eck-Arrangement. Gemeinhin ist es der Modernismus, namentlich die Klassische Moderne der 1920er, die feist behauptet diese Wirkung erfunden zu haben (durch Über-Eck-Fenster). Hier findet man sie bereits im Mittelalter, auch später im Barock und Klassizismus – und doch kommt der Modernismus noch heute mit seiner frechen Inanspruchnahme durch. Doch zurück zu unserem Fachwerkhaus, dass auch durch das auskragende dritte Stockwerk gefällt, darüber nämlich zu einer umso wuchtigeren wie kraftvolleren Ausstrahlung zu gelangen, wie sie an den gotischen Fachwerk-Zeugnissen immer ergreift. 

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Auch für den Frühklassizismus in Baden (im späteren Baden) leistet Pfullendorf einen wertvollen Beitrag – Abbildung links. Es ist das schöne Rathaus, das als ursprünglicher Fachwerkbau 1785/86 durch den bekannten wie talentierten Deutschordensbaumeister, zugleich Pfullendorfer Stadtbaudirektor Franz Anton Bagnato in frühklassizistischer Art umgestaltet wurde. Die schmale Vorderfront des langen Gebäudes zeigt zum Marktplatz, durch repräsentativen Balkon und Dreiecksgiebel gefallend. Die Auskragungen des zweiten und dritten Stockwerks verraten noch das Ausgangsbauwerk des Jahres 1524: Stockwerks-Auskragungen waren in Barock und Klassizismus eine ausgemachte Unschicklichkeit, für den alemannischer Fachwerkbau des Mittelalters dagegen Standart.
Ansehnlich durch Imposanz die Rathaus-Erweiterung, welche in der Mitte per Marktplatz-Front zu sehen. Als Bauwerk des die historischen Baustile nicht allzu einfallsreich kopierenden Historismus zeigt der dreistöckige Bau typischerweise überladene Fassaden, die obendrein den Geist der in diesem Fall nachgeahmten Spätgotik nicht erfassen. 1893 entstand das Gebäude.
Rechts sieht man durch die Hauptstraße nach Norden auf den blickfangenden Turm des Oberen Tores.  

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Tiefen, ja berauschenden Eindruck hinterlässt der in schönster Rokoko-Manier dahinfließende Innenraum von St. Jakob. Er war einst gotisch? Ja! Und an den spitzbögigen Arkaden zwischen Hauptschiff und den beiden niedrigen Seitenschiffen erkennt man dies noch. Aber man wird es kaum wahrnehmen, zu sehr nämlich nimmt der Rokoko-Schmuck gefangen, überall bemüht die Raumbegrenzung zu verschleiern, das Auge durch beständigen Fluss zu bespielen, zu betören, wegzuführen in die höheren, nicht mehr materiell begrenzten Sphären, befreit schließlich vom eigenen Dahindenken zur Wahrnehmung Gottes, befreit zum Zuhören.
Links die zweistöckige Orgelempore, in der Mitte Blick durchs Langhaus zum Chor, rechts der Chor mit Hochaltar, wo aus dem Rokoko-Fluss in weiterem Anschwellen gleichsam ein Sturm entfacht, als würde weichste Masse von stärksten Winden aufgeworfen.
1750 wurde der Innenraum ausgeziert, 1751 vollendete die Bemalung der Decke und der Chor-Seitenwände. Im gleichen Jahr noch das treffliche Chorgestühl. Die prächtige Orgel kam 1803 aus dem aufgehobenen Kloster Beuron (Oberes Donautal). Schon 1718 ward der Hochaltar verfertigt, welcher jedoch verändert, z.B. indem das Altarblatt ein Werk der Jahre 1865/66. 1740 kamen die beiden Seitenaltäre hinzu. In bereits erschlafften, dennoch weiter vorzüglichen Formen die Kanzel.
Trete man in diesen Raum ein, der einer der schönsten Rokoko-Welten Badens, und lasse man sich mitreißen...   

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Pfullendorfer Nachtprospekte am Marktplatz. Links die Westseite mit dem Rathaus und seinem edlen Dreiecksgiebel und der detailfeinen gotischen Turmspitze von St. Jakob. Rechts die gegenüberliegende Seite, wo ein Staffelgiebelbau mit gleich zwei Eckerkern ein würdiger gestalterischer Kontrapunkt.
Es war kein geringerer als Friedrich II., der berühmte Staufer-Kaiser, der Pfullendorf zur Reichsstadt erhob, wenngleich er zum Zeitpunkt der Erhebung sich erst König nennen durfte. Der bis dato kleine und wenig bedeutsame Ort, als Dorf im 12. Jahrhundert entstanden, erhielt als Stützpunkt des Königs sogleich größten Anreiz zu Wachstum und Bedeutung. Fast 600 Jahre konnte sich Pfullendorf als Freie Reichsstadt behaupten! 1803 jedoch wurde nachhaltig mediatisiert, indem die Stadt dem entstehenden Mittelstaat des Großherzogtums Baden eingegliedert wurde. Ein Schicksal, das man mit den vier anderen Freien Reichsstädten Offenburg, Gengenbach und Zell (alle in der Ortenau) und Überlingen (Bodensee) teilte.  

