Die kleine Ortschaft Schwarzach, bestehend aus den Teilen Ober- und Unterschwarzach liegt im Kleinen Odenwald, noch in der Nähe Mosbachs. Klein genug verfügt sie dennoch über zwei echte Sehenswürdigkeiten. Zunächst eine ALTE VESTE, situiert ganz genau zwischen den räumlich getrennten Ortsteilen. Die Veste entspringt tiefem Mittelalter, ging aber im 17. Jahrhundert recht gründlich ab. Dennoch gab man sie nicht auf, ihr vielmehr vermittels barockem Stil neues Leben. Stelle man sich aber keinen Überschwang vor, der errichtete HAUPTBAU zeigt nichts als Bescheidenheit.
Ein NEBENGEBÄUDE, teils aus Fachwerk, ergänzt. Den entscheidenden Reiz bietet das Ursprüngliche, der verputzte längliche Hauptbau steht nämlich noch über dem alten WASSERGRABEN und lässt sich über eine steinerne Brücke erreichen. Mag dies alles auch keine Großartigkeit bedeuten, so doch immerhin ein romantisch gewinnendes Bild.
Auch blieb ein Teil der RINGMAUER erhalten, gar noch ausstaffiert von einem RUNDTURM über der Mauerecke. Auch das weckt Interesse, vor allem weil der ausladende Turm nur knapp über dem Boden. Des Rätsels Lösung: unter ihm, weit tiefer, wurde einst der erwähnte Graben entlanggeführt. Das war natürlich ein anderes Bild als nunmehr der zugeschüttete Graben. Immerhin aber sieht's ganz lustig aus, als sei das Gemäuer ins Erdreich gesunken.
In Unterschwarzach steht ein in der Mitte des 18. Jahrhunderts erbautes GOTTESHAUS, wiederum barock, zwar nur wenig prachtvoll und dennoch unbedingt eines zweiten Blickes wert. Auf den ersten nämlich, obgleich es klar vor Augen, übersieht man die Einzigartigkeit des Gebäudes nur allzu leicht. Man sieht ein kurzes Kirchenschiff, das auf der zur Straße gewendeten Eingangsseite vom obligaten Turm durchschnitten wird. Der Turm, er ist das Besondere indem er von runder Grundform. Ein runder Kirchturm, ein Besonderheit? Ganz unbedingt, denn man findet seinesgleichen unter den barocken Kirchen keine Parallele in Baden (auch deutschlandweit nur ausgesprochen selten)! Es ist wirklich ein merkwürdig' Ding, dass man für Burgen, Schlösser oder Stadtbefestigungen sehr gerne zu Rundtürmen griff, keineswegs aber im Kirchenbau, wo allenfalls die Romanik ab und an mit dieser Form experimentierte. Gleich einer ehernen Regel verwendete man von der Gotik aufwärts immer nur rechteckige, höchstens noch polygonale Kirchtürme.
Betrachtet man die Schwarzacher Kirche wird man auch nicht schlauer, denn, nach einiger Gewöhnung, will man nichts Nachteiliges über die Wirkung des Rundturmes festsetzen. Die Weichheit der Form steht der barocken Kirche nicht schlecht an, auch kann man ihr die Eleganz nicht absprechen.
Mag ein runder Kirchturm auch nicht so kraftvoll auftreten wie ein rechteckiger, auch weil er zwangsläufig schlanker wirkt, so will man sich dennoch verwundern, dass die Baumeister der verschiedenen Stilepochen (außer der Romanik) dieser Idee nicht alleine schon ob der gegebenen Originalität zumindest ausnahmsweise Rechte einräumten. Umso erbaulicher freilich für das kleine Schwarzach, das sich ob dieser Rarität ohne weiteres rühmen darf.
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