Baukunst in Baden
  Dilsberg
 

ein Bild
 

Die Veste Dilsberg zählt zu den ruhmvollsten Befestigungen in der Region des späteren Baden. Was einst die strategische Bedeutung ausmachte, lässt sich noch heute durch Anschauung der überaus reizvollen landschaftlichen Situierung leicht begreifen. Im Neckartal zwischen Eberbach und Neckargemünd, gegenüber der an den Fluss greifenden hessischen Landzunge mit der Stadt Neckarsteinach hebt sich ein Bergkegel, der gleich an drei Seiten vom Neckar gefasst, in die Höhe. Teils gemächlich, teils abrupt nimmt der Sporn seinen Weg; im letzten, im oberen Abschnitt aber lässt er nur noch steiles Gelände gelten. Und hier setzt denn auch die alte kurpfälzische Veste ein, ihren Bergkegel trutzig, ja drohend bekrönend. 
     Man findet hier eine der spannungsvollsten Verbindungen von Landschaft und Stadt in ganz Baden — eine Verbindung, die auch noch bestens zu gewahren, denn die Verkehrswege durch das Flusstal führen entlang der gegenüberliegenden Uferseite. Da erfasst man je nach Perspektive ein noch säuberlich von hohen Mauern gefasstes Bollwerk; denselben sitzen über längere Strecken Häuser auf, was die monumentale Wirkung sichtlich steigert. Dann sprießen zwei schlanke Türme aus dem Mauerring empor; die “Finger” der beiden Stadtkirchen sind wie die Mauern aus Steinfassaden erbaut, fügen sich entsprechend harmonisch ein. Was aber die abweisende Wirkung vollendet, sind noch höhere Mauern, die, nur an Umfang vernehmlich kleiner, als ein zweiter Bering aus der ersten Umwallung deutlich hervortreten. In solcher mauerstrotzend abweisenden Geste scheinen selbst die beiden Campanile einbezogen, gleichsam als die Umgegend absuchende Wächter. Dieses Bild, am besten zu fassen aus Richtung Neckargemünd kommend, strahlt noch heute echt mittelalterlichen Geist aus. Es sind die Unbilden der Natur, die steile und felsige Bergkuppe, die sich einem Festungsbau anempfahlen — und die bis heute deren mauergefasste Ansicht von etwaigen Ortserweiterungen, von Verwässerung der streng definierten Ansicht bewahren konnte. Für das an trefflichen Stadt- und Burgbildern so reiche Neckartal ward darüber ein spezielles, ein weiteres Charakteristikum hinzugewonnen.
     Solcher Ansicht gebührt denn auch eine besondere, unbedingt eine ruhmvolle Historie. Und solche begann, obgleich die Veste Jahrhunderte älter, in der größten Drangsal der badischen Territorien, im 17. Jahrhundert.
     Die protestantische Kurpfalz war von Anfang an in den 30jährigen Krieg verwickelt; durch Kurfürst Friedrich V., der als von Österreich-Habsburg entschieden abgelehnter König von Böhmen, gar indirekt diesen großen Krieg auslöste. Und so standen die katholisch-kaiserlichen Truppen unter dem berühmten General Tilly, der zunächst kurpfälzische Stadt auf kurpfälzische Stadt eroberte, auch bald vor der Hauptstadt Heidelberg, damit aber auch vor der von der Kapitale nur wenige Kilometer entfernten Festung Dilsberg: 1621 (drei Jahre nach Ausbruch des Konfliktes). Das Bollwerk flößte Respekt ein, nichtsdestotrotz ward es heftig bestürmt; bestürmt aber nur um standzuhalten! Der Dilsberg trotzte. 

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