Baukunst in Baden
  Kirnburg
 


ein Bild

Die Kirnburg ist so recht nur noch ein Steinhaufen, ein gewaltiger allzumal. Die Kirnburg gehört zu den Ruinen, die zwar sorgsam gesichert, im Grunde aber völlig darniederliegen. Dennoch bleibt sie sehenswert, ob des grotesken Bildes als gewaltiger Haufen und zweier weiterer Vorzüge.
     Zum ersten verlohnt sich der Aufstieg dank der wunderbaren Aussicht in Schwarzwald und Rheinebene. Auf durchaus abenteuerliche Weise lässt sich nämlich der höchste Punkt des Haufens, welcher einst der stolze Bergfried, erklimmen um beschriebene Aussicht zu genießen. Abenteuerlich will nicht heißen unerlaubt, und so steht just an jenem Punkt eine Bank bereit, die dem andauernden Genuss der Perspektiven auch die notwendige Bequemlichkeit angedeihen lässt. Nunmehr also, wenn auch nur knapp, über die umgebenden Wipfel des dichten Waldes erhoben hat man den Blick in die Rheinebene mit Kaiserstuhl und in die Tiefen des Schwarzwaldes samt den vorgelagerten sanften Schwingungen des vermittelnden Hügellandes. Man betrachtet alles schon aus eher rückwärtigem Blickwinkel, weil der Standort der Kirnburg, jene Hügellandschaft überwindend, bereits um einiges in den Schwarzwald gezogen ward.
     Der zweite Vorzug war mir zumindest der Spaziergang hin zur Burg. Er nahm in BLEICHHEIM (unweit Ettenheim und Kenzingen) seinen Anfang, wo im übrigen ein ansehnliche klassizistische Kirche — SANKT HILARIUS von Christoph Arnold um 1825 errichtet — eine Augenscheinnahme verdient. Der Weg führt auf gut gebahntem Waldweg und bei typischer, frischer Waldluft beständig bergauf und gibt das anvisierte Ziel erst im allerletzten Moment frei. Hat man nach einer halben Stunde im dichten Wald nun den Haufen des alten Bergfriedes erklommen so entspinnt sich ein glücklicher Kontrast zwischen der Enge des Waldes und der klaren Weite des freien Ausblickes.
     Von der Burg selbst, einst eine nicht kleine Anlage aus VORBURG und OBERBURG und bekrönt vom hohen Bergfried, kann leider nur noch wenig erkannt werden. Die Wirtschaftsgebäude der Vorburg sind völlig hinüber und der PALAS der Oberburg steht in kaum mehr als mannshohen Mauerresten und der BERGFRIED endlich, wie bereits beschrieben, nur noch als begehbarer Hügel. Der Liebhaber immerhin wird noch fündig. Er nämlich kann sich der sorgfältig vermauerten staufischen Buckelquader erfreuen, wie der nicht minder sorgfältig eingebrachten romanischen Schießscharten. Auch kann der rohe Eingangsbogen in den Palas noch betrachtet werden.
     Sollen einige geschichtliche Eckdaten die Beschreibung beschließen. Die Oberburg erstand um 1160 auf Geheiß des ritterlichen Geschlecht der Üsenberger, 200 Jahre als deren Residenz fungierend. 1249 gründeten sie die Stadt Kenzingen und 1290 erweiterten sie ihren Sitz um die Bauten der Vorburg. Die Üsenberger im übrigen, seinerzeit von einigem Einfluss, gehörten immer wieder zum Gefolge der staufischen Könige und Kaiser. Aber 1354 schon sah ihr Ende, wie manch anderes Rittergeschlecht starben auch die Üsenberger durch fehlende männliche Nachkommenschaft aus. 1372 schließlich kam die vakante Burg endgültig und dauerhaft in die Hände Österreichs. Nun wurde sie munter verpfändet, namentlich bis zum Jahre 1638, als im Zuge des 30jährigen Krieges Herzog Bernhard von Weimar, Bündnispartner der Schweden, die Burg gründlich zerstörte. Seither liegt sie, bis zur Sicherung im 20. Jahrhundert beständig verfallend, traurig als Ruine.


Quellen
1) die Bauwerke selbst - Stilmerkmale und Wirkungen
2) Dr. Emil Lacroix und Dr. Heinrich Niester  "Kunstwanderungen in Baden", Chr. Belser Verlag Stuttgart, Ausgabe 1959
3) örtliche Informationstafel



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