Baukunst in Baden
  Heitersheim Kirche (09)
 

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Sankt Bartholomäus in Heitersheim (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald)   /   Christoph Arnold   /   1825-27

Unweit des bekannten Malteserschlosses zu Heitersheim, einem trefflichen Gebäudeensemble, schwankend zwischen Renaissance und Barock, findet sich Christoph Arnolds Kirchenbau im also auf den Stil des letzteren folgenden Klassizismus. Hierbei die entscheidenden Register der von Friedrich Weinbrenner implementierten Regeln seiner Vorstellung der Monumentalität und Bildhaftigkeit ziehend, steht es in einem reizvollen Kontrast zum Schlossbau, vor allem zu dessen barocken und barockisierten Anteilen, der nur durch eine geringere Distanz der beiden baukünstlerischen Gebilde eine Steigerung erfahren könnte. Wie immer aber beruht jener Kontrast alleine auf den den Stilepochen unterschiedlichen Akzenten, durchweht beide natürlich und dies durchaus an erster Stelle der Wille nach einem das Auge des Betrachters durch kunstvolles Wirken zu gewinnenden Werk. Beide reüssieren.
     Dem hinzu, und damit gehen wir endgültig zu Arnolds Werk über, gesellt sich eine handfeste Ungewöhnlichkeit, deren man aber erst durch die notwendige Unterrichtung gewahr wird. Das Heitersheimer Gotteshaus ist nämlich nicht das Unikat, das man sich in ihm zweifellos wünschen würde — in der Kirche zu Freiburg-Zähringen (Sammlung '1'), errichtet 1822/23 gleichfalls von Christoph Arnold, besitzt sie ihrem Äußeren nach einen Vorläufer, der beinahe als ihr Zwilling gelten könnte. Die Unterschiede vor allem der beim primären Grundtypus entscheidenden Vorderseite sind so gering, dass ihre Aufzählung durchaus einer Erbsenzählerei gleichen würde. Wir verzichten darauf.

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Wie nun Christoph Arnold es keinesfalls als Schaden erachtet hat eine unbezweifelbare Schönheit ein zweites Mal aufzurichten — ja, die Gestalt der Eingangsseite in solcher Wirkkraft sah, dass auch der Makel der Wiederholung (denn in der Kunst gilt die Wiederholung eines gesamten Werkes als Absage an die wichtige, geradezu entscheidende Originalität ganz unbestritten als Makel) nicht an ihr zu rütteln erlaubt, so soll sich an dieser Stelle auch die Beschreibung, wenngleich kürzer, der Wiederkehr nicht schämen.
     Es ist die sauber formulierte Inszenierung des kraftvollen Emporstrebens, die zu bewundern. Die Vorderseite des Gotteshaus zeigt vor allem die Vertikale des Turmes; wohl auch eine Schmalseite des Schiffes, dieselbe aber zu kaum mehr als energisch vom Turme durchschnitten zu werden: zwei kleine Fenster und den Dreiecksgiebel zeigt sie uns, mehr nicht, denn vom Wirken des Turmes will sie keinesfalls ablenken. Vor gleichem fliehen auch die Längsfassaden des Langhauses, die in Weinbrenner-berüchtigter Kargheit keinerlei Schmuck und vor allem die bewährten hohen Rundbogen-Öffnungen präsentieren.
     Der Turm aber, durch seine stehende Proportion ohnehin der himmelstrebenden Richtung geweiht, verstärkt letztere durch die hohe Rundbogennische, welche gleichsam als Triumphbogen ausgewiesener Höhe beeindruckt. Diese nun, aus innerer Notwendigkeit, war durch eine Fassade auszufüllen, welche reizvoll wie eine frei eingestellte, freie Konstruktion erscheint. Wie bei Zähringens Gotteshaus antwortet ein liegendes Öffnungsformat (zu diesem Behufe wurden zwei Quadrate gekoppelt) schüchtern, gleichsam als i-Tüpfelchen auf die hohe Rundbogennische. Und wie bei Zähringens Gotteshaus folgt nun eine kraftvoll ausladende Galerie, welche den vertikalen Zug des Turmes bremst um nun das edelste Bauteil einzuführen, das Glockengeschoss mit seinem feinen Kreuz. Beinahe steht es ein wenig "unsicher" auf seiner Plattform, wohl wissend, dass dasselbe weit größere Massen zu wuchten bereit. Die Wirkung aber ist keineswegs unsicher, denn dass das Kraftvolle das Edle hält wird kaum verdrießen.
     Ohnehin ist die Vorderseite durch die gezielt gesetzten Öffnungen, die gezielt platzierten Stilmittel des Klassizismus ein bildhaftes Arrangement, das nicht geringes Lob verdient. Dieses nun als liebe Beigabe zur im ersten Moment wie immer gefangen nehmenden Monumentalität.
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Quellen
1) das Bauwerk selbst - Stilmerkmale und Wirkungen; Betrachtung des Gebäudes vor Ort
2) Dr. Emil Lacroix und Dr. Heinrich Niester "Kunstwanderungen in Baden", Chr. Belser Verlag Stuttgart, Ausgabe 1959 (1826 als Erbauungsjahr)
3) Website
www.heitersheim.de
(1825-27 Planung/Ausführung)
4) örtliche Informationstafel: Abriß gotischer Vorgänger 1825, Neubau 1826, Weihe 1827

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