Baukunst in Baden
  Schwetzingen Rath. (29)
 



ein Bild
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Rathaus von Schwetzingen (Rhein-Neckar-Kreis)  /   Friedrich Dyckerhoff   /   1821

Schwetzingen war Friedrich Dyckerhoffs "Einzugsgebiet" (Unterbauamt Mannheim). Als der Bürgerschaft dieser vor allem durch ihre grandiose barocke Schloss- und Gartenanlage berühmten Stadt nach einem Rathaus verlangte, oblagen also Dyckerhoff Entwurf und Ausführung.
     Das Schwetzinger Rathaus besitzt eine anständige, kraftvoll und irgendwie bullige Ausstrahlung. Es besteht im wesentlichen aus zwei Baukörpern: einem umlaufenden zurückhaltend gezeichneten und dem die würdevollen Details auf sich vereinigenden Eingangs-baukörper mit Dreiecksgiebel und Dachreiter. Letzterer erscheint in den Ersten eingeschoben, weshalb man eine interessante Verschneidungsfigur - insbesondere in den Dachflächen — sichten kann.
     Betrachtet man die Eingangsfassade im Gesamten wird die Dominanz des "eingeschobenen" Baukörpers offenkundig. Die verbleibenden Partien rechts und links  mit je einer Fensterachse wirken geradezu schmächtig in ihrer Opposition zum gewaltigen Risalit — es ist diese Proportionierung, die den oben genannten bulligen Ausdruck hervorbringt.
     Bedenkt man die gewohnt sparsame Detailierung, also die wiederum einfachen Mittel — im wesentlichen finden wir nur die eine Geste — so gerät die erzielte Monumentalität nicht nur beachtlich, sondern auch trefflich im Geiste Weinbrenners. Dieser wurde Dyckerhoff gar direkt zum Vorbild, namentlich in der großen Nähe des eingeschobenen Gebäudeteils zur Mittelpartie Weinbrenners Staatlicher Münze (Sammlung '1'): Dyckerhoff  übernahm ungefähr die Proportion, unweigerlich den Dreiecksgiebel  — und vor allem die zentrale Geste, die Hervorhebung der den Eingang freigebenden Mittelpartie, die mit einem Rundbogen als Abschluss in den Giebel vordringt  (wenngleich dessen Geison, sich in die entstandene Nische einkröpfend, erhalten bleibt). Diese Dreiteilung der Giebelfront spielt neben dem ausdrucksstarken, bildhaften Moment letztlich der Vertikalen und damit der monumentalen Wirkung zu.
     Freilich darf man Dyckerhoff nicht den Vorwurf des Kopierens machen, immerhin setzt er kein abgesetztes Sockelgeschoss ein (auch deshalb der bullige Ausdruck), setzt statt dessen zwei Hauptgeschosse (getrennt vom Gurtband) auf einen niedrigen Sockelstreifen; Dyckerhoff wählt auch andere Fensterformate (nur mit einem "Hauch" von Öffnungsrahmungen) und gestaltet schließlich die mittlere Eingangspartie auf eine variierende Weise. Für den Eingang geht diese aus der Fassade nach vorne, wobei Kämpfergesimse den unteren Abschnitt in zwei kapitale Rechteckpfeiler verwandeln, die den fein gearbeiteten Rundbogen des Einganges halten; es folgt der angemessene, weil repräsentative Rathaus-Balkon, den eine scheibenartige Verkröpfung des Gurtbandes auf vier ausladenden Hakenkonsolen besorgt; dann zwei mächtige Pilaster mit echten Weinbrenner-Kapitellen dorischer Natur (ein Gebälk wuchtend), die im Pilasterabstand den Balkonaustritt des Piano Nobile sichern; der abschließende Rundbogen besitzt ein die Form wiederholendes Fenster.
     Über den ersten, den nüchternen, umlaufenden Baukörper wurde bisher geflissentlich geschwiegen — er besitzt einfach kaum nennenswerte Attribute, lediglich der zwischen Erd- und Obergeschoss trennende breite Gurt, der sogar den trutzigen "Einschiebling" einzubinden weiß, sei an dieser Stelle erwähnt; vielleicht auch die Variierung der Fensterform — rundbogig im Erdgeschoss und rechteckig im Obergeschoss, wodurch sich eine gewisse Lebendigkeit ergibt, vor allem auf der freistehenden Längsseite, die die Öffnungen beinahe willkürlich setzt. Die Zurückhaltung erweist sich jedoch keineswegs als unangemessen oder gar verfehlt — in Anbetracht der dominierenden kraftvollen Geste hat sie vielmehr als angenehm und richtig zu gelten.
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Quellen
1) das Bauwerk selbst - Stilmerkmale und Wirkungen; Betrachtung des Gebäudes vor Ort
2) örtliche Informationstafel
 


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