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Nichts geringeres findet man hier, noch am Anfang des Oberen Donautals, als eine der spektakulärsten Burganlagen nicht nur Badens oder Baden-Württembergs, sondern ganz Süddeutschlands!
Der Talsohle weit entrückt, auf beinahe vertikalen Kalkfelsen wurde eine Veste angelegt mit bombensicherer Mauerstärke und unersteigbarer Mauerhöhe. Ein einziges Mal, durch nicht geringe List, konnte die Festung der Fürstenberger Fürsten genommen werden, im 30jährigen Krieg, zu einem Zeitpunkt da die Uneinnehmbare kaum besetzt. Blickt man aus dem Tal, oder aus der Vorburg auf die schwindelerregend hohen Wehrmauern, man glaubt es leicht, dass solch' Bollwerk alleine durch List zu bezwingen. Es ist nichts Repräsentatives, Edles oder genuin Schönes, dass den gewaltigen Reiz der Wildenstein begründet, es das Gehabe eines vollendeten Bollwerks, kraftstrotzend, hochmütig, brutal abweisend, haarsträubend! Der darf sich nicht rühmen, Badens Burgen zu kennen, dessen abwägende Blicke nicht von den aberwitzigen Wänden der Wildenstein ins tiefe Donautal abrutschten. Die alte Veste ist eine Hauptsehenswürdigkeit im Badischen!
Vollendet wird der atemberaubende Anblick der Haupt- und Vorburg durch die nicht weniger fesselnde Landschaft. Denn auch das Obere Donautal ist eine anerkannte Sehenswürdigkeit Süddeutschlands. Millionen Jahre durfte sich die Donau durch das Tal fressen und verfügte zusammen mit der herauswaschenden Erosion den Talwänden bizarrste Felsformationen. Eine kongeniale Verbindung gehen sie ein Natur- und Menschenwerk, Tal und Burg!
Obige Abbildung zeigt die Westseite mit Hauptburg links und Vorburg rechts über der Fels- und Waldlandschaft des Oberen Donautals, eine Perspektive, die man von oberhalb des schönen Benediktiner-Klosters Beuron gewinnt.
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Links oben der Blick aus dem Tal auf die kompakte Hauptburg links und die langgestreckte Vorburg rechts. Im 13. Jahrhundert wurde die Veste erstmals erwähnt; seinerzeit sah sie noch deutlich anders aus, besaß vor allem noch nicht die hohe Wehrhaftigkeit späterer Jahrhunderte.
Später hinzu trat insbesondere die Vorburg, die die Kernanlage nach Süden zusätzlich schützte. Warum? Die Südseite war die einzige anfällige Seite, indem die Topographie durch steil abfallende Felsen nach den anderen Himmelsrichtungen sicherte. Nach Süden jedoch steigt das Gelände sogar noch um etliche Höhenmeter weiter an, ermöglichte also einen leichten Zugang zur Burg; eine Schwäche, die durch Anlage der Vorburg, namentlich eines Wehrgangs, der von nach Osten und Westen abschließenden Rundtürmen regelrecht aufgespannt wird. Links unten blickt man auf den Ostturm und über die Wehrmauer auf die dahinter befindliche Hauptburg.
Rechts die gewaltige, abschreckend monumentale Hauptbastion der Kernburg. Sie beschließt nach Osten in ausladender Rundung, von Ferne an einen riesigen Ozeandampfer erinnernd. Die Mauern waren hier praktisch nicht ersteigbar und von einer Stärke, die jedem Beschuss spotteten.
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Zusammenschau der Festung mit dem Tal. Welch' Reiz auch durch die skurrilen Kalkfelsen, auf denen die Burggebäude wie zu balancieren scheinen.
Was dem Burgenromantiker die Gewalt eines vollendeten Bollwerks, das ist dem Bauhistoriker eine Verteidigungsanlage in sehr gutem Zustand, die die Fortifikationskunst des späten Mittelalters, des 16. und 17. Jahrhunderts zielsicher vor Augen führt.
