Im nördlichen Kraichgau, an der Grenze zum sogenannten Kleinen Odenwald, auf halbem Wege zwischen Heidelberg und Mosbach, im kleinen Dorfe Lobenfeld (Gemeinde Lobbach) lässt sich ein Kleinod wirklicher Seltenheit bestaunen: die Kirche des ehemaligen Klosters Lobenfeld, welche im seltenen Stil der Romanik ein Überbleibsel hoch wertvoller Natur. Auch die Fachwelt weiß nur in Ausnahmen um dieses bedeutende Bauwerk.
Alles begann mit Augustiner Chorherren, die hier Mitte des 12. Jahrhunderts auf staufischem Grund ihr Kloster errichten wollten. Eine der ersten baulichen Maßnahmen war natürlich die Kirche. Doch was so schwungvoll begonnen geriet dennoch bald ins Stocken. Die geplante dreischiffige Basilika blieb mit Chor und Querschiff (mit Vierung) zunächst Torso, erhielt erst um 1300 das Langschiff, welches zudem weit schlichter ausfiel. Zu diesem Zeitpunkt waren wohl noch Augustiner verantwortlich, jedoch fand man statt der Chorherren nunmehr Chorfrauen, namentlich mit Beginn des 13. Jahrhunderts. Im 15. Jahrhundert wurden dann nochmals die Fenster des Langhauses umgestaltet, der gotische Spitzbogen zog ein. Diese drei Maßnahmen prägen noch heute das feine Bild der Lobenfelder Klosterkirche.
Freilich hatte man sich nicht nur mit einer Kirche begnügt, zahlreiche Gebäude folgten. Lobenfeld war abgesehen vom immer merkwürdigen Verlauf des Kirchenbaus ein Kloster wie die vielen anderen auch. Und wie die vielen anderen der Kurpfalz auch kam für Lobenfeld mit Einführung der Reformation 1560/61 das unbedingte Aus. Fortan kam die Anlage in verschiedene Nutzungen, wurde mit der pfälzischen Rückkehr zum Katholizismus im 18. Jahrhundert kurzzeitig sogar noch mal einem Orden, den vom Kurfürsten geschätzten Jesuiten zur Verfügung gestellt. Alleine, die Anlage verfiel trotzdem. Ab 1808 der absolute Tiefpunkt: Teilung des Kirchenraumes und Nutzung des Langhauses als Scheune und Speicher! So dauerte es sage und schreibe 200 Jahre bis die Kirche 1997 wieder ihre eigentlichen Nutzung sah. Die ansässige evangelische Kirchengemeinde sanierte unter hohem finanziellen Einsatz und nutzt sie seither zum Gottesdienst. In den Jahrhunderten nach der Aufhebung nämlich war aus dem Kloster sukzessive ein Dorf geworden, schließlich mit dem Bedarf einer Kirche.
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Vom Kloster selbst kann außer letzten Fragmenten nichts mehr vorgewiesen werden. Die Kirche muss genügen und ob ihrer Schönheit, ihrer seltenen Schönheit vermag sie's ohne weiteres. Am anziehendsten der älteste Teil, der romanische, also die Rückseite mit Chor und Vierung . Im Gegensatz zum jüngeren zurückhaltenden Langhaus bezeugt er durch die sorgfältigen Details höheren Einsatz. Zunächst fällt natürlich das verwendete Material, roter Sandstein, ins Auge. Zusammen mit den Ecklisenen der drei schmalen und dadurch umso höher wirkenden Flügel haucht er diesem letztlich kleinen Gebäudeteil beeindruckende Monumentalität ein. Ausgehend von den Lisenen und als Abschluss zum Dach feinste Rundbogen-Friese. Und darunter Rundbogenfenster von gleichfalls beachtlicher Detailtiefe und sorgsam zurückgestaffelt. Hier herrschte wahrlich kein Geiz — und gleichzeitig welch' Glück für uns diese Bewahrung!
Eigentlich war die Kirche bei meinem Besuch nicht zugänglich. Just in diesem Moment aber kam der freundliche Hausmeister und lies mich — während er mit Putzen beschäftigt — die Vierung des Innenraumes, von nicht geringerer Liebe zum Detail geprägt, betrachten und bestaunen.
Quellen 1) das Bauwerk selbst - Stilmerkmale und Wirkungen
2) Dr. Emil Lacroix und Dr. Heinrich Niester "Kunstwanderungen in Baden", Chr. Belser Verlag Stuttgart, Ausgabe 1959
3) Website www.kloster-lobenfeld.de
4) örtliche Informationstafel
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