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Gengenbach, die Großartige! Sie thront gleichsam als eine Königin in "ihrem", seinerseits durch Anmut billig gewinnenden Tal der Kinzig. Das vortreffliche urbane Gebilde wird unter die schönsten Städte ganz Badens gezählt! Und wie jene anderen Schönheiten ihre eigene Geschichte besitzen, so weiß denn auch Gengenbach um ausgewiesene Besonderheit.
1689. Die in Baden allgegenwärtige Zerstörungswut des Sonnenkönigs greift auch nach der freien Reichsstadt Gengenbach. Wie viele vor ihr, wie viele nach ihr sinkt sie sprichwörtlich in Schutt und Asche. Eine Katastrophe ungekannten Ausmaßes. Praktisch kein Gebäude mehr intakt, alles nur noch ein tagelang rauchender Trümmerhaufen. Ausgeplündert, ja der Existenzgrundlage beraubt. Für die Not und Verzweiflung der Menschen hat man keinen Begriff.
Eines aber verblieb, nämlich die günstige Lage an einer wichtigen Handelsstraße. Überdies machte auch das einflussreiche Kloster Gengenbach, für die Ökonomie der Stadt von großer Bedeutung, welches zwar gleichfalls niedergebrannt, keinerlei Anstalten zur Aufgabe. So also erwuchs der Wille der Bürgerschaft, das Zertrümmerte wiederaufzurichten, ein neues Gengenbach ins Leben zu rufen.
Jenes neue Gengenbach, es steht in weiten Teilen noch heute vor Augen, darf also eingehende Betrachtung einfordern. Die Bürgerschaft ging ihren Weg, eben jenen Weg, der sich neben der Schönheit des ganzen um die oben eingeführte Besonderheit verdient machte.
Der Wiederaufbau vollzog sich vor allem in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts, also in den Tagen des allenthalben siegreichen Barock-Stiles. Dergleichen galt auch in Gengenbach, freilich nur in Maßen. Die Bewohner nämlich hatten neben dem Neuen auch das Alte nicht vergessen. Und das Alte, das war der Fachwerkbau. So entstanden die öffentlichen Bauwerke, auch die Häuser manches Patriziers im modernen Stil, das Gros aber, indessen zeitgemäß modifiziert, in Gestalt des Fachwerkbaus.
Jener Grundzug des Wiederaufbaus reizt natürlich zur Vergleichung mit den anderen Schönheiten Badens. Auch die beiden ergreifendsten Städte, nämlich Heidelberg und Baden-Baden wurden im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstört und mussten neu erstehen. Heidelberg nun, als Hauptstadt der mächtigen Kurpfalz ohnehin fortschrittlich genug, schlüpfte konsequent wie selbstverständlich in das moderne Gewand des Barock. Baden-Baden dagegen dämmerte zunächst traurige 100 Jahre, erstand erst im 19. Jahrhundert wieder zu wirklichem Leben, dasselbe dann per Klassizismus, Romantizismus und Historismus in das uns geläufige Bild überführend.
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Gengenbach also reichlich verschieden. Und doch mit Parallelen, die nicht von der Hand zu weisen, nämlich mit Städten wie Wertheim, Weinheim und Ladenburg — den Städten also, welche gleichfalls von großer Attraktion, jedoch mit dem großen Unterschied jenem schauderlichen Vernichtungswerk des ausgehenden 17. Jahrhunderts glücklich entgangen zu sein. Wie nun jene Städte einfach ihr Fachwerk-Erbe behielten und nur die notwendigen Neubauten im modernen Stil des Barock ausführten, so kam Gengenbach, obgleich es seinerseits alles neu errichten musste exakt zur gleichen Mischung, zum entsprechenden Stadtbild, zu einer Schönheit, die noch reichlich Mittelalter atmet. Das das Besondere Gengenbachs — man sieht der Stadt nicht an, dass sie 1689 vollkommen zerstört.
Damals spätestens ward ein außergewöhnlicher Geist gefunden. Man lies die neue Zeit wohl ein, jedoch nicht ohne auf die alten Qualitäten zu pochen. Und jener Geist, auch das unüblich genug, er pflanzte sich ungetrübt fort. Und wie er sich selbst bestätigte, so verifizierte er auch die Richtigkeit aus den Tagen des Wiederaufbaus.
Zweierlei zumindest muss angeführt werden. Zunächst: als in der Mitte des 19. Jahrhunderts allerorten die Stadttore und Türme für wertlos erachtet dem Abriss preisgegeben, ohne zu beachten wie wertvoll, weil identitätsstiftend (und die Vergangenheit abbildend), da verweigerten sich die Gengenbacher in kaum gebrochener Konsequenz. Freilich waren sie keine Hinterwäldler, wie manch Skeptiker hier wohl einwerfen möchte, die Enge der mittelalterlichen Stadt nämlich, empfanden sie wie alle anderen auch. Die Gengenbacher aber begnügten sich mit der Niederlegung der Stadtmauern, brachten also die Stadt zum atmen ohne sie wie andernorts der markanten Turmsilhouette zu berauben. Und welch' Gewinn für das heutige Stadtbild, das wie nur ein zweites in Baden noch von der Lebendigkeit der mittelalterlichen Turmlandschaft profitiert, außerdem wertvollstes Zeugnis für die Klugheit des Städtebaus unserer Altvorderen ablegt. Jenes zweite Beispiel übrigens stellt Villingen, wie die vorgenannten eine der trefflichsten Städte Badens. Auch hier ward man von modernen Ideen nur insoweit beeinflusst, als man darüber nicht blind für die bestehenden Qualitäten.
Das zweite, und hier findet man sich im Bunde wiederum mit den badischen Vorzeigestädten, man verweigerte dem Modernismus die Altstadt. Der Modernismus, die Historie verwerfend (keineswegs nur das abscheuliche Nazi-Regime, sondern in Bausch in Bogen das Gesamtbild) überrumpelte ab den 1950ern so manche gutgläubige Bürgerschaft, das historische Stadtbild und ihre Bewahrer zur Zielscheibe ihres Spottes degradierend. In Gengenbach aber stand die gesamte Altstadt schon ab 1955 unter Denkmalschutz.
Die Fortsetzung des Artikels ist nicht mehr verfügbar.
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