Baukunst in Baden
  KA Modellgebäude (21)
 


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Modellhaus in Karlsruhe (Kaiserstraße)   /   um 1820

Das Wohn- und Geschäftshaus gehört neben seiner Eigenschaft als Modellhaus zur Typologie der Gebäude mit Über-Eck-Wirkung. Eine ganze Reihe leicht nachvollziehbarer Maßnahmen verleihen dem Haus diesen spannenden, die Gebäudeecke überspielenden Ausdruck: die Putzrillen im Sockelgeschoss, der umlaufende Balkon auf mächtigen Hakenkonsolen (und mit filigranem Eisen-Geländer) als wichtigstes Stilmittel, das gleichfalls die Rundung nachempfindende Balkenkopf-Gesims des Daches und natürlich die Rundung des Baukörpers selbst, die sich bis in die Dachfläche überträgt.
     Das Stadthaus hat somit aufgehört einzeln über die beiden Fassadenflächen zu wirken. Die Geste der gerundeten Ecke bindet diese nämlich zusammen und lässt die Wirkung des Baukörpers in den Vordergrund treten. Diese unter der Ägide von Friedrich Weinbrenner eingeführte architektonische Idee darf als originäre Schöpfung des Meisters gelten — die Bauhistorie musste auf Weinbrenner harren, um diese spannungsvolle Geste in dieser Klarheit zu formulieren. Die Betonung von Gebäudeecke durch z. B. (Renaissance-)Erker oder (barocke) Pilasterstaffelung war wohlbekannt, führte jedoch nicht zu diesem umlaufenden Ausdruck.
     Unter Weinbrenner-Nachfolger Heinrich Hübsch geriet auch diese Geste schnell in Vergessenheit — der Romantische Stil bedurfte ihrer offenbar nicht. Eine regelmäßige Verwendung erfuhr diese Maßnahme erst circa 100 Jahre später durch die klassische Moderne, welche sich diese (wie überhaupt häufig zu beobachten) prompt auf die eigene Fahne schrieb.
     Zurück zum Modellhaus. Dieses besitzt neben dem typischen kargen Detailumgang ein umso klarer ablesbares und zugleich ausgewogenes Verhältnis von horizontalen Gliederungselementen und vertikalen Öffnungen. Erstere sorgen für eine dynamische Wirkung, die Über-Eck-Wirkung unterstützend, zweitere für Ruhe und eine elegante Ausstrahlung. Schön anzuschauen sind schließlich die beiden nischenartig in die Masse eingreifenden Eingänge an der Gebäudeecke, diese als Symmetrie-Achse ausweisend.
     Die vermeintlichen Anforderungen unserer Zeit haben dem Gebäude geschadet. Die großen Schaufenster und Werbeschilder leisten großen Eintrag. Unglücklich auch die verblechte Rundung des Daches, die an dieser Stelle unvorteilhaft betont. Einst lief hier Schieferdeckung homogen und wie die Putzfläche sanft überleitend über das gesamte Dach.
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Quellen
1) das Bauwerk selbst - Stilmerkmale und Wirkungen; Betrachtung des Gebäudes vor Ort; Erbauungszeit abgeschätzt

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Modellhaus in Karlsruhe (Zähringer Straße)   /   nach Vorgaben Friedrich Weinbrenners   /   1812

