Baukunst in Baden
  Neckarelz
 


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Diebische Freude, wahrlich eine diebische Freude ist's dem Autoren über jenes mysteriöse Gebäu zu sprechen, zumeist weil es nämlich auf "du" mit ihm! Das sogenannte TEMPELHAUS steht nicht nur im Mosbacher Stadtteil Neckarelz, überdies nämlich in unmittelbarer Nähe "seines" Gymnasiums, wurde darüber von selbst zu einem Werke, welches auch von meinen Augen — ich weiß nicht wie viele hundert-, ja tausendmal — gesehen und gesehen. Und so darf denn gleich aus erster Hand bestätigt werden, dass dieses wunderliche Gebäu, vielleicht das rätselhafteste, geheimnisvollste unter den erhaltenen Bauwerken Badens, sich beharrlich verweigert, sich nimmer preis gibt! Das Tempelhaus, fürwahr ein Geheimnis in Stein! Ein Charakterwerk, das sogar dem "Nivellierenden" der ja zwangsläufigen Gewöhnung spottet. Am Ende sogar vorsätzlich spottet?
     Man bemerkt oberndrein ein gegenseitiges "Anreizen". Beide, Gestalt wie Historie, nämlich ergehen sich in Geheimniskrämerei, einander auf's vortrefflichste beflügelnd. Aussehen und Geschichte vereinigen sich nur selten in solchem Gleichklange. Im Falle des Tempelhauses umso erstaunlicher, da beide endlich gar auf Spektakulärem beruhen.
     Die Wurzeln des Gebäus, sie reichen gar durch das Dunkel des Mittelalters hindurch, verweisen noch auf Zeiten römisch-imperialer Großmacht. Germanien ward zwar nicht unterworfen, der Limes — jener berühmte Grenzwall, Zivilisation und Barbarei separierend — schnitt jedoch tief genug in des Feindes Land;  Neckarelz, rund 30 Kilometer von demselben entfernt, lag aus Sicht der Römer auf der richtigen Seite, Niederlassungen in hiesiger Gegend waren die logische Folge. Unsere Zeit nun fand an dieser Stelle einen Wochengötteraltar mit gut erhaltenen Reliefbildern verschiedener antiker Gottheiten, so dass es ein geringes für das Tempelhaus bereits römische Wurzeln zu ahnen — gewiss aber, lassen wir die Nüchtern- und Trockenheit wissenschaftlichen Denkens beiseite, zu wünschen. Das Geheimnis, es nimmt also bereits mit der Entstehung seinen Lauf, gestützt nämlich einzig auf Vermutungen, denn so viel unbezweifelbar, das Bauwerk ist wesentlich älter als seine erste urkundliche Erwähnung im Jahre 976.
     Der Standort ward klug gewählt, um einiges aufregender als man heutigentags noch vermuten will. Das Gebäu nämlich, das spätestens mit der urkundlichen Nennung als Burggebilde auftritt, kam direkt beim Einfluss des Bachlaufes Elz in den Strom des Neckars zum Stehen, das Wasser der Elz geschickt nutzend zur Befüllung des obligatorischen Burggrabens. Heute dagegen, der Fluss begradigt und kanalisiert, der Bach gar in einige Entfernung verlegt, lässt sich der einstige Reiz nur noch mit Hilfe eines gerüttet' Maß Phantasie vor Augen bringen. Immerhin aber markiert das Tempelhaus weiterhin den Ortsrand, worüber seine Erscheinung in Verbindung nämlich mit einem weitläufigen Feld, den Neckarwiesen, noch effektvoll genug.
     Im frühen Mittelalter also fand man im Tempelhaus eine Burg. Freilich unschick wäre es unserem Gebäu nur irgendeine Burg gewesen zu sein. Sie also stolzierte als staufische Reichsburg, verschenkt von keinem geringerem als Kaiser Friedrich Barbarossa an seinen Sohn zum Anlasse von dessen Verlobung.

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