Wenn oben von der Festung der Fürstenberger Fürsten die Rede war, so darf man sie, die erst 1627, also während des 30jährigen Krieges, an den Komplex kamen, keineswegs mit den Gründern und erst Recht nicht mit den so ruhmvollen Befestigern, welche das bis heute gültige Idealbild schufen, verwechseln. Es waren nämlich die im Gegensatz zu den Fürstenbergern längst vergessenen Grafen von Zimmern, die im 15. und 16. Jahrhundert die Burg als Residenz nutzten und entsprechend veredelten und bewehrten, ausbauten. Diese beiden Jahrhunderte gelten auch als die Glanzzeit der Wildenstein, indem hier dauerhaft Hof gehalten, wohingegen die späteren Fürstenberger fast alleine in Krisenzeiten, noch bis ins frühe 18. Jahrhundert aus Anlass des Spanischen Krieges, Zuflucht hinter den meterdicken Mauern nahmen.
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Die größte Höhe erreicht der Kommandantenturm, der westlich direkt an die Hauptbastion schließt (Foto links). Der wie die Bastion nach außen abgerundete Turm besitzt nach Süden ein auffälliges Zwerchhaus, das bis zum First des ebenfalls abgerundeten Daches reicht. Des weiteren fallen die zahlreichen horizontalen Schießscharten auf. Man spekuliert, dass der Kommandantenturm Teile des von Gottfried Werner von Zimmern im frühen 16. Jahrhundert abgetragenen Bergfrieds bewahrt hat.
Der Prospekt rechts oben blickt durch den reizvollen Halsgraben, der das Terrain von der 100 Meter langen Vorburg scheidet. Was noch heute beeindruckend, war einst noch wehrhafter, indem die 15 Meter breite "Schlucht" noch etliche Meter tiefer. Direkt verbunden mit dem "Abschnittsgraben" zwischen Vor- und Hauptburg, sitzt erstere also auf einem schmalen Felsrücken. Ein Pfeiler trägt die den Graben überspannende Brücke, die ursprünglich als Zugbrücke Angreifern leicht entziehbar.
Rechts unten blickt man vom höheren Gelände im Süden über den Ostturm der Vorburg auf die Hauptburg mit der Hauptbastion rechts, dem Kommandantenturm links, der gotischen Burgkapelle rechts dahinter, wo auch der Wohnbau mit orange-farbenen Dachziegeln zu sehen. Die schöne kleine Kapelle, ein gotischer Bau, schließt den polygonalen Chor nach außen mit einem 3/8-Schluss, tritt also nach Osten deutlich vor die Wehrmauer.
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Majestätisch steht die weiß getünchte Spornburg auf dem Felsen der Talwand, ihre Westseite präsentierend. Links der nicht allzu geräumige Palas, in welchem es in Krisenzeiten, wenn sich hier der örtliche Adel samt Burgherrn verschanzte, recht eng zugegangen sein muss. Die mit Wehrgang versehene Ringmauer verbindet nach Süden mit dem Kommandantenturm. Es folgt der Abschnittsgraben, dann die Vorburg mit dem Westturm.
Die Wildenstein soll erst im 13. Jahrhundert entstanden sein, dabei mehreren kleineren Felsburgen der näheren Umgegend folgend. Eine erste Nennung der Burg bereits im Jahre 1077 beruht wohl auf einer Fälschung. Eine der beeindruckendsten Burgen Badens ist damit eine verhältnismäßig junge Gründung. Stilgeschichtlich beginnt sie also als gotische Veste, während landauf, landab schon zahlreiche romanische Anlagen sicherten.
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Die Monumentalität, das machtvolle äußere Auftreten, findet irritierenderweise keinen Widerhall im Burghof. Dabei beginnt der Eintritt in die Hauptburg verheißungsvoll, durch einen engen Tunnel in der Hauptbastion. Böse überrascht steht man dann aber auf dem einfachsten Burghof, den man aus freien Stücken niemals der gewaltigen Wildenstein zuschreiben, vielmehr zu einem unbedeutenden kleinen Burgstall passen würde. Von wertvollen Fassadendetails kaum eine Spur, alleine die drei Gauben des Palas machen diesbezüglich eine Ausnahme (Abbildung links oben). Auch die Höhenentwicklung ist vor allem eine bescheidene, indem der Wohnbau zum Hof nur zwei Stockwerke, die hier kaum befenstert, zeigt; noch niedriger die rechts und links anschließenden Wehrgänge.
