Ballenberg liegt in der lieblichen Hügelwelt des Baulandes, näherhin zwischen Osterburken und Krautheim. Man könnte an dem vor allem durch das 20. Jahrhundert ausgebreiteten Ort, geziert alleine durch eine handvoll ansehnlicher Gebäude wohl achtlos vorüberfahren. Oder aber man spürt der Mitte dieses wie ein großes Dorf wirkenden Ortsteiles von Ravenstein nach. Letzteres scheint umso ratsamer, als die Ansicht derselben — aus Richtung Osterburken kommend — nur den Unachtsamen nicht zur Teilnahme auffordert. Ohne weiteres malerisch werden drei Fachwerkhäuser und eine Kirche nebst Pfarrhause von der begünstigenden Topographie aus der nichtssagenden Beliebigkeit der baulichen Umgebung in vorteilhafte Ansicht gehoben.
Hat man nun jene Anhöhe gewonnen, fährt also doch nicht achtlos vorüber, dann ist die Überraschung keine geringe. Was nämlich hier gleichsam in Minimalgestalt vor Augen, ist der stolze Überrest einer einst stolzen Stadtanlage! Zumeist durch die Zerstörungen des brutal wütenden 17. Jahrhunderts kennt man in Baden manch Beispiel untergegangener Städte, welche hernach ob geschwundener Kräfte nur noch in dörflicher Struktur zu ärmlich-neuer Existenz erstanden. Orte wie Lichtenau und Willstätt im Hanauer Land, oder Hausach im Kinzigtal. Auch das nahe Krautheim, dessen mittelalterlicher Stadtkörper nach und nach in die heute vor Augen stehende dörfliche Ansicht fiel, mag als Beispiel dienen.
Solche auch in Ballenberg um sich greifende Entwicklung machte erst im allerletzten Moment halt, beließ genau jene handvoll Gebäude, welche historisch wie aktuell das Zentrum Ballenbergs konstituieren.
Jene aus der Ferne verheißungsvolle Ansicht, sie erzeigt auch aus nächster Nähe keine geringe Schönheit. Hauptakteur ist das Gotteshaus. Und bedeutende Ergänzung stellen wenige, unmittelbar benachbarte Fachwerkbauten. Auch letztere als umso hilfreicherer Bestandteil von außerordentlichem, unbedingt betrachtenswertem Aussehen.
In Ballenberg aber findet man auch einen Ort mit nicht geringfügiger Historie. Mag dieselbe im “Kleinst-Ensemble” des Kernes ihren baulichen Widerhall finden. Der verdienstvolle Ebersteiner Graf Boppo I., residierend in Krautheim und in Besitz der näheren Umgebung, erhielt 1306 vom deutschen König Albrecht I. als besondere Belohnung Stadtrechte für Ballenberg. Jene Verbindung zu den Mächtigen hatte bereits rund 70 Jahre zuvor eine seltsame Blüte getrieben. Der Staufer Heinrich VII., sich gegen den Vater, Kaiser Friedrich II. erhebend, belagerte das zu letzterem treue Ballenberg, namentlich die gleichfalls hier situierte wehrhafte Ballenburg.
Im 14. Jahrhundert dann kamen Stadt und Burg an das Erzbistum Mainz. Ab 1525 ein weiterer besonderer historischer Auftritt, als nämlich einer der Anführer der aufständischen Bauern aus Ballenberg stammend. Nicht nur die hiesigen Bauern versammelte Georg Metzler im großen Bauernkrieg hinter sich, auch nämlich die gesamte Stadt. Und als nach der schlimmen Königshofener Schlacht die Bauern niedergemetzelt, da waren denn auch die einflussreichen Tage Ballenbergs gezählt. Wie das benachbarte, gleichfalls rebellierende Krautheim verlor die ausgeplünderte und hart bestrafte Stadt überdies die wertvollen Stadtrechte. Dazu passend, dass die wehrhafte Burg seinerzeit das letzte Mal urkundlich erwähnt wurde, hernach “einfach” verschwand. Von letzterer, die ob der topographisch günstigen Situierung vermutlich auf deutlich ältere Vorgänger zurückblicken konnte, die also der eigentliche Ausgangspunkt der Stadtgründung, kann heutigentags nichts mehr gewahrt werden.
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