Sankt Bartholomäus in Ortenberg (Landkreis Ortenau)   /   Hans Voss   /   1823-24

Typische Kirche im Stile Weinbrenners (primärer Grundtypus) — scharfkantige klar formulierte Baukörper durchdringen einander: der Turm stößt aus dem Schiff.
     Hans Voss verwendet bis auf ein Rechteck-Fenster am Turm nur Rundbogen-Öffnungen. Die Nischen der Schiff-Langsseiten wiederholen sich auf der Eingangsseite, wobei der im Turm befindliche Haupteingang selbst in einer Nische liegt. 
     Voss griff gerne auf eine reduzierte Formensprache zurück — die nur mit geringen Geldmitteln ausgestatteten Gemeinden dankten ihm den sparsamen, immer mit niedrigen Kosten verbundenen Detaileinsatz. Das markanteste Beispiel liefert die Spitze des Kirchturmes: auf einem zurückhaltenden Gesims stehend, verzichtet sie auf die eigentlich obligate konstruktive Prägung — statt Eckpilaster findet sich also eine körperhafte Wirkung. Die gerade im Werke Voss' typischen Kapitellstreifen (Kämpfergesimse) vermögen immerhin die die Glockenklang-Öffnungen säumenden Wandabschnitte in Richtung Rechteck-Pfeiler aufzuwerten. Jedoch entfällt der Kontrast zwischen zurückhaltendem körperhaftem Turmkorpus und dem sonst üblichen Blickfang konstruktive detailreiche Turmspitze und auch die sich hieraus ergebende Spannung im Turmaufbau. Da sich die Spitze nur wenig zurückstaffelt wirkt der Turm beinahe wie ein homogener, durchlaufender Baukörper.
                  

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