Kleine Kirche primären Grundtyps mit beeindruckender Massenwirkung auch durch den sparsamen Einsatz veredelnder Details, die ganz im Zeichen einer Gemeinde mit dem Wunsche nach einem Haus der Gottesverehrung, aber zeitgemäß nur über wenig finanziellen Spielraum verfügend.
Das Kirchenschiff wirkt beeindruckend massig durch die gleichermaßen tief einschneidenden Rundbogen-Nischen der Längsseiten, welche gleich drei Öffnungsreihen (zwei beinahe quadratische und eine halbkreisförmige im Bogen) übereinander führen, und die vertikalen Schlitze der Eingangsfassade, und findet weitere Verstärkung in der Ausführung des Giebels, der auf den Horizontal-Geison verzichtet, der aufstrebenden Masse erst durch den Dachrand Einhalt gebietend. Der im Stile Weinbrenners nur selten fehlende Horizontal-Geison unterstützt außerdem den vertikalen Zug der Kirche der in diesem Falle durch die originelle gestapelte Anordnung von drei schlitzartigen Öffnungen Ergänzung erfährt.
Auch die untere Partie des Turmes inszeniert die Wirkung von Schwere, durch Öffnungen, die ebenfalls tief in die Gebäudemasse einschneiden. Zuvörderst bildet der Eingang eine tiefe rechteckige Einbuchtung, veredelnde Aufwertung erfahrend durch zwei Eckpilaster mit Kapitellen beinahe absurder Proportion, ein Gebälk tragend (die auf den Eingang zuführende breite Treppe, welche die Höhe des Sockelstreifens überwindet ergänzt die gelungene Komposition des Eingangs).
Darüber dann zwei gleichfalls tief sitzende Halbkreis-Fenster, wovon das erste reizvoll auf einem Gesimse sitzt und das obere eine nicht minder reizvolle Wiederholung der Form bei kleinerem Maßstabe darstellt. Ein umlaufendes Gesimsband beschließt wie gewohnt die untere Turmstrecke und leitet das Glockengeschoss (mit geknicktem Zeltdach) ein.
Das Glockengeschoss geht einen vortrefflichen Kontrast zu Bisherigem ein. Namentlich indem es vor allem als ein leichtes Bauteil erscheint. Der Lattenrost, der die rundbogigen Öffnungen für den Durchlass der Glockenklänge gegen Regen sichert, liegt nämlich auf gleicher Fassadenebene wie die benachbarten verputzten Abschnitte; man sieht demnach keine Öffnungsleibung und damit einhergehend keine Mauermasse, wodurch ganz von selbst der Eindruck von Leichtigkeit entsteht. Auch das übliche konstruktive (gleichfalls kontrastierende) Moment stellt sich durchaus ein, wenngleich die schlichten Gesimsbänder deutlich schwächer als das typische kapitellartige Kämpfergesims Eckpfeiler mehr andeuten als überzeugend festmachen und eher als formale Wiederholung des umlaufenden Gesimsbandes darunter gefallen.
Nochmals ein ausgezeichnetes Beispiel für die Qualität des Stiles Weinbrenners. Eine "handvoll" gezielt eingesetzter Stilmittel reichen aus um einem (einst) kleinen Dorf, welches gleichfalls nur klein bauen konnte eine Kirche erhebender Monumentalität zu schenken.
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_ Quellen 1) das Bauwerk selbst - Stilmerkmale und Wirkungen; Betrachtung des Gebäudes vor Ort
2) Website www.reilingen.de
3) Website ev-kirche-reilingen.de/; Erbauung 1821
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