Baukunst in Baden
  Menzingen
 

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Menzingen, wiewohl als Dorfe nie von ausgesprochener Größe, besitzt dennoch gleich zwei mittelalterliche Schlösser, was freilich von großem Seltenheitswerte! Das überaus romantisch ruinöse WASSERSCHLOSS wurde oben ("Burg Menzingen") betrachtet, verbleibt also noch die sogenannte SCHWANENBURG, welche unweit von ersterem gleichfalls vom Rittergeschlecht von Mentzingen errichtet.
     Ihre schönere Ansicht, die Innenseite (mit zwei Treppentürmen) des noch heute bewohnten Schlosses kann leider nicht besichtigt werden. Nehmen wir also vorlieb mit der dem Dorfe zugewandten Außenansicht. Ein veritabler Klotz, aber bedacht mit ausreichend Aufmerksamkeit um Interesse zu wecken. Dreigeschossig auf hohem Sockel erzeigt sich eine lebendige Verteilung der Öffnungen — typisch für die Epoche der Renaissance, in welcher die Schwanenburg errichtet ward (das Portal der Innenseite führt die Jahreszahl 1568). Die Fenstergewände erhielten die entsprechende sorgfältige Bearbeitung. Zur Lebendigkeit helfen freilich auch die durch die diagonale Streifung auffallenden Klappläden, und nicht zuletzt die klassizistischen Einfügungen (erstes Drittel 19. Jahrhundert), namentlich der auf mächtigen Hakenkonsolen ruhende Balkon und die große, seitlich angebrachte Freitreppe. Letztere vollendet die Asymmetrie der Fassade, welche unterm Strich gewiss mehr Lob als Tadel verdient.
     Neben den Schlössern gefallen noch eine Anzahl FACHWERKHÄUSER und die KIRCHE Romantischen Stiles. Das Gotteshaus aus gelbem Sandstein, den Kirchturm vornan stellend, interpretiert die romanische Formensprache. Vor allem aber von disziplinierter Fassadengliederung und zurückhaltender Schmuckanbringung hinterlässt sie einen schönen, dem Dorfe angemessen Eindruck. Die evangelische Kirche wurde in den Jahren 1846-48 errichtet.

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Die Fachwerkhäuser, obwohl nicht gering an Zahl kommen doch nur selten zu Gruppen, zur erbaulichen Ensemble-Wirkung zusammen. Muss man sich also auch hier an Vereinzeltem genügen lassen. Immerhin wartet auch hierunter eine echte Sehenswürdigkeit mit überregionaler Bedeutung. Menzingen wartet nämlich mit einem  seltenen SÄULENGANG-FACHWERKHAUS auf. Ein reizvoller Anblick. Das Giebelhaus, zeigt zwar nur funktionales, schmuckloses Fachwerk, welches aber an der äußeren Längsseite auf fünf sandsteinernen Säulen aufsitzt — eine Rarität die ihresgleichen sucht!
     Auch die Säulen mögen schmucklos sein, trotzdem aber von Anmut durch die Materialwahl und eine Schlankheit des Durchmessers, der gewiss nicht kleiner sein sollte. Von unten nach oben: ein Sockel aus rotem Bruch-Sandstein, dann die hohe Basis der Säulen, wieder aus rotem Sandstein, schließlich die eigentlichen Säulenschäfte, die sich auch durch das Material des nun gelben Sandsteins gut abheben. Die Säulen tragen übergangslos, also ohne Kapitell, was das stelzenartige ihres Aussehens nurmehr verstärkt. Da der umbaute Raum des Erdgeschosses massiv ausgeführt wurde, wirkt der Fachwerkanteil wie ein eigener Baukörper, spannungsvoll aufgesetzt einerseits auf die Säulen, andererseits auf einen hohen Sockel.
     Menzingen, wie so viele Dörfer ab den 1950er Jahren unansehnlich ausgeufert, verdient sich sein Lob dank weniger (und nunmehr vorgestellter) Einzelbauwerke, welche von schönem, im Falle des Wasserschlosses von überragendem Aussehen.


Website-interner Link zur Wasserschloss-Ruine von Menzingen: www.badischewanderungen.de/Burg-Menzingen.htm



Quellen
1) die Bauwerke selbst - Stilmerkmale und Wirkungen
2) Dr. Emil Lacroix und Dr. Heinrich Niester  "Kunstwanderungen in Baden", Chr. Belser Verlag Stuttgart, Ausgabe 1959
3) Website 
www.kraichtal.de

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