Baukunst in Baden
  Schloss Stutensee
 


ein Bild

Die lange Achse auf das Schloss zu, noch aber in einiger Entfernung desselben, wiewohl direkt darauf zuführend, gibt einen reizvollen Blick in die Landschaft frei. Es dominiert die Weite! Rechts und links geht der Blick in die Unabsehlichkeit der Rheinebene; eine Felderlandschaft ermöglicht die "grenzenlose" Aussicht. Rechts aber des baumumstandenen Schlosses taucht der nördliche Schwarzwald auf, schüchtern noch entflieht er den gelinden Kraichgauer Hügeln. Wir befinden uns unweit Karlsruhe, Bruchsal zur Linken.
     Schloss Stutensee, auf Gemarkung der Markgrafschaft Baden-Durlach, wurde 1749 von dessen Regenten Karl Friedrich ins Leben gerufen. Ein bescheidener Landsitz.
     Zwischen den Bäumen taucht es nun langsam auf; zunächst noch zwei an Einfachheit nicht zu überbietende TORHÄUSCHEN. Dann das Schloss — der Weg teilt sich, beiderseits im Bogen vor den Eingang führend. Wie vielerorts wurde die barocke, streng geometrische Landschaft zugunsten des naturnahen englischen Stils aufgegeben. Der originale Zustand existiert also nicht mehr, aber störe man sich nicht daran — eine sehr gute Lösung wurde durch eine zumindest gleichwertige ersetzt. Zwischen Wegegabelung und Schloss entbreitet sich also eine minimal höhenmodellierte Rasenfläche. Gleich ob man den rechten oder den linken Weg wählt, in der Art eines retardierenden Momentes verschwindet das SCHLOSS auf einige Meter hinter dichtem Buschwerk. Dann aber, das Schloss zeigt sich übereck, wird dessen gestalterischer Ansatz umso deutlicher. Das Gebäude bescheidener Größe stellt einen entschieden zurückhaltenden Barock vor Augen — man wähnt sich vor einem frühklassizistischen Werk. Indessen aber ist dem nicht so, 1749 konnte hier von solchem Ansinnen keine Rede sein. Vielmehr war die Markgrafschaft Baden-Durlach nicht gerade für Reichtümer verschrieen; und da deren Fürsten in ihrer Residenz Karlsruhe mit Rücksicht auf die Verhältnisse der Bevölkerung jahrzehntelang mit einem hölzernen Schloss vorlieb nahmen, so konnte auch dieser Bau keinen Schmuckreichtum beanspruchen. Es ist also das Wenige an Verzierung, die Einfachheit der Form, die den frühklassizistischen Eindruck hervorruft und kein (zu diesem Zeitpunkt ultra-)moderner Anspruch.
     Betrachten wir vor allem die VORDERSEITE, die Längsseite mit Eingang (die RÜCKSEITE gleicht ihr weitgehend). Über niedrigem Erdgeschoss erhebt sich das Piano Nobile. Die insgesamt elf Öffnungsachsen nehmen symmetrisch die mittleren drei zum Eingangsrisalit ein wenig nach vorne. Er besitzt einen Dreiecksgiebel, der sich aus dem ruhigen Schieferdach herausschiebt — das einzige auffällige Schmuckelement. Die Öffnungen besitzen denkbar einfache Steinrahmungen; Lisenen strukturieren in regelmäßigen Abständen. Der Farbkontrast zwischen gelb-weißer Fassade und schwarzem Schifferdach gefällt.
     Die einfache Form, eingebettet in die spätere "freie" Natur macht den Reiz aus. Mag es auch an der Bescheidenheit der Verhältnisse gelegen und der Park erst Jahrzehnte später die naturnahe Gestalt angenommen haben — Schloss Stutensee atmet klassischen, klassizistischen Geist.

Quellen
1) die Bauwerke selbst - Stilmerkmale; Schloss und Landschaft
2) Dr. Emil Lacroix und Dr. Heinrich Niester "Kunstwanderungen in Baden", Chr. Belser Verlag Stuttgart, Ausgabe 1959


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