Rathaus von Wieblingen (Heidelberg) / Friedrich Haller / 1818-20
Rathaus länglichen quaderhaften Körpers, durch das ausladende Balkenkopfgesims sich klar separierend vom flach geneigten Walmdach. Der Baukörper besitzt reizvolle Proportion und angenehme Situierung an einem kleinen Park und hält darüber hinaus eine echte Überraschung parat: die bildhafte, sorgsam arrangierte Fassade gehört einer einfachen Querseite, wohingegen die des Haupteinganges zwar vom kleinen Park profitiert ansonsten aber bei diszipliniertem Aufbau über ein nur karges modellmäßiges Wesen nicht hinaus geht.
Die der Straße zugewandte Schmalseite hat dagegen einiges mehr zu bieten. Da sie auf die Hauptachse der ehemals eigenständigen Gemeinde (heute Stadtteil Heidelbergs) bezogen, übernimmt sie nicht ganz zu unrecht die Repräsentation des Rathauses. In Anbetracht der geringen zur Verfügung stehenden Mittel bewältigt sie ihre Aufgabe löblich. Auch sie erfreut durch gelungene Fassadenproportion, welche Hintergrund für das symmetrisch bildhafte Arrangement der verschiedenen Öffnungsformate.
Das Erdgeschoss beginnt mit einem niedrigen Sockelstreifen und gefällt zuvörderst durch das Motiv des Rundbogens. Auf der linken Seite eine hohe Toreinfahrt forderte für die rechte aus Gründen der Symmetrie eine Nische gleicher Größe und Detailausbildung. Zwischen den beiden findet sich ein rechteckiger Nebeneingang, darüber ein Halbkreisfenster, welches bei also kleinerer Größe spannungsvoll die Form des Rundbogens wiederholt. Sämtliche Wandabschnitte unterhalb der Bögen sind durch Kämpfergesimse in Richtung Pfeiler aufgewertet. Die Kämpfergesimse sind gleich der Rundbögen mehrfach profiliert, wodurch die Fassade insgesamt neben dem ausdrucksstarken einen zugleich edlen Charakter erhält. Über dem ebenso abgestuften die Geschosse trennenden Gesimsband sitzen drei hohe Fenster in gleicher Achse der Öffnungen darunter und sorgen durch ihre strenge Anordnung für eine angenehme Beruhigung des durch die Motive des Erdgeschosses ausreichend belebten Fassadenbildes, wobei sich ein auffälliger Kontrast zwischen ihren Rechteck-Formaten und den Rundbögen entspinnt. Das flach geneigte Dach ist aus der Nähe kaum wahrzunehmen und so beschließt vor allem das ausladende Dachgesims die gefällige Komposition.
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_ Quellen
1) das Bauwerk selbst - Stilmerkmale und Wirkungen; Betrachtung des Gebäudes vor Ort
2) Bernd Müller "Architekturführer Heidelberg, Bauten um 1000-2000", Edition Quadrat Mannheim, Ausgabe 1998; Angabe Baumeister, Jahreszahlen; formale Qualität und Detailsprache verweisen allerdings auf einen Entwurf Johann Thierrys, dem solche Bauaufgaben als zuständigen Bezirksbaumeister ohnehin zukamen
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