Hornberg, das kleine Städtchen, nahe noch dem Übertritt des Gutachtales in jenes der Kinzig, trägt eine merkwürdige, vor alle traurige Historie. Sich leidlich durch die Wirren der Jahrhunderte tragend, dabei befestigt zu Füssen einer Burg, in der reizvollen Enge des Tales war Hornberg — wie alte bildliche Zeugnisse beweisen — ein schönes Städtchen. Ein Bild, das lange immerhin Bestand hatte. Erst der Zweite Weltkrieg brüllte laut genug und fegte den armen Ort hinweg. Das will man wohl kaum begreifen, wie ein so kleines Städtchen unter so gewaltige Räder kommen musste.
Das wenige, das überlebte, beziehungsweise wieder-errichtet, steht heute gleich Kuriositäten im schönen Tale, im unschönen Städtchen. Das alte RATHAUS zeigt gefälligen Romantischen Stil (19. Jahrhundert), eines der wenigen badischen Rathäuser dieser Machart. Die bis zur Gotik zurückreichende KIRCHE überrascht durch die ungewöhnliche Anordnung des Turmes, welcher sich nämlich zwischen Chor und Schiff schiebt. Das benachbarte Dorf Gutach zeigt ein identisches Arrangement — ansonsten aber wird man bei der Suche nach Parallelen kaum fündig. Auf kleinstem Raume eine lokale Eigenart also.
Auch das Burggebäu hatte zu leiden. Nach steilem Aufstieg findet man nur noch PULVERHAUS und BERGFRIED, beide auf je eigenem Felsen denn doch ansehnlich, erst recht im hier liebevoll angelegten Park. Der Bergfried steht der beliebten Ersteigung leider nicht offen. Da man aber auch ohne denselben hoch genug, wird eine wunderbare Aussicht in das enge Gutachtal gewahrt. Am spannendsten gewiss der Blick Richtung Norden, wo die Gutach im Kinzigtal ihr Ziel findet. Im Gegensatz zum traurigen Ort, welcher vor allem mein Mitleiden erregte, darf die Burgruine zumindest, da reizvoll mit der Landschaft verwoben, ihr Lob erhaschen.
Das merkwürdigste aber des Ortes liegt natürlich im bekannten, eng mit diesem Städtchen verbundenen Ausspruch "Es geht aus, wie das Hornberger Schießen". Jene Bemerkung, sie fand am Ende gar den Weg in die Weltliteratur; namentlich Schiller ließ im Schauspiel „Die Räuber" einen Bösewicht gestehen "Da ging's aus wie's Schießen zu Hornberg und mussten abziehen mit langer Nase" (1. Akt, 2. Szene).
Die Geschichte, wie sie im tatsächlichen Leben und deren Wahrheitsgehalt man einiges Gewicht einräumt, ereignete sich gar mit noch mehr Biss. Die Bürger Hornbergs, seit dem 15. Jahrhundert Untertanen des württembergischen Herzogs, erfuhren von einem geplanten Zuge desselben durch ihr Gutachtal. Was also lag näher, als dem Oberhaupte gebührlich zu huldigen. Man rief so viele wehrfähige, bewaffnete Männer zusammen als auf die Schnelle möglich. Endlich begann das spannungsvolle Warten, auch ward ein rechtzeitig signalisierender Späher eingesetzt, um den Herzog schon aus der Ferne mit Kanonendonner zu grüßen.
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