Ehemaliges Militär-Krankenhaus in Karlsruhe / Friedrich Arnold / 1844-45
Neben der Kadettenschule (gleichfalls Sammlung '2') konnte Friedrich Arnold in Karlsruhe ein weiteres wichtiges Gebäude für das Militär realisieren, das Lazarett (heute Versorgungsamt). So schuf er eine dreiflügelige Anlage, bestehend aus einem größeren Längs- und zwei kurzen Seitenflügeln. Die Kaserne wirkt dabei aber nur wenig kasernenartig, vielmehr hüllt sich das Gebäude in eine nicht geringe Anzahl Details. Wir befinden uns in spätklassizistischer Zeit, in der "Regierungszeit" des Heinrich Hübsch und so sind diese Details nicht mehr zur Gänze auf Weinbrenner rückführbar, sondern erzählen auch von Hübsch und der sich langsam durchsetzenden Neo-Renaissance italienischer Prägung.
Der von den drei Flügeln gebildete Ehrenhof wird von der kraftvollen Eingangskonzeption dominiert. Der Eingang verzichtet zwar auf die Würdeform Dreiecksgiebel, weiß aber durch zwei spalierstehende Pylonen zu gefallen (sie erinnern entfernt an Schinkels "Neue Wache"). Die beiden Seitenflügel werden dagegen von Dreiecksgiebeln bekrönt. Das erscheint vielleicht inkonsequent, führt aber zu einem gefälligen Gesamtauftritt. Betrachtet man nun die sich über dem deutlich abgesetzten Sockelgeschoss entfaltende Fassade, die sich auf der Vorderseite über alle drei Flügel zieht, fällt schnell die entfallene Zäsur zwischen Pilaster und Gebälk auf. Diese Glieder sind optisch zu einer Art "Rahmenwerk" verschmolzen, zu einem Detail, das weit mehr auf Hübsch, denn auf Weinbrenner weist.
Ebensowenig nach dem alten Lehrmeister gestalten sich die Pilaster der Eingangspartie. Im Grunde entstehen sie wie die Rahmungen, einzig dünne Kapitellstreifen sorgen für die gliedernde Zäsur. Diese Kapitelle und mit sich ziehend die gesamten Pilaster treten einigermaßen kraftlos auf. Genau wie die Rahmungen treten sie auch nur knapp vor die Fassade und wirken damit ohnehin "nur" in verkleidendem Sinne.
Die Kaserne nimmt sich also eine dekorative Hülle; die vertikalen Glieder strukturieren, erscheinen aber nicht konstruktiv-kraftvoll. Da sie gleichfalls über die Gebäudeecken gezogen wurden, entfällt auch die Möglichkeit des wuchtigen körperhaften Ausdrucks. Nicht, dass gegen das Arnoldsche Vorgehen Klage zu führen wäre, der dekorative Weg ist zweifelsohne ein legitimer, aber eben nicht nach dem Geschmacke Friedrich Weinbrenners. In diesem Sinne besteht nur die kraftvolle Komposition des Eingangs.
Auch die Rückseite weckt Interesse. Hier springt ein reich verzierter Mittelrisalit nach vorne, wie die Seitenflügel mit dem würdevollen Dreiecksgiebel ausgestattet. Der dreiteilige Risalit verpflichtet sich nicht minder dem dekorativen Element — nicht einmal die Eckpilaster vermögen weinbrennersche Wucht zu erzeugen.
Wie die vorgenannten Gebäudepartien erhielt der Mittelrisalit eine verputzte Außenhaut — in der Oberflächenbehandlung optisch weicher Natur verbleibt Arnold entgegen den Zeichen der Sichtstein-Fassaden fordernden Zeit auf den Spuren des Lehrmeisters Weinbrenner.
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Quellen
1) das Bauwerk selbst - Stilmerkmale und Wirkungen; Betrachtung des Gebäudes vor Ort
2) Joachim Göricke: "Bauten in Karlsruhe", Verlag Braun Karlsruhe, Ausgabe 1980
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