Rathaus in (Mannheim-)Sandhofen / Wilhelm Frommel / 1808-10
Landbaurat Frommel kann auf die Realisierung gleich zweier Rathäuser verweisen, neben dem Rathaus in Heidelberg-Rohrbach (Sammlung '4') dasselbe auch für den einst selbstständigen Mannheimer Stadtteil Sandhofen — beiden legte er die gleiche Gebäudekomposition zu Grunde. Dabei orientiert er sich erstaunlicherweise nicht primär an Weinbrenner sondern schuldet dem Dessauer Lyseum die ereilte Inspiration. Frommel bemüht sich demnach für das Rathaus in Sandhofen weniger um eine kraftvolle, vielmehr um eine in sich ruhende Komposition, deren zentrale Entwurfsidee — soweit möglich — in der Gleichbehandlung der vier Gebäudefassaden ihren Antrieb findet.
In diesem Falle sorgen in erster Linie die Behandlung der Fassade als verputzte optisch "weiche" Oberfläche (in warmen Farbtönen), auch die Details für Fenster und Eingang, und vor allem die ungetrübt körperhafte Wirkung für die Einordnung in den Stil Weinbrenners.
Das Rathaus gliedert sich durch umlaufenden Sockelstreifen, Sockelgeschoss mit stets gleichem (kleinen) Fensterformat, wiederum umlaufenden Gesimsstreifen, Piano Nobile mit stets selbem und standesgemäß größerem Fensterformat, das flach geneigte Zeltdach und endlich durch den bekrönenden Dachreiter (die Rathausglocke bergend).
Alle vier Fassaden besitzen je drei Fenster-Achsen, wobei das Rathaus ganz unvermeidlich auch eine Eingangsseite besitzt (mit einst obligatorischem Laubengang im Erdgeschoss, welcher später zugemauert wurde), die sich aber gleichfalls zurückhaltend gibt und im Piano Nobile keineswegs von der Gleichbehandlung abrückt — kurzum sie unterbricht die rigide Ordnung, jedoch ohne sie zu wirksam zu stören. Einst gab ein über der Mittelachse sitzender Dreiecksgiebel weit mehr Betonung — seine Entfernung schmerzt, bedeutete er doch das notwendige spannungsvolle Moment.
Frommels Rathaus als ein am historischen Ortsplatze freistehendes Gebäude bedingt in der Tat eine gediegene, ruhevolle Atmosphäre.
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_ Quellen
1) das Bauwerk selbst - Stilmerkmale und Wirkungen; Betrachtung des Gebäudes vor Ort
2) Andreas Schenk "Architekturführer Mannheim", Verlag Reimer Berlin, Ausgabe
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