Man schrieb das letzte Drittel des 17. Jahrhunderts, als Landgraf Maximilian Franz von Fürstenberg zu einem ungewöhnlichen und mehr noch ambitionierten Wurfe für die Stadt Wolfach und natürlich auch für sich selbst ausholte. Wolfach, in der Tiefe des Kinzigtales am Zusammenfluss von Kinzig und Wolfach, gelangte durch Flößerei, Holzhandel und Bergbau zu nicht geringem Reichtum. Seit Beginn des 12. Jahrhunderts mit Stadtrechten versehen, sah sich Wolfach bereits ab dem 13. Jahrhundert in den Händen des Hauses Fürstenberg. Das Schwarzwald-Fürstentum, dessen Hauptbesitz sich um Donaueschingen und Fürstenberg, damit zwischen Freiburg und dem Bodensee erstreckte, kam auch im Kinzigtal zu einigem Besitz: neben Wolfach die Städte Haslach und Hausach, sowie die Abtei Rippoldsau (Reichenbach). Wolfach als das Zentrum dieser Besitzungen sollte nun die Residenz des Landgrafen werden. Alleine das der Bedeutung gerechtwerdende und zeitgemäße Schloss fehlte! Ein Nachteil, den der baulustige Maximilian Franz von Fürstenberg unbedingt bereinigen wollte.
Wolfach wusste schon zu diesem Zeitpunkt um beeindruckende Gestalt, vor allem durch eine für die geringe Größe der Stadt ungewöhnliche Befestigung. Diese vor allem wies auf die Bedeutung der Stadt; zwar noch mittelalterlich (ringförmig, nicht etwa modern sternförmig mit wehrhaften Glacis), immerhin aber mit zwei Mauerringen und zwei Gräben, letztere mit Wasser gespeist aus der vorbeifließenden Kinzig.
In Verbindung mit der inneren Stadtmauer fanden sich auch Burggebäude — auf diese vor allem hatte der Landgraf ein Auge geworfen. Die ehrgeizigen Pläne verschmolzen diese Partien, erweiterten und veredelten. Am Ende war die Überraschung perfekt — zwischen 1671 und 1681 entstand nicht irgendein SCHLOSS, sondern mit der enormen Länge von 110 Metern eines der längsten Renaissance-Schlösser überhaupt in Baden!
Nach den Wirren des 17. Jahrhunderts, die zu diesem Zeitpunkt noch weitere 20 bis 30 Jahre dagegenhielten, schritt der neue Stil der Zeit, der Stil der schönen Künste, der lachende Barock nur sehr langsam über die deutschen Landesgrenzen. In Wolfach ward er immerhin schon spürbar, zwar weniger im Detail, das weiterhin der Renaissance verpflichtet, dafür aber an der Gesamtgestalt. Das war kein burgartiges, sich in Ringform abgrenzendes Schloss mehr, sondern wie es drei Dekaden später landauf landab (nicht nur) den Residenzen eine allgemeingültige Formensprache wurde, ein langer Flügelbau, sich nach außen öffnend und präsentierend über Schaufassaden.
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