Vorzügliches Modellhaus, das die Intention Weinbrenners schnell "entlarvt": die große Geste, die Monumentalität — Absage an den auf Dekoration bestehenden Barockstil. Ungewöhnlich nur, dass dieses Bestreben in unserem Fall auch einem Modellhaus gilt. Diese waren im Regelfall der Zurückhaltung verpflichtet, um die wichtigsten Gebäude der Stadt: Kirchen, Adelssitze, Rathäuser, oder Amthäuser in ihrer Monumentalität zu steigern.
     Wie dem auch sei, unser Modellhaus macht damit einen guten Eindruck. Die große Geste ist hier der hohe Sockel, der sich gleich über zwei Geschosse (plus befenstertem Sockelstreifen) erstreckt.
     Das Piano Nobile wird förmlich entrückt, wirkt merkwürdig klein. Endlich kommt es zu einer ungewöhnlichen Proportion zwischen Sockel und Hauptgeschoss. Weinbrenner arbeitete gerne mit hohen Gebäudesockeln — eine solch' auffällige Proportion strebte er aber selten an.
     Für den Betrachter entsteht zunächst eine gewisse Disharmonie, die sich aber schnell abtun lässt, wenn man die "normale" Proportion von hohem Hauptgeschoss und niedrigem Sockel nicht als ein "Naturgesetz" nimmt.
     Weinbrenner will die monumentale Wirkung unbedingt, er begnügt sich nicht mit hohem Sockel, muss diesem noch eine angedeutete kolossale Pilasterordnung verschaffen. Breit angelegt, wird diese von horizontalen Putzstreifen lisenenartig gegliedert.
     Schön anzusehen auch die Gebäudemitte mit leicht entgegentretendem Risalit. Hoher Torbogen, welcher gehalten von wuchtigen Quadrat-Pfeilern und der entrückte Balkon veredeln das Gebäude schlussendlich zu einem würdevollen Bürgerhaus.
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Quellen
1) das Bauwerk selbst - Stilmerkmale und Wirkungen; Betrachtung des Gebäudes vor Ort
2) örtliche Informationstafel
 

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Modellhaus in Karlsruhe (am Lidellplatz)   /   1820

Auch die kargen modellmäßig bebauten Straßenzüge sollten ihren Höhepunkt, ihren Blickfang besitzen.
     Wenn hierfür weder monumentale öffentliche Gebäude oder zumindest Stadtpalais mit edelmütigem Pilaster-Portikus bereit standen, durfte auch das einfache Bürgerhaus Aufwertung erhoffen. So geschehen in der Karlsruher Markgrafenstraße (Lidellplatz). Säulen und Pilaster konnten, weil der stets begehrten Baugnade abträglich, nicht zum Einsatz gelangen, dafür aber das repräsentativste Stilmittel, der Dreiecksgiebel. Von nur einfacher Ausführung, immerhin aber mit plastischem Balkenkopffries und akzentuierendem Segmentbogen-Fenster veredelt er das einfache Modellhaus.
     Einmal geadelt darf dieses, wenngleich nur maßvoll, auch einen Schritt nach vorne treten, die vertikale Proportion unterstreichend. Auf diese Weise ergibt sich außerdem der Eindruck ähnlich dem eines Stadtpalais mit risalitartig vortretender Portikus-Partie und zwei untergeordneten Seitenflügeln — in unserem Fall werden letztere in ihrer formalen Funktion einfach von der etwas zurückliegenden Nachbarbebauung ersetzt.
     Der Rest ist Standard. Das Piano Nobile erhält profilierte Balkenverdachungen auf Rollwerk-Konsolen über den Öffnungen. Auch findet man hier einen Balkon mit feingliedrigem Eisengeländer, der auf starken Hakenkonsolen in glücklicher Formfindung eine große Verkröpfung des zwischen Sockelgeschoss und Piano Nobile scheidenden Gesimsbandes bildet. Der Fassade immer wohltuend die Ausbildung der Fenster des dritten Geschosses in mezzanin-typischer (kleinerer) Form. Ebenso unverzichtbar die detail-einbringenden Holzklappläden. Überdies lassen die lediglich vier Öffnungsachsen Monotonie erst gar nicht aufkommen.
     Beachtlich, wieviel aufwertende Kraft einem einfachen Dreiecksgiebel zukommt, er alleine schafft ein sehenswertes Modellhaus.
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Quellen
1) das Bauwerk selbst - Stilmerkmale und Wirkungen; Betrachtung des Gebäudes vor Ort; Erbauungszeit abgeschätzt


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