Allzu viel übrig ist nicht mehr von ihr, der Sausenburg. 1678 rückten Truppen des Sonnenkönigs heran, man focht gerade den Holländischen Krieg aus, und ruinierten die Burganlage gründlich; den Rest besorgte dann der unablässig am Gemäuer nagende Zahn der Zeit.
Alleine der Bergfried lugt noch selbstbewusst aus dem Steingezacke, das einst Schildmauer und Palas der ellipsenförmigen Hauptburg. Auch eine Vorburg existierte bis 1678, um einiges größer als die Hauptburg und mit dieser durch eine Zugbrücke verbunden. Alleine auch von dieser blieben nur wenig ansehnliche Mauerreste erhalten. So muss denn neben dem runden Turme, der rechts und links durchaus noch ansehnlich von Resten der Schildmauer “gepackt” wird, vor allem die landschaftliche Gegebenheit den Besuch lohnenswert machen. Aber die Sausenburg steht ja nicht umsonst zu Füssen des “Blauen”, einer der höchsten Schwarzwalderhebungen, nicht umsonst mit trefflichem Ausblick aus dem Gebirge über die vorwaltenden Hügel ins Markgräfler Land und bei reinen Luftverhältnissen über die Rheinebene hinweg zur schwarzen Silhouette der Vogesen. Kurzum alleine die vorzüglichen Perspektiven, die man von der Plattform des frühgotischen Bergfriedes gewinnt, sind Lockruf genug. Trefflich wie man von hier auch das nicht ferne Barockschloss Bürgeln, im Sonnenlicht weiß glitzernd, auszumachen vermag.
Auch der Umkehrschluss macht aufmerksam. Weit ins Umland blickend, kann man die Ruine aus demselben sehr schön gewahren. Einen Bergkegel, gleichsam Ausläufer des fast 1200 Meter hohen Blauen hat sich der baden-hachbergische Markgraf für die Veste untertan gemacht. In der Mitte des 13. Jahrhunderts ward der strategische Punkt dem Schwarzwaldkloster Sankt Blasien abgekauft, alsbald die Sausenburg aufgerichtet. Als dann gegen Ende dieses hochmittelalterlichen Jahrhunderts die Linie Hachberg-Sausenberg gegründet wurde, da fand sich eine Burg mit diesem Namen freilich im Besitz eben jener Linie. Man hielt das Gebäu auch in Ehren, alleine zum Hauptsitze war sie denn doch zu klein, auch zu abgelegen. Residenz bezogen die Markgrafen Hachberg-Sausenberg auf der deutlich größeren Veste Rötteln, der am Übergang des Wiesetales in die Rheinebene auch ein Städtlein ganz direkt beigegeben.
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So vergingen denn rund zweihundert Jahre, bis 1503 das Rittergeschlecht ausstarb, und der Herrschaftsbereich, der über die Sausenburg weiter nach Norden bis Badenweiler reichte, kam an die badische Hauptlinie unter Markgraf Christoph I. (nach dessen Tod diese Linie dann in drei Teile zerfiel). Zwei Jahrzehnte später nahmen die aufständischen Bauern auch diese Burg ein, zerstörten aber ebenso wenig wie die rund einhundert Jahre später im 30jährigen Krieg abwechselnd die Veste besitzenden Kaiserlichen und Schweden.
So war es einmal mehr dem einerseits so schöngeistigen und andererseits so widerlich zerstörerischen Ludwig XIV. vorbehalten, das bis zuletzt als Amtssitz dienende Gemäuer wieder weitgehend in seine Einzelbestandteile zu zerlegen. Zeitgleich galt des Sonnenkönigs Demolierungsbefehl auch den Vesten Rötteln und Baden (Badenweiler).
Nähert man sich der Sausenburg von der Rheinebene, so macht das Dorf Sitzenkirch den letzten Ort aus. Hier kann man zunächst noch eine sehr alte ehemalige Klosterkirche bewundern, welche gar noch den romanischen Stil vor Augen führt, damit älter als die Burg ist. Ein erhaben schlichter Bau, klein genug, aber mit schöner Chorapsis. Ein jüngeres Portal, mit gotischem Spitzbogen freilich auch noch mittelalterlich, führt auf der Vorderseite ins Kirchenschiff.
Auch vom Dorfe, vom romanischen Gotteshause aus lässt sich die Ruine, vor allem der Turmzylinder gut erkennen. So schlägt man denn von hier aus gleich den Fußweg ein, bergauf zwar stetig, aber nur wenige Kilometer an Länge. Die Strecke führt fast ständig durch Wald; erst am Ende, die Sausenburg schon in nächster Nähe, gibt der Baumbewuchs nach. Der sich dann feilbietende Anblick ergreift. Gleichsam aus einer riesigen Lichtung steigt der Gipfelabschnitt karg, baumlos in seine letzten Höhen und balanciert ganz oben die Schildmauer und den Turm der Sausenburg.
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Viel Mühe hat man sich auch neuerdings wieder um das Gemäuer gemacht. Alles ist sorgsam herausgeputzt, wie denn auch viel Grünwerk entfernt um das gemauerte Menschenwerk wieder dominieren zu lassen. Eine Schautafel versetzt eben dieses wieder in seine Hochzeit, zeichnet Haupt- und Vorburg mittelalterlich-abweisend in ihren schönsten Tagen. Etwas irritiert blickt man dann zurück auf die Mauerfetzen und versucht im Geiste zu rekonstruieren; Verdruss über des Sonnenkönigs Frevel mischt sich mal wieder bei.
Hoch die neu angelegten Stufen zur Hauptburg (die Steinpylonenreste der Zugbrücke bleiben links). Ergreifend schon hier die bedeutenden Ausblicke. Da ködert denn der Rundturm nur umso erfolgreicher. Man quält sich noch ein wenig mit den zerschmissenen Mauern herum, gewahrt die Palas-Überreste bar jeder veredelnden Details. Der Bergfried muss alles richten; befriedigt so aufgefordert denn auch noch die Lust am Detail. Der gotische Spitzbogen grüßt via Portal und zwei Fenster; auch findet man noch die Konsolen eines ansonsten abgegangenen Austritts. Alles Genannte blickt in den kleinen Burghof. Was aber die Ansicht des rustikalen Gebäus vollendet, ist der reichliche Efeu, der auf dieser Seite (Südseite) entschieden nach der Mauer greift und den Prospekt ganz einem malerischen Ausdrucke weiht. Dann aber hat der Turm lange genug gelockt. Man windet sich durch einen engen Tunnel rund 20 Meter in die Höhe. Und dann empfängt man die großzügige Belohnung. Im Rücken der sich weiter auftürmende Schwarzwald, dumpf und dunkel leuchtend, dominiert vom Blauen — und nach vorne die erst so spät vom elsässischen Gebirge geschlossene Weite, dabei im Vordergrund die vermittelnde Hügelwelt. Gewiss eine der schönsten Aussichtsmöglichkeiten unter den badischen Burgruinen. Eine Belohnung also von solcher Großzügigkeit, die einen billig wieder zum Schuldner macht.
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Quellen 1) die Bauwerke selbst - Stilmerkmale; Burgruine und Landschaft
2) Dr. Emil Lacroix und Dr. Heinrich Niester "Kunstwanderungen in Baden", Chr. Belser Verlag Stuttgart, Ausgabe 1959
3) Website burgeninventar.de
4) Website burgenwelt.de
5) Website burgenseite.ch
6) Informationstafel mit Rekonstruktionszeichnung vor Ort
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