Die Burg im Hochschwarzwald nahe Badenweiler hat ein seltsames Aussehen. Sie ist klein zunächst, dann gestreckt und mit abgerundeten Ecken in bohnenartiger Grundform. Leider blieb auch nicht allzu viel erhalten, die Umfassungsmauer nur, auf einer der Längsseiten förmlich aufgerissen und so den Weg ins Innere freigebend. Hier stehend mag man kaum mehr sehen als ein größeres Haus, die Dicke der Mauern freilich imponiert. Details, stets das Salz im Burgengericht, lassen sich bis auf ein Doppelfenster und eine kleine Schießscharte nicht mehr gewahren. Wohl findet man noch einige Öffnungen, deren Rahmungen aber gingen im Laufe der Jahrhunderte ab.
Der lange Waldspaziergang zu der entgelegenen Ruine lohnt sich zuvörderst dank einer großartigen Aussicht. Man hat sich einige Mühe um das kleine Gemäuer gemacht, dergestalt vor allem, dass die Umfassungsmauer auf der Vorderseite durch eine Treppe zur vortrefflichen Aussichtgelegenheit erstiegen werden kann. Hier nun hat man Fernblick in die Weiten der Rheinebene, bei klarer Luft zu den hoch aufragenden Vogesen und natürlich ins zunächst liegende Massiv des südlichen Schwarzwaldes — im ganzen ergreifend und gewiss eine der besten Möglichkeiten den Zusammenstoss von Rheinebene und Hochschwarzwald zu bewundern.
Einmal noch umrundete ich das lustige Burglein, welches bereits vor 1250 erbaut und bis ins 16. Jahrhundert Sitz des Rittergeschlechtes von Neuenfels. Vertreter des Geschlechtes machten aufmerksam durch Bekleidung hoher Positionen in den Städten der näheren Umgebung, einer wurde gar Abt von St. Trudpert. Der einst reiche Besitz an Ländereien dagegen verkümmerte mehr und mehr, bis am Ende gar Grund und Boden rund um die Burg verkauft werden mussten. Aber es kam noch schlimmer. Lasse ich hierfür die hiesige über die Burg informierende Tafel zu Wort kommen: "Das noch heue erhaltene Lagerbuch (1620-35) des Britzinger Vogtes Peter Kaltenbach dokumentiert das tragische Ende der letzten Neuenfelser auf der einsamen Burg — Ungefähr da man zählet 1540 ist Christoph von Neuenfels mit seiner Hausfrau, einer Tochter, zwo Mägden und übrigem Gesinde zusammen acht Personen, bei Nacht im Schloss Neuenfels jämmerlich ermordet, und erst am dritten Tag gefunden worden. Sie sind zu Britzingen begraben. Man hat niemalen erfahren, durch wen der Mord geschehen. Seither ist das Haus nicht mehr bewohnt worden, sondern ein Stück nach dem andern eingefallen und abgegangen, es ist sich wohl noch zu verwundern, wie ein solches starkes Gebäu in einer so kurzen Zeit also verfallen und in solchen Ruin gerathen, da doch nichts davon abgebrochen wird."
Nachdem ich das Schild studiert, welches ich mir für den Schluss aufgehoben hatte, war die romantische Stimmung, wie man sich leicht vorstellen kann, mit einem Schlage dahin. Ich stand also am Orte eines wohl lange zurückliegenden, nichtsdestotrotz fürchterlichen Verbrechens. Die armen Menschen, überfallen in der Nacht, kaltblütig ermordet. Am Ende noch, weil die alte Behausung so schnell verfiel, fluchbeladen, wie man sich im Tale alsbald zuraunte.
|