Aber der Eindruck bessert sich, wenn man auf dem wenig großzügigen Hof Kehrt macht und die Rückseite von der Hauptbastion und des Kommandantenturms gewahrt, die sich immerhin deutlich mehr Höhe nehmen (Abbildung links unten). Hat man sich von der ersten Irritation befreit, mag man noch genügend Gefallen am Inneren finden. Alleine die Imposanz der Außenmauern suggerierte eine entsprechend extraordinären Burghof. Und man will sich nicht wenig verwundern wie eine Burg, deren äußeres Auftreten in Baden alleine das Heidelberger Schloss fürchten muss, bei den Burghöfen unter "ferner liefen..." 2-3 Dutzend andere Beispiele passieren lassen muss.
Zum spektakulären Aussehen trägt der Abschnittsgraben zwischen Vor- und Hauptburg, der rechts mit Blick auf Hauptbastion und Kommandantenturm wiedergegeben, sehr viel bei. 40 Meter lang, 20 Meter breit, bis 16 Meter tief - und das alles von Menschenhand dem Felsen abgerungen! Man staunt einmal mehr, ja und noch mehr, wenn man erfährt, dass der ursprüngliche Graben weitere 10 Meter tiefer war! Wahrlich, dieser einst am Fuß obendrein spitz zulaufende Graben, was das Aufstellen von Belagerungsgeräten zusätzlich erschwerte, wie hätte man ihn je überwinden wollen?
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Die Wildenstein bei winterlichem Sonnenuntergang; Spätnovemberlicht taucht die Südseite von Vor- und Hauptburg in warme Farben.
Soll im untergehenden Licht des verlöschenden Tages der vergangenen Geschlechter gedacht werden, welche vor Jahrhunderten im Besitz der Veste. Als Erbauer kommen noch die Herren von Wildenstein in Frage, die die Verantwortung für die der Burg vorangehenden Burgenkette zeichnen - oder waren es schon die Herren von Justingen-Wildenstein, die hier 1263 an Besitz kamen, im übrigen bereits 1317 das letzte Mal genannt werden?
1319 jedenfalls sah man die Wildenstein in Händen des Rudolf von Ramsberg. Auch dies keine Beziehung von Dauer; die berühmt-berüchtigt schnellen Wechselfälle des Mittelalters brachten die Anlage gegen 1390 an Burkhard von Lichtenstein und Wilhelm Schenck von Stauffenberg. Abenteuerlich geht's weiter indem Wilhelm in kriegerischer Auseinandersetzung mit dem späteren König Ruprecht von Pfalz, welchem er nach beschiedener Niederlage seinen Burganteil gleichsam als Lösegeld weiterreichen durfte. Aber auch dieser reichte nur weiter, namentlich 1397/98 an Johannes den Älteren von Zimmern, zunächst zur Hälfte (die andere Hälfte nur zur Verwaltung); aus Händen des Pfalzgrafen Ludwig im Bart dann auch die zweite Hälfte. Ein Besitzzuspruch, der 1462 erneuert wurde, zu Gunsten von Johann Werner dem Älteren von Zimmern.
