Stadtpalais in Lörrach (Landkreis Lörrach) / um 1825
Das klassische Stadtpalais im Stile Weinbrenners, wie es überall im Großherzogtum Baden Frucht brachte, dessen gediegene, erhabene Ausstrahlung auch in Lörrach verifizierbar ist. Jenes Exemplar gefällt sich zudem in freier Stellung (ohne unmittelbar anschließende Nachbarbebauung), die diesem Typus gut ansteht, weil sie den Palais-Charakter unterstreicht.
Ein ruhiger, ja in sich ruhender Gebäudekörper, zweistöckig, mit einfachem Satteldache, der die Fassaden vor allem der graphischen Wirkung klassizistischer Mittel überlässt, dabei mit Schmuckformen durchaus geizend. Was so zurückhaltend begonnen, ja man will sagen, was zu zurückhaltend begonnen, erhält die alles entscheidende Aufwertung durch die Standardmaßnahme des klassischen Weinbrenner-Stadtpalais': den Mittelrisalit, aus dem beschriebenen Gebäudekörper nach vorne und mehr noch in die Höhe tretend, dabei genau in der Mitte der Eingangsfassade der beruhigenden symmetrischen Wirkung ergeben.
Der Mittelrisalit nun besorgt ein Zwiefaches. Zum einen bringt er Spannung in die Baukörper-Komposition, indem er der Optik nach wie ein zweiter, aus dem ersteren herausstrebender Baukörper erscheint; und dabei die eigene vertikale Proportion geschickt der Horizontalen der anderen entgegenhält.
Zum anderen bringt er die würdevollen Stilmittel des Klassizismus ein. Sie zuvörderst kreieren aus dem ordentlichen Stadthaus ein Palais, das eingehenderer Blicke ohne weiteres wert.
Der Mittelrisalit im Detail: ein trefflich rustizierter Sockel gibt Anlass für typischerweise vier kolossale Pilaster, letztere mit dorisierenden Pilastern; dann ein schmuckloser Gebälkstreifen und endlich der Dreiecksgiebel, das Würdesymbol schlechthin des Klassizismus; auch das Giebelfeld ist schmucklos, gefällig aber der zwischen Gebälk und Giebel vermittelnde Balkenkopfkranz. Unbedingt erwähnenswert die Geschoss-Erhöhung des Risalits gegenüber dem Gebäudehauptkörper um ein Mezzaningeschoss, welche also diesen mittleren Abschnitt zu gesteigerter vertikaler Wirkrichtung verhilft.
Von angenehmer Wirkung auch die Seitenfassaden des Palais'. Das einfache Satteldach findet sich zu einem Dreiecksgiebel veredelt und die mittlere der fünf Fensterachsen ward im Piano Nobile nischenartig eingerückt — eine Nischenbildung, die sich via Rundbogen in das Giebelfeld fortsetzt und dort Gelegenheit gab zu einem Thermenfenster.
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Quellen
1) das Bauwerk selbst - Stilmerkmale und Wirkungen; Betrachtung des Gebäudes vor Ort; Erbauungszeit abgeschätzt
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