Zell am Harmersbach, und nun folgt ein Titel der ganz eigenen Art, war die kleinste unter den Reichstädten in Deutschland! Das und eine Abbildung des Storchentors genügten dem Autoren zu ungefärbter Neugierde! Zell, zumal von Karlsruhe aus, gehörte gar zu den allerersten in Südbaden anvisierten Zielen — das dem Autoren zumindest schon grob bekannte Kinzigtal lockte denn ohnehin.
Zunächst also die Einfahrt in die breite Mündung des Kinzigtales — hinter unangefochtener Hegemonie der Rheinebene, eines der breitesten Flusstäler Badens. Man darf nicht sagen das schönste (obgleich der Autor das keinem Kinzigtaler verübelt), aber es konkurriert mit Tälern, die ob anderer Qualitäten dem Kinzigtal ebenbürtig sind: die schluchtartigen des Schwarzwaldes — das abwechslungsreiche Neckartal, das wie kein anderes (wir lassen die Rheinebene wiederum außen vor) die Stadtgründung beförderte — oder das feine Murgtal, am Übergang zum Rhein gleichfalls sehr breit, bald aber Enge und Verschwiegenheit suchend.
Der Eingang des Kinzigtales könnte neben der Schönheit der Natur — die Ebenheit des Tales kontrastiert wunderbar mit dem sich rechts und links aufreckenden Schwarzwald, und der Horizont ist gleichfalls eine Bühne der Bergrücken — nicht trefflicher markiert sein: die romantische Burg Ortenberg zu linken Hand. Dann folgt die größte Kinzigtal-Schönheit, die Stadt Gengenbach, wie Zell einst freie Reichsstadt. Nach Biberach nimmt man links abbiegend direkt Kurs auf die Talwand, welche sich aber, den einmündenden Harmersbach freigebend, noch rechtzeitig öffnet. Man betritt ein Seitental, das nach seinem Gewässer benannte Harmersbachtal — und als erster Ort, das reizvolle deutlich engere Tal gleichsam hinter sich schützend, das kleine Zell.
Es ist ein lustiges (freudebereitendes) Städtchen, das aber wie so viele in Baden von bitteren Zeiten berichtet. 1643, der westfälische Frieden lag nur noch fünf Jahre entfernt (die Verhandlungen zur Beendigung des nunmehr 25 Jahre andauernden großen Krieges liefen bereits seit zwei Jahren), zogen die Schweden voller Grimm ins Kinzigtal, die sich sperrenden Reichsstädte Gengenbach und Zell in Schutt und Asche zu legen. 1643 also ging das alte Zell samt außerhalb der Mauern liegender Stadtkirche unter. Zwar berappelte man sich nach dieser ungeheuren Drangsal, der Zerstörung nicht "nur" der Wohnstätte, sondern ja auch aller Existenzgrundlagen, zeigte einen unbeugsamen Durchhalte- und Erneuerungswillen, alleine die Tage alter Größe und Bedeutung kehrten nicht wieder.
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