Das Schloss liegt nahe Sinsheim, aber ohne einen wie so oft zugeschalteten Ort. Zunächst erhöht das den Reiz ganz unbezweifelbar: die Einsamkeit der alten, zum Schloss aufgestiegenen Wasserburg, auf hügeligem Terrain zwischen Feldern und Bewaldungen. Dann aber die dem Autoren immer ungeliebten Schilder: Privatbesitz, betreten nicht gestattet! Nun fühlt er sich freilich beobachtet und wäre viel lieber im Trubel, in der Geschäftigkeit einer Ansiedlung. Das eigentliche SCHLOSS wird zwar nicht mehr bewohnt, kann aber für gewisse Summen angemietet werden — was zumeist für große Familienfeste und ob eigener KIRCHE gerne auch für Hochzeiten Gefallen findet. Ein solches Fest ist offenkundig in Vorbereitung, und tatsächlich entbreitet sich im Schlosshof ein darauf zuarbeitendes Gewimmel. Ich hatte mir den großen Winkelbau zunächst von außen betrachtet — er mag von zahlreichen Fenster gefällig durchbrochen sein, aber zwei viereckige ECKTÜRME und die gewaltige Dimension dieses ehemaligen Wohnbaus verbreiten noch ohne weiteres den wehrhaften Charakter — so dass mir das geschäftige Treiben zunächst gar nicht aufgefallen war. Und dieses entbreitet eine Möglichkeit, denn durch das ständige Hin- und Herlaufen bleibt der Zugang zum Hof geöffnet.
Vorher aber noch einige abseits stehende NEBENGEBÄUDE. Sie werden durch einen Torbogen verbunden; daneben noch eine Schießscharte. Die Bauten sind im Gegensatz zum in der Sonne bleckenden Schloss mörtelgrau und mittelalterlich roh. Wie mag die einstige Anlage nur ausgesehen haben? Im 18. Jahrhundert wurden beinahe alle bis dato erhaltenen Tief- und Wasserburgen dem neuen Zeitgeist folgend in Schlösser umgewandelt. Zumeist wurden einfach zusätzliche Fenster durch die Wände der Wohngebäude gestoßen, die Umfassungsmauern abgetragen, Gräben zugeschüttet, mitunter Türme gestutzt. Wie im Falle des Schlosses Neuhaus entstanden ganz andersartige Gebilde, romantisch allzumal, mit freiem Zugang in die Landschaft. Wirkliche Barockschlösser wurden daraus freilich nicht. Meist hängt diesen Gebilden noch Wehrhaftes an, was ja auch den speziellen Reiz ausmacht. Alleine, es wäre mir denn doch sehr lieb gewesen wenigstens ausnahmsweise eine erhaltene Wasserburg zu finden, ausgestattet eben mit den später gering geschätzten Türmen, Mauern und Gräben — abwehrend, sich klar von der umgebenden Landschaft separierend, anstatt sich als "verschlosste" Burg immer nur halb der Umgebung zu öffnen. Aus einer mittelalterlichen Burg konnte eben niemals ein wirklich mit der Landschaft verquicktes Barock-Schloss werden. 1
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Auf die Schnelle, immerhin störe ich niemanden, blicke ich gerne in den SCHLOSSHOF. Er macht im Gegensatz zum abweisenden Äußeren in der Tat den schlossartigen Eindruck: die Fensterrahmungen sind edler, man findet Balkone. Am schönsten aber der runde TREPPENTURM, welcher gleich einem Gelenk zwischen den beiden rechtwinklig zusammengeführten Flügeln vermittelt. Quellen 1) die Bauwerke selbst - Stilmerkmale; Schloss und Landschaft
2) Dr. Emil Lacroix und Dr. Heinrich Niester "Kunstwanderungen in Baden", Chr. Belser Verlag Stuttgart, Ausgabe 1959
3) Homepage www.schloss-neuhaus.com4
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