Baukunst in Baden
  Königsbach
 

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Königsbach liegt in der lustigen Hügelwelt zwischen Karlsruhe und Pforzheim. Im ganzen wenig ansehnlich, dem allgemeinen Dorf-Schicksale des 20. Jahrhunderts ergeben, im kleinen aber mit besonderen Bauwerken, was immerhin doch viel wert. So findet man hier, schön gebaut, Kirche, Schloss und Rathaus, über die einige Worte fallen zu lassen die Mühe ohne weiteres verlohnt.
     Das RATHAUS zählt gar zu den schönsten Fachwerk-Rathäusern Badens, was es vornehmlich einem auffälligen Säulengang verdankt. Leider konnte ich es nur bei ungünstigen Lichtverhältnissen fotografieren, weshalb die beigefügte Abbildung der eigentlichen Wirkung Eintrag tut. Der Giebelbau mit kleinem Dachreiter verfügt über zwei Geschosse, wovon ersteres massiv gebaut; dann das Fachwerk, fränkisch, die Eingangsseite detailreich geschmückt. Letztere ruht auf fünf hölzernen Säulen, welche kunstvoll gewirkt und zur Aussteifung mit Kopfstreben versehen. Das Rathaus steht im Zentrum des Ortes, am Marktplatze, in dessen Umgebung sich noch das eine oder Fachwerkhaus findet, so dass man der nächsten Umgebung des Rathauses einen gewissen Reiz noch abgewinnen kann.
     Vom Marktplatze auch gut sichtbar, die wohl noch entfernte, dafür aber erhöht situierte historische KIRCHE. Sie zeigt ein entzückendes Stilgemisch. Obgleich nur von geringer Größe geben ihre Fassaden doch Platz für drei Stile. Die älteste, wohl auch schönste Partie stammt aus gotischen Tagen, die Turmspitze reckt sich kraftvoll im klassizistischen Weinbrenner-Stil, der dritte Teil zeigt Neugotik. Der Turm erhebt sich nur wenig über das hohe Kirchenschiff, welchem es seitlich beigeordnet. Durch die Höhenlage besitzt die Kirche auch eine vortreffliche Fernwirkung, darf als Wahrzeichen Königsbachs gelten.
    Der Ort, urkundlich seit 1150 gesichert, verdankt Entstehung und Entwicklung der Existenz zweier Burgen. Von ersterer, der älteren, blieb praktisch nichts übrig — die zweite dafür, das jetzige SCHLOSS, wiewohl im 30jährigen Krieg zerstört, lebt als gut erhaltene Anlage bis heute fort. Sie nahm ihren Anfang als Wasserburg (1375 erwähnt) und kam später in den Besitz eines bedeutenden Rittergeschlechtes. Die Herren von Venningen, spielten eine wichtige Rolle weit über die Grenzen des Kraichgaus, in welchem die Haupt- und Nebenlinien über zahlreichen Burgen-Besitz verfügten. Unter ihnen illustre Persönlichkeiten wie Siegfried von Venningen, einem Bischof von Speyer, Johann von Venningen als Stifter der Baseler Universität, oder auch Erasmus von Venningen, der sich um die Reformation in seinen Besitzungen verdient machte.
 

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Die Wasserburg wurde entsprechend schlossartig ausgebaut. Genannter Erasmus, dem die Burg Neidenstein in der Umgebung Sinsheims zwei prächtige Fachwerkhäuser im Stil der Renaissance verdankt, fand sich auch hier baulustig, im Stande einige ansehnliche Nebengebäude, vor allem aber einen vortrefflichen Torbau auszuführen. Im 30jährigen Krieg wüteten katholische Truppen gar schrecklich in Königsbach, zerstörten das Dorf, die Kirche und Teile des Schlosses.
     Die Nebengebäude aber und das Tor Erasmus' überlebten die Drangsal, und so darf man den kraftvollen TORBAU zu den schönsten seiner Art in ganz Baden zählen. Der Durchgang, über ihm ein kunstvolles Renaissance-Wappen, führt zwischen zwei Zylindern hindurch, welche ihrerseits in Gestalt einer spannungsvollen Skulptur erst kurz unter dem Dach zusammengeführt — eine Geste in strahlendem weiß, noch mit zahlreichen Schießscharten, vollendet vom (dank ausladendem Gesims) dynamischen Walmdach. Ein überaus markantes Gebilde. Von den NEBENGEBÄUDEN gefällt zumeist eines mit hohem Treppengiebel. So darf man schließlich bezeugen, dass Erasmus' Königsbacher Vorhaben nicht weniger reüssierten als die Neidensteiner.
     Der SCHLOSSBAU selbst ward am meisten mitgenommen vom kriegerischen Ungemach, kurzum es lag in Trümmern. Erst ein Kredit des badischen Markgrafen, welcher sich den Besitz Königsbachs mit den Freiherren in munteren, über die Jahrhunderte ständig wechselnden Besitzverhältnissen teilte, verhalf zum Wiederaufbau, welchen dann in der Folgezeit noch mancher Umbau zeitigte. Das Schlossareal, heute noch bewohnt und im Besitz der im 17. Jahrhundert auf die von Venningener (die männliche Linie zu Königsbach starb aus) folgende Adelsfamilie von St. André, kann leider nicht betreten werden, weshalb ich vom Schlosse selbst also nur ungenügende Beschreibung leisten kann. 

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Was der Autor, den Kopf über Hecken reckend oder zwischen Bäumen hindurch erblickte, schien ihm ein freundlicher, nicht allzu großer Bau, zweigeschossig über hohem Sockel, drei-, vielleicht vierflügelig, hohes Dach, warme gelbe Fassaden praktisch ohne jeden Gebäudeschmuck. Am schönsten gewiss die Rundtürme mit geschwungenen barocken Dächern, die Gebäudeecken markierend — ohne sie wäre das Gebäu als Gestalt kaum die Hälfte wert; ein asymmetrisch eingesetztes Portal fällt noch auf. Allem Anscheine nach bettete man das zwischen mittelalterlicher Burg und barockem Schloss lustig hin und her geworfene Gebäude in eine schöne Parklandschaft. Alleine und bei allem Verständnis, so vor verschlossenen Toren macht am Ende doch immer verdrießlich.
     Nota bene zum Schluss. Im kleinen Königsbach wurde einer der bedeutendsten Baumeister der Renaissance in Süddeutschland geboren: Johann Schoch im Jahre 1550. Schoch, in Straßburg vom Zimmermann zum Stadtbaumeister aufgestiegen, machte sich ab 1601 als kurpfälzischer Hofarchitekt vor allem durch den Friedrichsbau des Heidelberger Schlosses berühmt. Des weiteren entstammen das Schloss Gottesaue in Karlsruhe, das Alte Rathaus zu Gernsbach und der Delphinbrunnen Ettlingens, allesamt Meisterwerke, seinem Entwurfe. Das denn doch die eigentliche Sensation Königsbachs.

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Quellen
1) die Bauwerke selbst - Stilmerkmale und Wirkungen
2) Dr. Emil Lacroix und Dr. Heinrich Niester  "Kunstwanderungen in Baden", Chr. Belser Verlag Stuttgart, Ausgabe 1959
3) Website  www.koenigsbach-stein.de
4) örtliche Informationstafeln



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