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Links die Rückseite von St. Jakob, mit polygonalem Chor per 3/8-Schluss, hohen spitzbogigen Fenstern und Strebepfeilern - ein typisch landgotischer Chor. Während das Langhaus als dreischiffige Pfeilerbasilika in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts entstand, ersetzte der polygonale einen geraden Chor erst im spätgotischen Jahre 1481.
Rechts oben blickt man vom Marktplatz nach Norden in die Hauptstraße. Darunter die Hauptstraße ein wenig nördlicher, mit reizvollem polygonalem Fachwerkerker.

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Im Nordwesten hat sich eine längere Strecke der Stadtmauer nebst Rundturm erhalten (Abbildung links oben). Effektvoll sitzt hier ein Fachwerk-Giebel der Stadtmauer auf. Und dank der Turmspitze von St. Jakob erhält man eine der schönsten Außenansichten der Altstadt.
Links unten gewahrt man einen Abschnitt des 1250 von den Zisterziensermönchen des nicht fernen und berühmten Klosters Salem errichteten Salmannsweiler Hofes. Das große Gebäude war wie die Abtei durch die Säkularisation des frühen 19. Jahrhunderts "Verfügungsmasse". 1842-48 wurden Teile des Komplexes abgerissen und als spätklassizistisches Spital neu aufgerichtet. Es überdauerte die Spitalkapelle, auch der abgebildete spätgotische Treppengiebel, der gefällig von Rundbogen-Nischen gefurcht wird. Spital/Salmannsweiler Hof stehen im Norden der Altstadt, östlich benachbart dem Oberen Tor.
Rechts der ansehnliche Treppengiebel vis-à-vis der Rathauserweiterung. Es sind die beiden Eckerker, die ein besonderes Gepräge verleihen, die historischen reinen Steinbauten der Stadt bereichernd. 

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Die Hauptzierde Pfullendorfs ist und bleibt das gewaltige Obere Tor. Die Anlage aus drei einzelnen Gebäuden wurde 1505, also in spätgotischer Art errichtet. Am auffälligsten natürlich der Wachturm, das Haupttor "in Obhut nehmend". Am höchsten Punkt der Altstadt errichtet, wurde er mit 38 Metern der auch baulich höchste Turm der Stadtbefestigung, um einen idealen Punkt zur Überwachung der Umgegend zu erhalten. Zwei Treppengiebel untersteichen die Monumentalität des satteldachgedeckten und nur von wenigen kleinen Öffnungen durchbrochenen Giganten.
Das Haupttor flankiert den Turm, rechts abgebildet. Neben dem himmelstrebenden Vierkant wirkt das Torgebäude fast zierlich! Auch hier herbe spätgotische Stufengiebel, dazu der spitzbogige Durchgang.
Am kunstvollsten das Vortor, in der Mitte wiedergegeben. Dessen Erhalt ist das eigentlich Sensationelle! Wehrtürme und Stadttore, obgleich von ihren ursprünglichen Zahl nur ein sehr kleiner Teil auf uns überkommen ist, sind in Baden noch viele zu finden, auch in der Bodensee-Region. Erhaltene Vortore, zumal als eigenes Torgebäude sucht man in Baden ein zweites Mal vergeblich! Selten existieren noch Vortore als durchbrochene Mauern, als Torgebäude aber ist das Pfullendorfer Exemplar ohne erhaltene Parallele in Baden! Häufig genug empfand man im 19. Jahrhundert die Stadttore als Verkehrshindernis und riss diese kurzerhand ab, wieviel eher aber legte man die einst allerorten die Stadttore zusätzlich sichernden Vortore als Verkehrshindernis ab! Wie wertvoll also das Pfullendorfer Vortor, das überdies das Ensemble des Oberen Tores so geschmackvoll abrundet. Zwei "herzanrührende" Rundtürmchen mit Schießscharten spannen das Torhaus gleichsam auf, um Platz zu schaffen für den wiederum spitzbogigen Durchgang. Die seitlichen Giebel des Satteldachs sind in schön zum glatten Verputz kontrastierendem Fachwerk ausgeführt. Und zur höchsten Zierde gereicht dem Außentor eine spätgotische Kreuzigungsgruppe nebst Reichsstadtwappen, das von zwei wilden Männern gehalten.   

