Bergkirche Sankt Petronilla in Kiechlinsbergen (Endingen, Landkreis Emmendingen) / Friedrich Arnold / 1812-14
Die weiß leuchtende Kirche entspricht ganz dem vorherrschenden primären Grundtypus, wobei der eingangbergende Turm seine Monumentalität in Richtung nördliche Rheinebene kündet. Um das bereits nicht geringe Gefälle des Geländes auszugleichen bedurfte es einer sehr hohen Stützmauer, welche der kraftvollen Eingangsseite vorgelagert, deren monumentalen Eindruck nochmals steigert.
Das Kirchenschiff, respektive dessen Seitenfassaden besitzen die bekannten tiefen Rundbogen-Fenster, empfangen aber Unruhe durch zu häufig wechselnde Formate.
Blickfang ist eindeutig der Kirchturm, oder besser die gesamte Eingangsseite, die mit Turm und durchschnittenem Dreiecksgiebel jeden via Kiechlinsbergen aufsteigenden Besucher des Kaiserstuhls mit kraftvoller Erhabenheit empfängt. Hier steht das Gotteshaus durch das steile Gelände und die hohe Stützmauer weit über dem Betrachter und man stimmt der Bezeichnung Bergkirche gerne zu, wiewohl man sich eher noch am Fusse denn schon auf den Gipfeln des Kaiserstuhls findet. Effektvoll spreizt sich die untere Partie des Kirchturmes — dadurch steigert sich dessen emporsteigender Ausdruck nochmals. Nicht minder reizführend die sich dort tief eingrabende große Rundbogen-Nische des Eintritts — rechts und links nur leere weiße Fläche des hier öffnungslosen Kirchenschiffs. Der Turm wird zweimal vom Schiff "eingefangen" — überzeugend bindet der Geison des Giebels ein, weniger überzeugend das Gesimsband ausgehend vom eindringenden Schräggeison, das in nächster Nähe zum die Turmspitze einführenden Gesimsband schlicht ein Zuviel bedeutet.
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Die Spitze strahlt den im Kontrast zu körperhaftem Schiff und unterem Turmabschnitt immer wohltuenden konstruktiven Charakter aus: vier Eckpilaster tragen einen umlaufenden Balken, horizontal gerilltes Gesims und endlich das geknickte Zeltdach. Unauffällig sitzen rundbogige Doppelöffnungen, den Glockenschlag freigebend in den Flächen zwischen den Pilastern — größere Aufmerksamkeit können sie kaum beanspruchen.
Ansehnlicher dagegen die Turmöffnung über dem Geison: drei Quadratsäulchen tragen ein sich beständig verbreiterndes Gebälk. Das einzige fein gearbeitete Detail in der auf Wirkung von Massen berechneten Komposition der geglückten Eingangsseite.
Der Innenraum, einst streng klassizistisch, strahlt in (neo-)barocker Pracht. Kostbare barocke Altäre wurden 1815/1817 vom säkularisierten Tennenbacher Kloster (bei Emmendingen) und vom Johanniterstift in Kenzingen erworben. Letzterer, in nochmals gesteigerter Rokoko-Manier, der Hauptaltar im Chor — erstere die beiden Seitenaltäre. 1928/29 beendetet man den scharfen Kontrast zwischen klassizistischer Strenge der Saalkirche und den detailfeinen Altären, es ward in barock-historisierender Weise ausstafiert. Der rückwärtige Bereich zeigt noch die ursprüngliche Konzeption einer von zwei Säulen getragenen Empore, wie auch der schmale und recht tiefe Chor von Arnolds Entwurf herrührt.
Quellen 1) das Bauwerk selbst - Stilmerkmale und Wirkungen; Betrachtung des Gebäudes vor Ort
2) örtliche Informationstafel; Baumeister Friedrich Arnold, Entstehungszeit 1812-14
3) Website www.endingen-Kiechlinsbergen
4) Dr. Emil Lacroix und Dr. Heinrich Niester "Kunstwanderungen in Baden", Chr. Belser Verlag Stuttgart, Ausgabe 1959; durch Friedrich Arnold, begonnen 1813
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