Die Schlossanlage beim gleichnamigen Dorfe Bödigheim liegt am Übertritt, an der Grenze des Odenwaldes zum Bauland; wiewohl das ruhig dahinschwingende Hochplateau keinen Aufschluss zu solcher Grenze bietet. In jener unaufgeregten Landschaft, namentlich nahe zur Stadt Buchen liegt ein Schloss, das zweifellos unter den ungewöhnlichsten Badens, das zweifellos auch sehr ansehnlich. Seit ihren ersten baulichen Schritten, welche ab 1286 erfolgten, kamen die noch heute zu sichtenden mancherlei Gebäude aus der Hand des lokalen Adels der Rüdt von Collenberg, der auch weiterhin in glücklichem Besitzstande. Schloss Bödigheim und das nicht ferne Schloss Eberstadt (Wanderungen Band ‘1‘) bildeten zugleich die Residenzen eines kleinen reichsritterschaftlichen Territoriums zwischen dem schon genannten Buchen und Osterburken, welche beide kurmainzisch; ersterem Schloss ward dabei fast durchgängig der Vorzug eingeräumt. Im frühen 19. Jahrhundert dann, ohne den eigentlichen Besitz zu verwirken, kam das Collenbergsche Territorium an die zum Großherzogtum aufstrebende Markgrafschaft.
Zu diesem Zeitpunkt stand die Anlage noch in ihrer vor allem aus dem vorigen Jahrhundert herrührenden Blüte. Manches hat sich in den folgenden zwei Jahrhunderten noch verändert; das Entscheidende aber, welches oben schon als ungewöhnlich und sehr ansehnlich gerühmt, das hat glücklich bis ins 21. Jahrhundert überdauern dürfen.
Der besondere Reiz der Anlage geht aus einer in der Tat sehr unüblichen Verbindung der Epochen aus. Am obersten Punkt thront eine Burg, damit das Mittelalter, und ihr zu Füßen gleich zwei Schlösser, welche die Zeit des Barock signalisieren. Es ist nicht die Verbindung selbst, also die Zusammenführung von Mittelalter und Barock, sondern es ist die Art der Verbindung, die das besondere Interesse erwirkt. Baden nämlich kennt zahlreiche Beispiel mittelalterlicher Burgen, die im 18. Jahrhundert nach dem neuen Zeitgeschmack barockisiert wurden, respektive in gleichem Sinne erweitert wurden. Sei hier nur des Deutschordensschlosses in Beuggen am Rhein (Wanderungen Band ‘2’) oder des Johanniterschlosses in Heitersheim südlich Freiburg (Wanderungen Band ‘1’) gedacht. Hier aber, wie in vielen anderen Beispielen verschmelzen Mittelalter und Barock gleichsam; entweder in jeweils ein und denselben Gebäuden, oder indem Bauten des Mittelalters ohne sonderliche Zäsuren um solche des Barock ergänzt.
Die Fortsetzung des Artikels ist im Buch "Odenwald, Bauland und an der Jagst" enthalten,
erhältlich über Amazon: https://www.amazon.de/dp/B0D2FV3JDR
1
_
| Heute 126 Besucher (146 Hits) | | 1.295.320 Besucher, 5.952.200 Hits seit September 2006 |