Bis auf wenige Jahre in der Werdenbergfehde blieb die Burg bei den in der Region mit größerem Besitz ausgestatten Herren von Zimmern, denen Meßkirch als Residenzstadt diente. Im frühen 16. Jahrhundert trat Gottfried Werner als großer Erneuerer und Befestiger der Wildenstein auf und vermachte ihr weitgehend das bis heute gültige Aussehen, die Wehrhaftigkeit, die im Kampfe nicht bezwungen werden konnte. 1594 jedoch starben die Grafen nach dem Tode Wilhelms im Mannesstamm aus, und die Burg wurde von den Schwestern an Graf Georg von Helfenstein-Gundelfingen, welcher eine der Schwestern geehelicht hatte, verkauft. Alsbald aber, 1627, starb auch dieses Geschlecht aus und die Veste kam an das Haus Fürstenberg, namentlich über den Gatten Johanna Eleonoras, Freiherrin zu Gundelfingen, Wildenstein und Meßkirch, Graf Wratislaus I. von Fürstenberg. In deren Händen blieb die Wildenstein dann bis weit in unsere Zeit, bis 1971 an das Deutsche Jugendherbergswerk verkauft wurde.
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Aus glatt behauenen Steinblöcken wurde die wie die gesamte Burg weiß getünchte Hauptbastion errichtet (Bild links). Man gewahrt horizontale Schießscharten und Gauben als Geschützstand für Kanonen. Von hier aus konnte man über die Vorburg hinweg den zwangsläufig von Süden belagernden Feind unter Beschuss nehmen. Ein Schwachpunkt bei einem Gefecht wäre der hölzerne Dachstuhl geworden, ohne Widerstandskraft gegen Kanonenkugeln und Brandgefahr; obgleich solide und damit schwer genug um Stürmen zu trotzen, hätte man das Holzwerk im Gefechtsnotfall abbauen können, wozu es aufgrund des hohen Aufwands freilich nie kam.
Vom Fuß der gegenüberliegenden Talwand gewinnt man treffliche Perspektive auf die Wildenstein, deren Westseite hier schön nachvollziehbar aneinander reiht: Palas, Wehrgang, Kommandantenturm, Brücke mit Pfeiler, Vorburg mit Westturm (von links nach rechts - Abbildung rechts oben).
Rechts unten blickt man von der 10 Meter breiten Vorburg auf Brücke und Hauptburg mit Kommandantenturm. Die Nordseite der Vorburg ist zur Hauptburg offen, damit sich hier kein Überwinder der Vorburg hinter Mauern hätte verschanzen können. Die Brücke, einst Zugbrücke, liegt auf einem hohen Pfeiler und leitet zum bemerkenswert weit oben in die Hauptburg führenden Tor. Welch' gewaltiger fortifikatorischer Vorzug: ein Burgtor war immer die anfälligste Angriffsstelle, was damit nicht für die Wildenstein galt, die ihr Tor bei geschlossener Zugbrücke dergestalt in luftiger Höhe hatte, das es praktisch nicht ersteigbar war!
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Die Wildenstein in "ihrer" Landschaft, von Süden geblickt. Man sieht über die lange Vorburg und kompakte Hauptburg, zugleich auch über das steil einschneidende Obere Donautal hinweg. Auf der anderen Seite wartet ein Hochplateau mit dem Ort Imdorf. Wie eigentümlich reizvoll entbreitet sich die Burganlage auf ihrem Terrain!
Was im Artikel zuvor "Burg Werenwag", dem kongenialen Burg-Partner im Oberen Donautal gesagt, gilt natürlich ganz genauso für die Wildenstein. Das Menschenwerk, die Architektur, vollendet den großen Reiz der landschaftlichen Natur gleichsam als i-Tüpfelchen. Mag man darin das malerische Hauptcharakteristikum des Oberen Donautals erkennen. Es beginnt mit dem sehr ansehnlichen Kloster Beuron und endet mit dem Märchenschloss Sigmaringen 30 Kilometer weiter flussabwärts, wo sich das Tal zunehmend verliert. Kloster Beuron und Schloss Sigmaringen, beide einst zum heute fast vergessenen Hohenzollern gehörend, spannen das seltene Erlebnis förmlich auf: auf die Benediktiner-Abtei folgen die beiden Spektakulären Wildenstein und Werenwag als badischer Beitrag, dann die zwei kleinen Ruinen Dobel und Falkenstein (Hohenzollern), das wiederum badische Schloss Gutenstein, dann erneut hohenzollerisch die Ruine in Diefurt und schließlich das Märchenschloss von Sigmaringen. Eine formidable, atemberaubende Wanderung (oder Fahrt), die in Deutschland ihresgleichen sucht und allenfalls Gleichwertiges findet!
