Das schöne Buchen liegt mitten im Odenwald; weit und breit keine größere Stadt (nur Mosbach noch, aber auch schon in 25 Kilometer Entfernung), dafür die wunderbarste Hügellandschaft — grüne Hügel sanft geschwungen, viel Wald und viele Felder. Buchen mittendrin, in einer Senke, gleichsam der Mittelpunkt jener Gemeinschaft von Hügeln — noch heute einigermaßen ansehnlich, obgleich sich auch hier wie allerorts der Siedlungsspeckgürtel der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Ring auf Ring um die im Verhältnis zu dieser Ödnis immer kleiner werdenden Altstadt gelegt hat. Was bei solch gut einsehbaren Stadtbildern zumeist auffällt, ist die Ordnung und Sicherheit der historischen Zentren und diesem entgegengesetzt die Unabsehbarkeit und Unstrukturiertheit, ja das geradezu chaotische Gewimmel der Bauten in der modernistischen Peripherie.
Auch heute führt uns der Weg wiederum nur ins Herz, dem immer noch lebendigen Herz des mittlerweile zerschlagenen und entstellten Siedlungskörpers der heutigen Stadt Buchen. Kurzum wir besuchen den historischen Kern, klein, aber geprägt auf Schritt und Tritt vom Jahrtausende alten Willen die baulichen Notwendigkeiten durch kunstreiche Griffe dem Auge annehmbar zu machen; die Wüsten der Stadtplanungskonzepte für Wohnen und Industrie, seit den 1950er Jahren von Jahrzehnt zu Jahrzehnt ihre Dogmen wechselnd, die vor lauter Geschrei nach Funktionalität und zeitgemäßem Ausdruck auch die letzte Erinnerung an jene einstige Bestimmung des Bauens ausgetrieben haben, lassen wir wie immer schnell hinter uns — wir wollen das Auge erfreuen und nicht mit Belanglosigkeiten oder handfesten Beleidigungen des Sehens müde machen.
Zunächst aber sei noch ein Blick in die Geschichte erlaubt, genauer auf einen bestimmten Moment der Buchener Geschichte, der der Stadt dank Goethe neben der immer vorhandenen regionalen Bedeutung auch zu überregionaler verhilft. Goethes "Götz von Berlichingen", fußend auf Selbstaufzeichnungen gleichnamigen Ritters aus Jagsthausen, respektive von der Burg Hornberg am Neckar, in zweifellos legitimer Weise mit recht großer dramaturgischer Freiheit der Öffentlichkeit vorgelegt, betrat im April 1525 die Stadt Buchen.
Es war die Zeit der Bauernkriege und von Berlichingen wurde ein Opfer ganz anderer Art — in der heute noch bestehenden Kurmainzischen Kellerei (einem Verwaltungshof) wurde der für seine Aufrichtigkeit und seinen Mut weithin bekannte Ritter zwangsverpflichtet, zum Hauptmann der kaum zu bändigenden Bauernschar.
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