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Einen sehr ansehnlichen Straßenzug bietet die Pfarrhofgasse, links oben gezeigt. Neben Fachwerk und der schon vorgestellten Spitälischen Zehntscheuer bereichert das barock bemalte ehemalige Haus der Franziskanerinnen mit hohem Spitzgiebel links im Bild.
Darunter das Alte Haus, auch Schoberhaus genannt, die wertvollste der Pfullendorfer Fachwerk-"Perlen". Im 15. Jahrhundert wohnten hier die berühmten Ritter von Gremlich. Deren Junker Konrad vereitelte einen geplanten Überfall durch Ritter der Umgegend, und trug sich so höchst ehrenvoll in die Geschichtsbücher der Stadt ein.
Überaus attraktiv auch der Blick durch die Gasse Am alten Spital nach Norden, wo die Turmspitze von St. Jakob dem Prospekt der stattlichen Stadthäuser gleichsam die Krone aufsetzt. 

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Das schönste Stück Außenarchitektur der Stadt wird von St. Jakob bereitgestellt (linkes Foto). Über dem quadratischen Turmkorpus, hinter einem feinen Maßwerkgeländer, dessen vier Ecken von Fialen akzentuiert, steigt die ungewöhnliche gotische Haube auf. Gleichfalls aus Stein verfertigt, offenbart die durchbrochene, gitterartige Haube höchste Kunstfertigkeit. Sie sitzt auf einem niedrigen Oktogon, dessen Ecken wiederum von Fialen betont und seine acht Kanten über die Haube in die hohe Spitze sendet. Im Mittelalter der Bodensee-Region gestaltete man die Turmspitzen gerne auf eine ähnliche Art, seien als Parallelen die Hauptkirchen von Konstanz, Überlingen und Radolfzell genannt. Am ähnlichsten kam das Konstanzer Exemplar, welches aber im 19. Jahrhundert durch einen höheren Aufsatz ersetzt wurde. Eine durchbrochene gotische Haube wie die Pfullendorfer ist einmalig in ganz Baden! Nochmals also höchste Ehren für die Stadt!
In der Mitte sieht man von außen durch die gotisch-spitzbogigen Durchgänge von Vor- und Haupttor des Oberen Tores, und links gewahrt man die Stadtseite des Oberen Tores.

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Die linke Abbildung zeigt die östliche Querseite des Altes Hauses. Neben dem Fachwerk, das stämmig und urwüchsig, fällt die Naturstein-Wand auf, die hier direkt mit der Stadtmauer verbunden. Fachwerk und gelbe Molasseblöcke ergeben ein sehr reizvolles Materialzusammenspiel. Auf dem Bild rechts unten erkennt man wie der Fachwerkbau der alten Stadtmauer regelrecht aufsitzt. Eine höchst spannende, das Gebäudebild vollendende Wirkung, wie der Naturstein über Stadtmauer und Gebäudeseitenwand in den Fachwerkbau "hineingreift".
Rechts oben nochmals eine Fachwerk-Impression Am alten Spital. Die klare alemannische Struktur trat bei den jüngeren Fachwerkhäuser immer mehr zurück zugunsten einer Mischform aus alemannischem und fränkischen Stil. Letzterer macht sich vor allem durch eine weit engere Stellung der Ständer bemerkbar.

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Bei aller Schönheit, die Ansehnlichkeit der Altstadt Pfullendorfs hat dennoch ihre Grenzen. Im Ganzen steht man eher in der zweiten Reihe der gefälligsten Städten Badens, muss beispielsweise die Linzgau-Nachbarn Überlingen und Meersburg "passieren" lassen. Warum? Es fehlt leider die Durchgängigkeit der Qualität. Schon in die sehr ansehnliche Hauptachse Am alten Spital - Hauptstraße reiht sich manch moderner und verdorbener alter Bau verwässernd dazwischen. Und dieser Effekt steigert sich in den Seitenstraßen und -gassen mitunter bis zur Unansehnlichkeit. Nichtsdestotrotz bleibt Pfullendorf eine echte Sehenswürdigkeit, wie die oben vorgestellten Gebäulichkeiten zweifelsfrei beweisen.
Zum Abschluss nochmals der Hauptruhm der Stadt, das Obere Tor, fast zu schön um wahr zu sein, wie einem Märchen entschlüpft; mit der Feldseite links und der Stadtseite rechts.
Und in der Mitte grüßt zum Abschluss die so detailfein-prächtige Turmspitze von St. Jakob, der Gebäudeteil, der in historischer Zeit die weithin sichtbare Visitenkarte der Freien Reichsstadt.


Quellen
1) die Bauwerke selbst - Stilmerkmale
2) Dr. Emil Lacroix und Dr. Heinrich Niester "Kunstwanderungen in Baden", Chr. Belser Verlag Stuttgart, Ausgabe 1959
3) Wikipedia-Artikel 
Pfullendorf
4) Website www.pfullendorf.de
5) örtliche Informationstafeln
  

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