Nicht unerwähnt bleiben soll Schloss Bronnen, das noch vor Beuron klein aber wiederum spektakulär auf einem Felsen thront; des weiteren die fast unzähligen weitern Burgen, die im Laufe der Zeit ganz oder bis auf letzte Fragmente verschwanden, und aus dem Tal nicht mehr zu erspähen sind, also zum Schauspiel nichts beitragen können.
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Links oben die Spitze des Kommandantenturmes mit dem markant konkav gebogenen Zwerchhaus über die Wehrmauer der Vorburg lugend. Im Obergeschoss befand sich die Kommandantur, die dem Turm den Namen eingab.
Links unten die Vorburg mit Wehrgang und westlichem Flankenturm. Auf den Brückenpfeiler der Vorburg blickt man hingegen rechts. Die Brücken von Vor- und Hauptburg liegen im übrigen nicht in einer Flucht, damit ein überraschend einfallender Invasor nicht schnurstracks in die Hauptburg gelangen konnte.
Beide Brücken, damit auch beide Burgabschnitte sind in der Regel begehbar. Der große Dank gebührt hier dem Deutschen Jugendherbergswerk als Burgherrn. Wäre die Wildenstein wie die nahe Werenwag Besitz einer Privatperson, man stünde schon vor der ersten Brücke vor verschlossenem Tore. So aber lässt sich alles bestens in Augenschein nehmen - welch' enormes Glück!
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Die Außenseite des westlichen Vorburg-Flankenturms ist links abgebildet. Nach außen (Süden) rund, wird der Turm von einem Zeltdach gedeckt, welches per Gesims formal vom Turmkorpus abgetrennt.
Aller vertikaler "Wahnwitz" der Wildenstein, welcher gleichsam Grundtenor, Hauptcharakteristikum, erfährt seine höchste Steigerung beim Wohnbau im Norden der Burg. Die Westseite, mit dreieckigem Giebel schließend, ist in der Mitte wiedergegeben, und die Nord- mit der Westseite rechts. Die Nordseite fällt praktisch direkt in eine enge Schlucht, welche ins Donautal mündet; nicht viel anders die West- und Ostseite. Höhen, die vielleicht für neuzeitliche Bergsteiger überwindbar, niemals aber für einen waffenbestückten mittelalterlichen Angreifer.
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Zumindest den Autoren reizvoller, weil durch die Abrundungen bullig in vollendeter Monumentalität, die Südseite der Kernburg mit Hauptbastion und Kommandantenturm. Die von Süden nach Osten abrundende Hauptbastion lässt auch an Hochbunker des vergangenen Weltkrieges denken, was den Eindruck der Massivität um den modernen Effekt nochmals steigert. Ungemein spannungsvoll auch, wie die Holzbrücke gleichsam in das Bollwerk hineinschießt und durch ihre Feingliedrigkeit zur Geschlossenheit des Mauermassivs kontrastiert, ja diese sogar unterstreicht.
Und der Kommandantenturm, der die Süd- in die Westseite überleitet, verstärkt durch seine vergleichsweise schlanke Proportion die vertikale Wirkung dieses Burgenabschnitts. Die Veste sollte nicht nur unbezwingbar sein, vielmehr sollte sie auch unbezwingbar abweisend aussehen um die Angreifer schon durch den Anblick zu entmutigen, Gedanken an eine lange Belagerung, die freilich auch die Wildenstein irgendwann in die Knie gezwungen hätte, möglichst gar nicht erst aufkommen zu lassen. Und so wurde die Burg in ihrer langen Geschichte weder im Kampfe erobert, noch lange belagert.
