Das kleine Steinbach, ein historisches Städtchen, hatte der Autor ein wenig unterschätzt; bei seinem ersten Besuch nur kurz durchgeeilt, dazu die große Stadtkirche eingerüstet — das war offenkundig nicht dazu angetan den rechten Eindruck zu gewinnen! Eine zweite Besichtigung aber, die nach der Kürze des ersten Besuches denn doch eingeräumt werden musste (außerdem lockte die von ihren Gerüsten befreite Kirche), verhalf zu einer Korrektur jenes ersten, nur wenig schmeichelhaften Eindrucks.
Das kleine, ja sehr kleine Steinbach (die historische Stadt!) gefällt denn gleich durch dreierlei. Zunächst besitzt das Altstädtlein die typische mittelalterliche Winkeligkeit, die Straßen und Gassen stets in der dem Auge so gefälligen Krümmung haltend — versehen obendrein mit einer ganzen Reihe FACHWERKBAUTEN. Letztere bilden hier und da Ensembles aus, was den Reiz dieser feingliedrigen, komplexen Bauweise nurmehr erhöht. Das fränkische Fachwerk stammt frühestens aus dem 18. Jahrhundert — Steinbach besitzt die für diese Region leider typische Zerstörungsgeschichte des vorangehenden, des 17. Jahrhunderts. Nicht minder typisch, dass man an einigen Stellen — vornehmlich in den Fassaden der Erdgeschosse — noch steinerne Details in Gestalt von Fenster- und Türrahmungen der in den Brandschatzungen eigentlich untergegangenen Renaissance findet.
Zweitens konnten beträchtliche Teile der STADTMAUER erhalten bleiben, welche denn den Altstadtkern zwar nicht mehr wie einst gegenüber der umgebenden Natur definieren, dafür aber — und das ist nur wertvoller — gegen die auch hier angesetzten Siedlungsspeckgürtel (z.T. ansehnlich historisch, vornehmlich aber modernistisch). Tore oder Türme wurden leider vollständig abgetragen; die Mauer dagegen, nachdem man endlich ihren Wert als ein mittelalterliches Denkmal gewahrte, ward wo nicht sorgsam herausgeputzt so doch anständig behandelt. Tatsächlich blieb ausreichend erhalten um die natürlich auch hier abgegangenen Partien im Geiste zu ergänzen.
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Drittens besitzt Steinbach eine geradezu gewaltige STADTKIRCHE. Das neugotische Gotteshaus, das seinen deutlich kleineren Vorgängerbau bis auf den gotischen Chor den Platz streitig machte, erbaute man ganz im Geiste der Wende 19./20. Jahrhundert in einem überspannten Maßstabe. Vor allem der wuchtige Kirchturm lässt im kleinen Altstadtkörper immer wieder stutzen. Hat man jedoch diese erste Irritation überwunden findet er immer öfter Gefallen, da er sich ob seiner Höhe fast überall im Stadtbild bemerkbar macht. Immer wieder kommt es zu reizvollen Prospekten aus (Fachwerk-)Bürgerhäusern, der Stadtmauer und dem mächtigen (und im Detail durchaus gelungenen) Kirchturme. Letzteres ist denn auch die Summe jener drei positiven Eigenschaften Steinbachs, die einzelnen ansehnlichen Wirkungen zur feinen Gesamtwirkung kürend.
Auch die Lage des Städtchens verdient Erwähnung. Zu Füssen des hier bereits hoch aufragenden Nordschwarzwaldes und gleichsam bekrönt von der nicht mehr fernen und gut sichtbaren Yburg darf man Steinbach im reizvollen Standort ein zusätzliches, also gar eine viertes positives Kriterium aufrichten.
Quellen 1) die Bauwerke selbst - Stilmerkmale; Stadt und Landschaft
2) Dr. Emil Lacroix und Dr. Heinrich Niester "Kunstwanderungen in Baden", Chr. Belser Verlag Stuttgart, Ausgabe 1959
3) Homepage www.bad-bad.de
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