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Doch ebenso aus dem Stadtleib betrachtet, tritt das Schloss und sein Garten allenthalben in die Prospekte der Straßen, Gassen und Plätze. Regelmäßig gewahrt man, wie Touristen gleichsam "eingewurzelt", von diesen Bildern regelrecht gebannt. Und auch der geübte Blick wird immer wieder aufs neue gefesselt. Die sich darbietenden Ansichten sind zu großartig um sie dauerhaft in das Gemüt zu führen. Gleichgültig wie deutlich die Erinnerung von jener Bedeutsamkeit überliefert, blickt man dann nach oben, so übermannt der Anblick des über der Stadt thronenden Schlosses doch wieder aufs gewisseste. Man wüsste sich ein ergreifenderes Zusammenspiel von Stadt und Schloss nicht zu denken.
Mag man aus den vielerlei, ja zahllosen Prospektmöglichkeiten lediglich vierer eigens gedenken. Blickt man von der Alten Brücke, lassen sich Schloss und Garten, gerahmt noch ganz vom Königsstuhl, erfassen; durch diesen Blickwinkel nur wenige Meter über dem Dachgewimmel der Altstadt sich entbreitend. Trefflich auch die Ansicht vom Marktplatz, zumeist wenn man das anmutige barocke Rathaus miteinfließen lässt; nunmehr hat die Perspektive den Königstuhl schon weit zurückgedrängt, will heißen nur noch als dünnen Rahmen gelten lassend. Und endlich wirkt das Schloss vom Kornmarkt und dann vom Karlsplatz ganz für sich selbst, da nämlich die Perspektive die natürliche Einfassung getilgt. Wie an einer Schnur gezogen reihen sich mehrere Schlossbauten aneinander und geben aus solcher Nähe auch schon ihre ersten Fassadendetails zur Anschauung. Das zunächst irritierte Auge muss sich dann zwischen dem gediegenen Barock der Stadthäuser, der feinen Renaissance und dem wuchtigen Mittelalter der Burgwerke entscheiden.
Der dritte Trumpf der wunderlichen Weltgeltung Heidelbergs sticht durch die Altstadt selbst. Auch sie ist ein Gebilde höchster Anmut, stünde auch ohne Schloss ganz unbeschadet an der Spitze der schönen Städte Badens, unter den ansehnlichsten Urbanitäten Deutschlands.
Freilich kann dies nichts Anderes bedeuten als Schonung im Zweiten Weltkrieg, der so vielen deutschen Städten die historische Attraktivität auf immer genommen. Für Baden zum Beispiel hat man vor allem den Verlust Altfreiburgs, einst auf gleicher Augenhöhe mit Heidelberg, zu beklagen. Nur einen sehr geringen Bombenbewurf musste Heidelberg dulden; und noch heute hält sich hartnäckig das Gerücht, dass seinerzeit Flugblätter abgeworfen, die die Schonung mit der bevorstehenden Inbesitznahme durch den amerikanischen Alliierten, welcher nämlich hier ein Hauptquartier aufzuschlagen gedachte, erklärten. Aber wie dem auch sei, Altheidelberg blieb weitgehend unzerstört, damit auch ein modernistischer Wiederaufbau aufgespart.
Nach der Errettung aus dem Luftkrieg, der 1942 bis 1945 tobte, stand die Altstadt schnell genug wieder in Gefahr. Kein gutes Haar ließ der zeitgemäße Modernismus an der historischen Baukunst; tatsächlich raubte er noch mehr historischer Bausubstanz die Existenz als der Zweite Weltkrieg selbst!
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