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Die Südost-Rundung der Hauptbastion, bedrohlich über den Weg im Abschnittsgraben wachend (links), Westseite des Palas mit einem Abschnitt Wehrmauer und der östliche Flankenturm der Vorburg. "Unbotmäßige" Höhenentwicklung, abweisende Vertikalität, Massivität, woraus eine Monumentalität entspringt, die hier ein Idealbild wehrhaften Burgenbaus entwirft, und das wohin man schaut.
Und so konnte die Burg nicht im Kampf, jedoch mit List überwunden werden. Man sah den das arme Deutschland als europäisches Schlachtfeld zernichtenden 30jährigen Krieg, man sah hilflose Fürstenberger, außer Stande die Burg würdig zu bemannen, man sah schließlich den einmal mehr hilflosen Kaiser, der nicht willens, diese im Besitz der katholischen Liga befindliche wichtige Veste ordentlich zu besetzen.
So waren es sage und schreibe fünf(!) Soldaten, denen die Bewachung der Burg oblag. Als dann auch noch vier zu einem Fest im nahen Meßkirch aufbrachen, muss Verrat ins Spiel gekommen sein. Just in diesem Moment jedenfalls sandte der Kommandant der nicht fernen und noch weit mächtigeren Festung Hohentwiel am Bodensee, der verschlagene wie geschickte Widerholt, der auf seinem Hegau-Vulkankegel das letzte Banner des Protestantismus so feist wie ungemein erfolgreich schwenkte, einen Soldatentrupp zur Wildenstein. Aber freilich, selbst der letzte verbliebene Soldat, hätte er nur rechtzeitig die Zugbrücke in die Höhe gebracht, er würde dem Belagerer nur mitleidige Blicke zugestanden haben.
Statt dessen aber lag er Pfeife rauchend und unaufmerksam in einer nahen Wiese, wo er mit Leichtigkeit aufgebracht. Am 10. August 1642 kam die Burg in die Hand der protestantischen Union. Nun wurde die Liga mächtig aufgeschreckt. Der Hohentwiel war protestantischer Stachel genug im katholischen Fleisch der Bodensee-Region; noch eine zweite bedeutende Festung in der Hand des Feindes - eine Katastrophe! Kurz vorher noch zu träge, die Wildenstein ordentlich zu bemannen, war man nun hellwach: fast umgehend rückten bayrische Soldaten der Liga an und begannen einen Sturmangriff, der jedoch abgewehrt werden konnte. Die Mauern der Burg erwiesen sich im Kampfe unüberwindlich; der Leser, der bis hier vorgedrungen, wird sich darüber nicht mehr verwundern.
Dann aber machten sich ergrimmte Bayern ans Belagern. Mit Erfolg! Der Besatzer, wohl wissend, dass mit baldiger Entsetzung kaum zu rechnen, ließ allen Mut sinken und ergab sich. Schon knapp drei Wochen später, am 4. September, war die Wildenstein wieder Festung der Liga.
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Nochmals einen Blick in den Halsgraben der Vorburg wirft die Abbildung links oben, welche neben der Wehrmauer und dem östlichen Flankenturm auch die saubere Abmauerung der gegenüberliegenden Seite des Halsgrabens zeigt.
Wie dem Felsgestein entwachsend die gerade Rückseite des östlichen Vorburg-Flankenturms (rechts), gesehen von der Brücke zwischen den Burgen.
Der abschließende Blick gilt der phänomenalen Landschaft, von welcher man links unten die nicht allzu lange Schlucht nördlich des Palas gewahrt, bei ihrem Übergang ins Donautal. Die steilen, bizarr geformten Kalkfelsen verleihen das besondere Gepräge. In der Zusammenschau mit dem Idealbild einer wehrhaften Burg wie der Wildenstein oder auch der benachbarten Werenwag, wird man förmlich in ein mittelalterliches Märchen verzaubert!
Quellen
1) die Bauwerke selbst - Stilmerkmale; Burg und Landschaft
2) Dr. Emil Lacroix und Dr. Heinrich Niester "Kunstwanderungen in Baden", Chr. Belser Verlag Stuttgart, Ausgabe 1959
3) Wikipedia-Artikel Burg Wildenstein (Leibertingen)
4) Örtliche Informationstafel
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