Baukunst in Baden
  Brigittenschloss
 
    
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Hoch über Achern und Sasbachwalden führt der Name gehörig in die Irre. Keineswegs nämlich findet man hier ein Schloss, nicht mal eine Burg und kaum möchte man’s als Ruine ausweisen: es ist der kümmerliche Rest einer Schildmauer! Mancher wohl schon stand ratlos vor diesem Brocken, das Unterfangen der Besichtigung bedauernd, wenigstens bezweifelnd, und ward am Ende doch reichlich belohnt!
     Hat man nämlich diesen pyramidalen Mauerrest passiert, allen Enthusiasmus zusammenraffend sich am schrittweisen Übergang von rohem Felsen zu sorgfältig behauenem Bruchstein erfreut, dann wird man von vortrefflichster Aussicht doch noch großzügig entschädigt. Man hat an diesem Punkte im Mittelschwarzwald bereits beträchtlich an Höhe gewonnen und so fließt die Rheinebene weit unter einem vorüber. Auch ward in diesem Abschnitt auf die so häufig zwischen Ebene und Gebirge vermittelnde Hügellandschaft weitgehend verzichtet, weshalb die beiden so gegensätzlichen Landschaftselemente einigermaßen unvermittelt aufeinander prallen, ob der Härte der Geste unter hohem Reiz.
     Einige Worte, der Chronistenpflicht genüge tuend, zur Ruine. Der eigentliche, freilich längst abgelöste Name kennt sie zwar als Burg Hohenrode, der Volksmund aber nennt sie schon seit ungefähr 1820 Brigittenschloss, zu Ehren der irischen Heiligen Brigitta, welcher man die Sasbacher Kirche zum Schutze unterstellt. Sie wurde bereits in der Mitte des 11. Jahrhunderts von den Freiherren von Röder erbaut, strategisch geschickt mit Blickverbindung zu den Burgen Neu-Windeck (in Lauf) und Rodeck (in Kappelrodeck). Bereits 1524 aber gab man das Gemäuer auf, den Unbilden der Natur, namentlich mehreren Blitzeinschlägen, endlich dem unwidersprochenen Verfall in die Hände. So steht man billig staunend vor der Unerbittlichkeit des rückfordernden Werkes der Natur.
     Wenn eine Begehung schon wegen der Aussicht verlohnend, so erst recht, ob gar noch größerer Originalität, die nächste Umgebung der Ruine. Gewiss, auch der Ausblick besitzt Einzigartigkeit, in seiner hohen Qualität entlang des Schwarzwaldrandes aber zahlreiche Parallelen. Das andere dagegen nimmt sich höchste Seltenheit: auf dem Wege zum Burgrest findet man, wie von übermenschlicher eklektizistischer Hand gestreut, Felsbrocken aus Granit, zahlreich und lustig verteilt, teils einzeln, teils gestapelt, die Formen alle weich. Der Granit von grauer Farbe (aus ihm wurde auch die Burg erbaut) bietet dem Moosbewuchs willkommene Angriffsfläche, so dass große Partien der Felsbrocken wie mit grünem Fell. Hat man nun glücklich die richtige Jahreszeit erwischt, namentlich den Herbst, dann findet man das grüne Felsenspiel im aufreizenden Komplementär-Gegensatz zum abgefallenen rötlichen Laub, welches durch Winde runter von den Felsen satt die Zwischenräume ausfüllt. Dem nicht genug schießen überall Baumstämme, ohne Laub gleich dünnen Stangen, in die Höhe. Insgesamt wirkt der Anblick geradezu künstlich, wie ein eigens angelegter, durchaus exotischer Park, darf aber als ein Meisterwerk der Natur gefeiert werden. Ein Ort erstaunlicher Schönheit.


Website-interne Links

- Achern   www.badischewanderungen.de/Achern.htm
- Sasbachwalden   www.badischewanderungen.de/Sasbachwalden.htm


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Quellen
1) das Bauwerke selbst; Ruine und Landschaft
2) Dr. Emil Lacroix und Dr. Heinrich Niester  "Kunstwanderungen in Baden", Chr. Belser Verlag Stuttgart, Ausgabe 1959
3) örtliche Informationstafel


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