Baukunst in Baden
  Karlsruhe '2'
 

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Wie bei der Stadt selbst beginnt auch für uns das den Ort erst begründende SCHLOSS. Ab 1715 zunächst als Holzkasten zusammengezimmert, wurde es noch innerhalb des 18. Jahrhunderts in einen würdevollen Steinbau transformiert. Es spannt die (Alt-)Stadt Richtung Süden auf und mit seinem gelben Anstrich, von der Sonne bestens in Szene gesetzt, strahlt es förmlich in den Stadtkörper hinein. Am wichtigsten, neben dem SCHLOSSTURM, welcher der genaue Mittelpunkt des Fächersystems, der HAUPTFLÜGEL mit dem Corps de Logis und die beiden langen SEITENFLÜGEL. Sie nämlich führen eine ergreifende Geste aus.
     Gewiss, der letztlich bescheidene Schlossbau, verputzt und ohne viel Gebäudeschmuck, kann mit den Vorzeigebeispielen deutschen barocken Schlossbaus, was die Schönheit der Fassaden angeht, keineswegs mithalten. Die Residenzpaläste Würzburgs, Berlins (Potsdams) oder Ludwigsburgs liegen weit vorne; ja selbst mit den badischen Kontrahenten Mannheim, Bruchsal und Rastatt muss er sich tüchtig balgen. Die Geste aber des Karlsruher Schlosses, welche es also dem überragenden Stadtgrundriss verdankt, vermag niemand zu überbieten (nicht einmal Versailles!). Die meisten Schlösser nämlich schieben die Seitenflügel blockartig nach vorne, vor allem einen Ehrenhof gewinnend, aber auch die Stadt dem Schloss-Hauptflügel auf Distanz haltend. Der barocke, auf Verbindung von Palast und Stadt angelegte Schlossbau brachte wohl Fürst und Volk in einen Stadtkörper, Distanz aber sollte noch gewahrt werden, ablesbar an genannten Beispielen bis heute. Das Karlsruher Schloss dagegen öffnet die beiden Seitenflügel weit, gleich einem Menschen, der seine Arme ausbreitet um im nächsten Moment einen Geliebten zu empfangen. Ob dieser aufnehmenden Geste besitzt kein anderes Schloss mehr Anziehungskraft! Ist man erst einmal auf dem großen vorgelagerten Schlossplatz angelangt findet man sich wie von selbst angelockt — das optisch weiche Fassadenmaterial, die weichen barocken Formen und der überschaubare Gebäudeschmuck tun ein übriges. Alles nimmt auf, nichts weist zurück.
     Wenige NEBENGEBÄUDE ergänzen. Zwei größere Bauten stehen ein wenig zurückgesetzt von den Seitenarmen, dominiert jeweils von Mittelrisaliten mit Segmentbogengiebel und verbunden mit den Seitenflügel über prächtige Torbauten. Außerdem zwei Wachhäuschen vor der Eingangsseite, niedrig, förmlich geduckt, versehen mit Dreiecksgiebel und Säulenhalle — kleine Sehenswürdigkeiten für sich.
     Insgesamt präsentiert der Palast einen entzückenden Prospekt zur Stadt: der Hauptflügel mit Corps de Logis, letzterer veredelt von Dreiecksgiebel und repräsentativem Balkon auf vier toskanischen Säulen; dahinter lugt der Schlossturm mit Dachlaterne hervor; davor die beiden geduckten WACHHÄUSER; dann der Übergang zu den langen Seitenflügeln, welcher durch nach vorne tretende formale Gelenke ausgezeichnet bereitet.

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