Baukunst in Baden
  Hilsbach Wachhaus (27)
 


ein Bild
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Altes Wachhaus in Hilsbach (Sinsheim, Rhein-Neckar-Kreis)   /   1823

Am Rande des historischen Kernes von Hilsbach (nahe Sinsheim) steht ein wichtiges Artefakt des Weinbrenner-Stiles. Nach den Torhäusern in Mosbach (gleichfalls Sammlung '2') ist es das einzig nennenswerte Überbleibsel klassizistischer Stadttor- bzw. Kontrollbauten in Baden. Dieses Genre, ohnehin dünn genug ausgefüllt, da die Zeit solcher Bauwerke unweigerlich zu Ende ging, musste auch noch die Niederlegung der beiden überragenden Beispiele hinnehmen: Ettlinger [11] und Mühlburger Tor [28], beide in Karlsruhe, beide von Friedrich Weinbrenner.
     Das Hilsbacher Wachhaus nun übertrifft dank seiner Säulenhalle als Einzelbauwerk die Mosbacher Ausführung ohne weiteres, als Anlage jedoch obsiegt die letztere (die zwei fast symmetrischen Bauten markieren den ehemaligen Stadteingang besser).
     Das Hilsbacher Wachhaus, zwar auf Vorgängerbauten fußend, ist vor allem ein schönes Beispiel für den Weinbrenner-Stil. Geradezu urwüchsig die Gesamtgestalt, schwer lastet das geknickte Walmdach, wuchtig der Baukörper der umschlossenen Räume — und dann die edle Säulenhalle, sechs feine Säulen, die gleichfalls schwer zu tragen haben und den Esprit der verehrten Antike einführen. Die Säulen, eine gut proportionierte Vorhalle gewinnend, wie auch der Baukörper der hinteren Gebäudepartie wurden aus trefflichem, gelbem Sandstein verfertigt. Jenes Material verfügt vor allem für den Baukörper einen diesem Gebäudetyp gut anstehenden, abweisenden Charakter. Vor allem aber ward dem kleinen Gebäu durch die Stilmittel des Weinbrenner-Kanons ganz von selbst der stets angestrebte monumentale Geist eingehaucht.
     Der schönste Bauteil natürlich die Kolonnade, sei sie genauer aufgezeigt. Das Fundament hebt sich in guter Wirkung aus dem Erdboden hervor. Zum Teil mit demselben verschmolzen die Basen der Säulen, dann für jede Säule ein schmaler, dafür umso breiterer Torus. Mit einem Hauch einer Entasis fahren die Säulen-Schäfte hoch, in Kapitellen endend. Diese nun tragen einen hohen Balken, aus welchem im oberen Abschnitt stämmige Hakenkonsolen (aus Holz) herausfahren — dann das Dach. Gerade der hohe Balken und die starken und eng gesetzten Konsolen verleihen das Gefühl der Schwere, den Säulen umso mehr den Eindruck von Kraft.
     Aber beachte man die Kapitelle der Säulen. Hier stemmt keineswegs die eigentlich am besten geeignete Ordnung, die dorische — vielmehr eine ganz eigenartige Ausführung, welche am ehesten noch vergleichbar mit romanischen Würfelkapitellen. Und dazu sind die Kapitelle unzählige Male profiliert. So nimmt es durchaus den Anschein, als habe sich hier der Steinmetz in gewiss bester Absicht, aber dennoch "verkünstelt". Zwar schaden sie dem Gesamtbild nicht im mindesten, weil sie ohne weiteres kraftvoll ausladen, auch zu den Schäften in zumindest hinnehmbarer Proportion stehen — alleine für den Weinbrenner-Stil stellen sie ein handfestes Unikum dar, was wiederum von nicht geringem Wert, selbst wenn Friedrich Weinbrenner vermutlich über solch' unbekümmerte Ausführung eher den Kopf geschüttelt hätte.
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[11], [28] siehe unter Kapitel "Anhang"
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Quellen
1) das Bauwerk selbst - Stilmerkmale und Wirkungen; Betrachtung des Gebäudes vor Ort
2) Website www.hilsbach.de; Jahreszahl


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