Weingarten, vor den Toren (Karlsruhe-)Durlachs an der badischen Bergstraße, erfreut sich reizvoller landschaftlicher Einbettung am Übergang der letzten Kraichgau-Wellen (die nunmehr unmerklich, langsam aber sicher in den Nordschwarzwald übergehen) zur oberrheinischen Ebene. Entscheidend hinzu tritt der Walzbach, und das von ihm ausgespülte sanfte Tal, welche mitten in das Ortszentrum treten.
Eben jenes Zentrum verlohnt ohne weiteres genauerer Betrachtung. Weingarten, gegründet einst von Mönchen aus Weißenburg (heute Wissembourg/Elsass), besitzt urkundlich gesichert eine über 1000 Jahre währende Geschichte, die sich zu weiten Teilen unter der Ägide der Kurpfalz entbreitete. Hinter Bretten war man dabei deren größter südlicher Ort. Weingarten saß recht genau in der Mitte einer jener unzähligen kurpfälzischen Exklaven. Der begehrten Stadtrechte hatte man zwar zu entsagen, immerhin aber reichte es zur Aufrichtung eines erhöht gelegenen WACHTURMES (1589). Der sogenannte Wartturm aus gelbem Sandstein, ein Rundturm mit Zinnen bildet seither das Wahrzeichen des Ortes.
Ihm zu Füssen eine zwar kleine, aber erlesene Ansammlung von FACHWERKHÄUSERN, entstammend vor allem dem 18. Jahrhundert. Am schönsten sicher das liebevoll restaurierte WALK'SCHE HAUS, fränkisch und überaus schmuckvoll. Die Lage direkt am Walzbach steigert nurmehr sein Auftreten. Ihm schräg gegenüber auf der anderen Seite des Bachlaufes, reihen sich eine handvoll Fachwerkbauten eng aneinander, zurückhaltender wohl, als Ensemble aber von großem Reiz. Hier wie beim Walk'schen Haus zeigen die Erdgeschoss-Fassaden teilweise noch feine Renaissance-Details; ihre steinerne Natur rettete sie über die hier gleichfalls wütenden Zerstörungen des 17. Jahrhunderts. Dazwischen die MARKTBRÜCKE von 1823, geplant von keinem geringerem als dem großen Rhein-Regulatoren Gottfried Tulla; aus rotem Sandstein und auf ihre Weise gleichfalls ein Wahrzeichen Weingartens.
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Auf der jener Fachwerkreihe gegenüber liegenden Seite einer leider vielbefahrenen Hauptstraße (Flair gründlich vertreibend), respektive vom Walk'schen Haus nur durch den Walzbach getrennt ein Schauspiel ganz eigener Art: zwei KIRCHEN direkt hintereinander, friedlich beisammen, als hätte man immer nur auf Christus geblickt und nicht auf die Trennung durch die Konfession. Katholiken und Protestanten bauten hier in brüderlicher Eintracht, das eigene wohl betonend, den anderen aber respektierend. So jedenfalls lassen die eklektizistisch zusammengeführten Kirchen — an der Straße romantischer Stil in rotem Sandstein und dahinter, größer, weiß verputzte Neogotik — ohne weiteres erahnen. Und das ist doch das schönste Bild, das man sich von Weingarten im Geiste mitnehmen darf.
Quellen 1) die Bauwerke selbst - Stilmerkmale; Dorf und Landschaft
2) Dr. Emil Lacroix und Dr. Heinrich Niester "Kunstwanderungen in Baden", Chr. Belser Verlag Stuttgart, Ausgabe 1959
3) Website www.weingarten-baden.de
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